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Dessous-Show auf der Fashion Week Paris:Ich habe nichts anzuziehen

Zahia Dehar verdankt ihre Karriere zwei Männern: Franck Ribéry nahm ihre Dienste als Callgirl in Anspruch, Karl Lagerfeld lancierte sie kurz darauf als Designerin. Ihr Haar ist noch immer zu blond, doch mittlerweile hat es die Algerierin auf die Pariser Laufstege geschafft. Dort überzeugte ihre Kollektion vor allem in der Kunst des Weglassens.

Violetta Simon

Sie verdiente ihr Geld als Callgirl und ihr Haar ist noch immer einen Tick zu blond. Dennoch hat sich Zahia Dehar, bekannt durch die Affäre mit Bayern-Star Franck Ribéry, als Modedesignerin etabliert. Ob es an ihrer Wäsche liegt? Das Brautkleid ist der Höhepunkt einer klassischen Haute-Couture-Schau, auch bei einer Dessous-Show. Die Präsentation übernahm die Algerierin dann auch gleich persönlich. Dabei erschien nicht nur der Entwurf ziemlich durchsichtig, sondern auch die Idee dahinter: "Das Beste an meiner Kollektion bin ich selbst".

Oben zart, unten bombastisch: Diese Kreation beweist, dass Transparenz auch inspiriert und klug eingesetzt werden kann. Schade nur, dass die Ornamente ein bisschen an Blutgefäße erinnern.

Angst vor der eigenen Courage? Bei diesem Zweiteiler scheint der Designerin das Herz ins Höschen gerutscht zu sein.

Kostbarer Entenbürzel: Nicht viel dran an so einem Popo-Schurz. Das macht ihn aber nicht günstiger. Nur billig.

Für die Paris Fashion Week ließ Dehar ihre "Puppen" zwischendurch sogar im Rotlicht tanzen. Sollte die 20-Jährige mit der einschlägigen Vergangenheit etwa über Selbstironie verfügen?

Ich habe nichts anzuziehen! Freier Blick auf die Brust, nur die Knospen sind kuschelig verpackt. Auch das Schulterjäckchen scheint nicht wirklich zu wärmen.

Soll niemand behaupten, Dehar würde aus Prinzip mit Stoff geizen. Sie kann auch verschwenderisch. Dass die strategisch wichtigen Stellen frei bleiben, gehört zum Geschäft - sonst guckt ja wieder keiner.

Die Kindfrau, verpackt wie eine süße Praline: Ein Bild, das die Würde der Frau verrät? Und wenn schon, es ist in jedem Fall ein verkaufsförderndes Argument.

(Noch) weniger subtil illustriert die Choreografie diesen Entwurf: "Vernasch mich!" lautet die Botschaft.

Für wen es hier rote Rosen regnet, bleibt das Geheimnis der Trägerin. Gut durchdacht: Die Blütenblätter sammeln sich im Kelch der Weiblichkeit. Zugegeben, ein bisschen viel Pathos - aber Romantik muss nunmal sein, wenn es der Emanzipation an die Wäsche geht.

Und falls sich jetzt noch jemand fragt, wie es dieser Frau gelingen konnte, sich innerhalb kürzester Zeit auf den Pariser Laufstegen zu platzieren - die Absolution kam von Karl Lagerfeld höchstpersönlich. Der Chanel-Designer, der einmal sagte, er kenne keine Heidi Klum, erteilte der Wasserstoff-Blondine vergangenes Jahr zu ihrem Debut die Absolution: "Nichts an ihr ist vulgär". Dann wäre das also geklärt.

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