Süddeutsche Zeitung

Ernährung:Auf der Suche nach dem verlorenen Genuss

Noch nie haben sich große Teile der Gesellschaft so viel mit Essen beschäftigt wie heute, sagt der Schriftsteller Wiglaf Droste. Aber warum kann niemand mehr schlichte Freude über ein selbstgekochtes Gericht empfinden?

War es nicht mal so, dass sich die Familie mittags um den Küchentisch versammelte und eine Mahlzeit zu sich nahm, um die kein großes Aufhebens gemacht wurde, die aber eigenhändig zubereitet und selbstverständlich gut war?

Heute zerfällt die Gesellschaft mehr oder weniger in zwei Teile: Die große Masse schlingt besinnungslos krank machendes Fast Food oder Tiefkühltruhenfraß hinunter und kann gerade noch ein Rührei kochen. Die selbsternannte Elite der Besseresser setzt dieser Entwicklung den Veganismus, das Fruktariertum und die Slow-Food-Bewegung entgegen, was sie allerdings mit einem derart schmallippigen Ernst betreibt, dass einem der Appetit vergeht.

Es gibt heute Seminare, in denen man Genießen lernen soll, ist es zu fassen? Wo ist eigentlich die schlichte Freude an einer selbstgekochten Mahlzeit geblieben?

"Noch nie haben sich große Teile der Gesellschaft so viel mit Essen beschäftigt wie heute und waren im gleichen Ausmaß von ihrem unmittelbaren Genuss so abgetrennt und entfernt." Das ist das ernüchterte Fazit des Schriftstellers Wiglaf Droste. Für ihn selbst war Essen schon als Kind ein sinnliches Erlebnis. Die duftenden Suppen und Eintöpfe, die deftigen Speckbirnen und Bratkartoffeln seiner Mutter: Sie gingen nicht mit einem Regelwerk einher, sondern mit Gemeinschaft und Lebensfreude.

Das Bewusstsein, dass Gesundheit, Genuss und Kultur in einer gelungenen Mahlzeit zusammenfinden, ist den Deutschen irgendwie abhanden gekommen. Dabei ist es doch so, schreibt Droste: "Der entscheidende zivilisatorische Schritt, das Rohe in Gegartes zu wandeln, ist Voraussetzung für Überleben und Weiterentwicklung der menschlichen Spezies."

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