Ebola-Kostüm zu Halloween:Schocken mit der Seuche

Ebola-Kostüm sorgt für Ärger

Erwartbar und vermutlich auch ein bisschen kalkuliert: Das Ebola-Kostüm der Firma Brands On Sale.

(Foto: AP)

Zigarettenstummel-Strampler für Kleinkinder oder die Haarpracht einer jüngst verstorbenen Schauspielerin: Ein US-Anbieter von Halloween-Kostümen hat Modelle im Angebot, die Kontroversen auslösen. Doch der Ebola-Schutzanzug geht vielen zu weit.

Von Felicitas Kock

Manche verkleiden sich als sexy Kürbis oder süße Hexe und wollen dabei vor allem eines: gut aussehen. Doch ein echtes Halloween-Kostüm soll schockieren. Es soll hässlich sein, gruselig, abnorm. Am besten, den Umstehenden läuft jedes Mal ein leichter Schauer über den Rücken, wenn sie den Blick auf den Kostümierten werfen. Modelmacherin und Halloween-Profi Heidi Klum wird deshalb nicht wegen ihres prunkvollen Kleopatra-Outfits, sondern wegen ihrer Verwandlung zur 89-jährigen Oma in die Halloween-Geschichte eingehen.

Schaumgummi-Äxte in Köpfen, falsche Wunden, Ketchup-Blut - alles erlaubt. Doch in diesem Jahr gibt es eine Verkleidung, die selbst im Halloween-Mutterland USA Bestürzung hervorruft. Weißer Anzug , blaue Handschuhe, gelbe Gummistiefel, dazu eine Schutzmaske mit Atemgerät fürs Gesicht: Der Kostümhändler Brands on Sale hat einen Ebola-Schutzanzug im Sortiment. Wie man das eben so kennt, von den Fernsehbildern aus Westafrika.

"Sie sind vorbereitet, wenn sich auf Ihrer Halloween-Party ein Ausbruch ereignet", heißt es in der Beschreibung. Außerdem ist dort vom 'viralsten' Kostüm des Jahres die Rede. Andere sprechen eher vom schlimmsten Kostüm des Jahres.

Die Aufregung überrascht nicht allzusehr. Und auch, wenn man dem Hersteller keine Kalkulation unterstellen möchte, dürfte sie ihm nicht ungelegen kommen. Bei ähnlichen Fällen außerhalb der Halloween-Zeit (etwa der des verheerend gestreiften Kindershirts aus Spanien) folgen auf die Empörung in der Regel öffentliches Schuldeingeständnis, Entschuldigung und Rücknahme des Artikels.

Nicht so in diesem Fall. Der Kostümfabrikant ist sich keiner Schuld bewusst. "Wir gehen Kontroversem nicht aus dem Weg", zitiert die amerikanische Seite The Atlantic den CEO der Firma. Solange die Nachfrage da sei, würden sie weiter ungewöhnliche Kostüme anbieten, sagt Jonathan Weeks. Der Ebola-Anzug, der übrigens nicht für den tatsächlichen Einsatz im Krisengebiet geeignet sei, entspreche dem Geiste Halloweens.

Eines der am besten laufenden Produkte sei gegenwärtig etwa die Joan-Rivers-Perücke. Die Entertainerin starb erst vor wenigen Wochen. Auch das Zigarettenstummel-Outfit für Babys laufe gut. "Sie würden sich wundern, was Menschen alles tun, um ihre Freunde zu erschrecken", sagt Weeks.

Tatsächlich denken sozialen Netzwerken zufolge zahlreiche Menschen öffentlich darüber nach, als Ebola-Helfer oder gar als Ebola-Opfer zu gehen. Negative Kommentare sind selten. Scherze über ein Virus, das Tausende dahingerafft hat, das halbe Stadtviertel ausrottet und sich mit immer höherer Geschwindigkeit ausbreitet - für die meisten scheint damit keine Grenze überschritten.

Schockierend? Auf jeden Fall.

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