Design:Das gebeugte Holz

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Bauhaus und Birken: Seit 80 Jahren bauen die Finnen Möbel ihres Überdesigners und Stararchitekten Alvar Aalto. Eine Spurensuche.

Von Max Scharnigg

Helsinki, Tiilimäki 20

Korallenrotes Kleid, keine Schuhe, flüsternde Stimme - die Mitarbeiterin der Stiftung wirkt wie aus einem Film von Aki Kaurismäki. Auf Socken führt sie Besucher durch das Originalbüro von Alvar Aalto, dem Großarchitekten, dem Möbelversteher, dem Mann, der das Bauhaus auf Nordisch übersetzt hat und bis heute überall präsent ist. Vor allem in Japan. Im grünen Innenhof des modernistischen Gebäudes wurde eine Reisegruppe Japaner ausgeladen. Sie fotografieren: Die riesigen Fenster, mit denen Aalto den Garten ins Studio holen wollte. Den charakteristischen Materialmix seiner "weißen Phase", also hell getünchte Ziegelsteine und Beton, davor die finnischen Birken, die als Möbelholz so sehr zu seinem Erfolg beigetragen haben. Selfies vor der sensationell schlichten Mauer, die das Gebäude zur Straßenseite hin inkognito macht. Kein Hinweisschild hängt hier, keine Gedenktafel. Drinnen, an Aaltos ikonischen Schreibtischen mit L-Leg, an denen er in den 60er-Jahren auch Hochhäuser für Bremen-Vahr oder Kirchen für Hannover geplant hatte, wird heute immer noch gearbeitet. Hier ist die Aalto-Stiftung eingezogen, die an diesem Vormittag Grund zum Jubeln hat. Die Getty Foundation hat der Aalto Foundation gerade eine hübsche Summe zugesprochen, um das Sanatorium in Paimio zu restaurieren - Aaltos frühes Meisterwerk in den Wäldern, zwei Autostunden von Helsinki entfernt.

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