Keine Zeit fürs Abendessen, keine Lust auf Indisch. Der eine darf keine Milchprodukte zu sich nehmen, der nächste kein Gluten: Grillen ist oft der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich im Sommer als kulinarisches Gemeinschaftserlebnis einigen kann - das dann umso mehr zelebriert wird.
Während man im Winter nur vier Stühle um seinen kleinen Esstisch in der Küche zur Verfügung hat, ergibt sich im Sommer plötzlich eine schier unendliche Weite im heimischen Reihenhausgarten, in der plötzlich der gesamte Freundeskreis Platz findet - perfekte Voraussetzungen für die eigene Grillparty.
Für Koch Klaus Winter sind solche Veranstaltungen Alltag und Geschäft. In seinem Restaurant "Strandhaus" am Bodensee gibt er Grill-Seminare und verköstigt zweimal pro Woche seine Gäste mit einem ganzen Barbecue-Buffet. Selbst für den kleinen Rahmen im heimischen Garten empfiehlt Winter, mit zwei Grills zu arbeiten: einem geschlossenen und einem offenen.
Geduld lohnt sich
Bei der Barbecue-Methode ist es egal, ob man mit Holzkohle oder Gas grillt, die Hauptsache ist, dass bei niedriger Temperatur gegrillt wird und der Grill einen Deckel hat, damit die Hitze nicht entweicht. Darin bereitet Klaus Winter für seine Gäste große Bratenstücke zu, die er im gegarten Zustand nur noch portionieren muss - etwa Schweinehals am Stück, den er drei bis vier Stunden grillt. "Man muss der Versuchung widerstehen, währenddessen unnötig den Deckel aufzumachen. Das Fleisch ist schon noch da, darauf kann man sich verlassen", sagt Winter. Pro Öffnung des Deckels müsse man nämlich mit einer zusätzlichen Garzeit von 15 bis 20 Minuten rechnen - viermal Nachsehen bedeutet also mindestens eine Stunde länger aufs Essen warten.
Grillkönig Michael Hoffmann empfiehlt für diese Zubereitungsart ebenfalls große Fleischstücke vom Rind oder Schwein. "Ein ganzes Roastbeef hat etwa zwei Kilo, reicht für gut 20 Portionen und braucht auch nur etwa 90 Minuten, bis es medium ist."
Den offenen Grill verwendet man daneben mit direkter Hitze. So kann der Gastgeber als Ergänzung dazu Würstchen und Steaks grillen und schnell nachlegen, wenn das Fleisch aus dem Barbecue-Grill zur Neige geht. Wer es besonders stressfrei möchte, dem empfiehlt Klaus Winter aber, auf der eigenen Grillfeier ausschließlich auf Barbecue-Fleisch zurückzugreifen. "Dann sitzt man selbst auf seiner eigenen Grillparty und steht nicht nur am Grill", so der Koch. Hat man nur einen Grill und muss ausschließlich mit direkter Hitze auskommen, muss man sich bei der Gästeliste dennoch nicht beschränken. "Würstchen und Nackensteaks gehen wirklich schnell, so dass man selbst mit einem relativ kleinen Grill zwanzig Gäste satt bekommen kann", sagt Michael Hoffmann.
Einkaufen nach Maß
"Grundsätzlich neigt der Privatmann dazu, überzukalkulieren", sagt Klaus Winter, "Niemand will sich die Blöße geben, dass das Essen ausgeht. Und dann isst man selbst zwei Wochen an dem, was am letzten Sonntag gegrillt werden sollte." Für den Einkauf empfehlen die beiden Experten deshalb folgende Mengen:
- 300 bis 350 Gramm Fleisch pro Person insgesamt, aufgeteilt über zwei bis drei Fleischgerichte. Einzige Ausnahme: Handelt es sich bei den Gästen ausschließlich um hungrige Männer, dürfen es gerne auch 400-500 Gramm pro Gast sein.
- 100 Gramm Sättigungsbeilagen wie Polenta oder Kartoffeln
- 80 bis 90 Gramm Gemüse, etwa Grillgemüse oder gefüllte Tomaten
- Etwas frisches Brot und drei bis vier Salate, die auch ohne Kühlung nicht zusammenfallen. Beispielsweise Karottensalat, Bulgursalat oder Nudelsalat ohne Mayonnaise
Michael Hoffmann rechnet außerdem immer mit zwei bis drei Personen mehr, falls jemand doch noch seinen Partner mitbringt. "Außerdem sollte man beachten, wie viele Vegetarier dabei sind oder ob Gäste irgendwelche Unverträglichkeiten haben", sagt er.