Haben und Sein:Grüne Stars

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Nachhaltiger heiraten: Das Seidenmini-Hochzeitskleid von Reformation soll im Vergleich rund 3,62 Kilogramm Kohlendioxid und 15 Liter Wasser einsparen. (Foto: Hersteller)

Ein klimafreundliches Hochzeitskleid, ein quietschgrünes Showcase für Ketten und eine nachhaltige Designmesse: die Stilnews der Woche.

Von Titus Arnu, Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

2022 könnte ein Rekordjahr für Hochzeiten werden. Neben den Frisch-Heiratswilligen haben sich nach zwei Jahre Pandemie schließlich jede Menge Feiern angestaut, die komplett oder in größerer Runde nachgeholt werden wollen. Einer der größten neuen Trends vorm Traualtar sind diese Saison lange Opernhandschuhe (siehe Nicola Peltz Beckham). Außerdem, ganz unabhängig vom Design: Nachhaltigkeit. Denn egal wie atemberaubend schön ein Entwurf sein mag - in der Regel werden Hochzeitskleider nur einmal getragen. Gut gemeinte Umnäheversuche für andere Anlässe scheitern zuverlässig. Immer mehr Frauen kaufen deshalb in Vintage-Läden und bringen ihre Kleider anschließend auch dorthin zurück. Eine andere Möglichkeit bietet der Bridal Salon von Reformation. Die in Los Angeles gegründete Modekette, die in Europa stark wächst, hat sich "sustainability" von Anfang auf die Fahne geschrieben. Auch bei den Hochzeitskleidern wird deshalb jeweils angegeben, wie viel Wasser- und Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlicher Produktion eingespart wurden. Teurer sind die Designs trotzdem nicht: Seidenkleider starten bei rund 400 Euro, ein weißer Anzug à la Bianca Jagger ist für knapp 600 Euro zu haben. Da bleibt vielleicht noch Geld übrig, um bei Reformation gleich die ganze Hochzeit abzusetzen. Denn unter dem Motto "Cancel the wedding!" kann man für 180 Euro einen Klimagutschein kaufen, der ungefähr den Kosten für den Emissionsausgleich einer durchschnittlichen Hochzeitsfeier entsprechen soll. Der Betrag geht an klimafreundliche und kohlenstoffreduzierende Projekte. Als hätte die Hochzeit - jedenfalls im Umweltsinne - nie stattgefunden ( thereformation.com).

Abgeschnitten von der Außenwelt: Die Geschichte einer Bergbauernfamilie in Südtirol zeigt der Bildband "Gspell 111". (Foto: Hersteller)

Im Winter sind Bauer Siegfried und sein Sohn Florian manchmal völlig von der Außenwelt abgeschnitten, nur ihre acht Kühe, 15 Schafe und Hennen leisten ihnen dann Gesellschaft, weit oben am Ende des Passeiertals in Südtirol. Im Sommer kommt auch Mutter Katharina auf den Hof oberhalb von Meran, der 1629 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Gemeinsam kümmern sie sich um den Verkauf der Jungtiere, während die Familie die Milch für sich selbst und für die Aufzucht der Kälber nutzt. In diesen entbehrungsreichen Alltag, geprägt vom Wechsel der Jahreszeiten, gewährt der Fotograf Roland Reinstadler, der ebenfalls aus der Region stammt, nun einen Blick. In dem Band "Gspell 111. Bergbauern in den Alpen. Die letzten ihrer Art" zeigt er in stimmungsvollen Fotografien eine aussterbende Kultur mit stillen Ritualen eines Lebens, das es heute so kaum mehr in Europa gibt (112 Seiten, Kehrer Verlag, 39,90 Euro, kehrerverlag.com).

Supersalone klang zwar gut, dennoch war die Ausgabe der Mailänder Designmesse im vergangenen Jahr nur eine Schrumpfversion des sonst üblichen Aufschlags. Dieses Mal soll nach zwei coronabedingt mageren Saisons - 2020 war die Veranstaltung ganz ausgefallen - wieder alles in altem Glanz erstrahlen beim Salone del Mobile. Damit das auch klappt, wurde vom April in den Frühsommer verschoben, und jetzt beginnt unter Designliebhabern so langsam der Countdown: Nur noch wenige Wochen bis zum Start am 7. Juni. 800 Aussteller aus der ganzen Welt werden erwartet, die auf dem Gelände im Nordwesten der Stadt ihre Entwürfe präsentieren. An sechs Tagen dreht sich bis zum 12. Juni alles um "qualità, innovazione, bellezza", wie die Website der Messe frohlockend ankündigt, um Qualität, Innovation und Schönheit also. Und zur 60. Geburtstagsausgabe soll überdies, wie könnte es anders sein, die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Daher heißt die zentrale, 1400 Quadratmeter große Installation des Architekten Mario Cucinella aus Bologna auch "Design with Nature". Außerdem sagte die Präsidentin Maria Porro, angesichts des Kriegs in der Ukraine verstehe sich der Salone umso mehr als ein weltoffener "Treffpunkt der Kulturen" ( salonemilano.it).

Kettenablegeplatz von Saskia Diez. (Foto: Hersteller)

Mittlerweile ist sie weltweit bekannt für ihre Schmuck-Kreationen, jetzt aber hat die Münchner Designerin Saskia Diez zum ersten Mal Wohnaccessoires entworfen - die aber auch wieder mit Schmuck zu tun haben. Zusammen mit dem Möbelhersteller Schönbuch entwickelte sie Nikara - ein Set von skulpturalen Tischobjekten aus Holz, die mit ihren Formen als perfekte Ablage für kleine Kostbarkeiten fungieren. Ein Display mit Fugen für Ringe, ein aufrechter Block, über den sich dekorativ ungetragene Ketten legen lassen, ein Steckstein für Ohrschmuck und ein kleiner Spiegel sollen für Ordnung sorgen und sehen auch ohne zusätzliches Edelmetall gut aus. Neben der originellen Form der Aufbewahrung sollen die Objekte auch die Freude am achtsamen Dekorieren fördern und die Schmuckstücke daheim auf spielerische Weise zur Geltung bringen - wo sie sonst oft einfach in der üblichen Schatulle verschwinden.

Mit Chirurgenstahl ans Steak: das prämierte Besteck von Skife aus der Schweiz. (Foto: Hersteller)

Wie isst man stilvoll Steak? Laut Benimm-Ratgeber Knigge ungefähr so: "Nach feiner alter Art wird die Gabel, ehe sie zum Mund geführt wird, umgedreht, mit den Zinken nach oben." Vorher sollte das Fleisch fachgerecht und unfallfrei klein gesäbelt werden. Na schön, aber welches Besteck soll man für dieses Kunststück verwenden? Am besten ein kunstvoll geschmiedetes, scharfes Messer und eine stabile Gabel. Das offiziell schönste Werkzeug dafür kommt aus der Schweiz: Das Steak-Besteck von Skife hat beim "Tableware International Award of Excellence 2022" als Erster abgeschnitten. Das Besteck wurde in Zusammenarbeit mit Spitzenköchen entwickelt und besteht aus Chirurgenstahl und Walnussholz. Für ein Messer und eine Gabel muss man allerdings 471 Euro hinlegen. Alternative: Fingerfood. Das darf man laut Knigge mit den Händen essen ( skinfe.com).

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