Ladies & Gentlemen:Ein Herz für Virologen

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(Foto: H. Hartmann/Future Image)

Die Zeiten ändern sich und damit auch die Sex-Symbole: Hier sind Frau Professorin Brinkmann und Herr Professor Drosten.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Virologin fürs Herz

Vor vier Wochen kannten wir noch keine Virologen und erst recht keine Virologinnen. Jetzt sind sie so allgegenwärtig, dass sich schon der leise Wunsch nach einem Virologen-Karten-Trumpfspiel bemerkbar macht - Spiele für Zuhause sind ja gerade äußerst nachgefragt.

Frau Professor Dr. Brinkmann wäre dabei eine starke Karte, denn sie kann mit Eigenschaften punkten, die vielen der anderen Kollegen abgehen - zum Beispiel sieht man ihr die lange Zeit in Labors überhaupt nicht an. Sie wirkt im Gegenteil so vital, dass man ihre Expertise gleich für lebensnäher und brauchbarer hält. Anders gesagt: Die versteht doch noch die Sorge des kleinen Mannes um die Endlichkeit der Klopapierrolle. Und während die graugeforschten männlichen Kollegen in Talkshows und Aufsagern gerne so tun, als wäre ihr Herz eine Petrischale, und ohne Wimpernzucken die voraussichtlichen Toten in Tausenderpotenz vorrechnen, hat Frau Brinkmann eine merkelhafte Ruhe und Zugewandtheit bei ihren Erklärungen. Fast glaubt man, es könnte noch alles gut werden.

Die Frau will man jedenfalls nicht nur als Virologin, die soll auch Romane einlesen und den Berliner Flughafen zu Ende bauen. Die Verbindung von weltrettendem Wissen und weiblicher Anmut ist sowieso unschlagbar, ähm, anders gesagt: Auch der toxischste Mann würde von ihr wohl den ein oder anderen Ratschlag befolgen. Extrapunkte gibt es natürlich auch für den Namen - als Prof. Brinkmann hat man in Deutschland schließlich auch dreißig Jahre nach der "Schwarzwaldklinik" das absolute Vertrauen Volkes.

(Max Scharnigg)

(Foto: H. Hartmann/Future Image)

Posterboy der Stunde

Die Zeiten ändern sich und damit die Sex-Symbole! Seit Wochen hängen wir dem Virologen Christian Drosten an den sinnlichen Lippen und fragen uns, warum der eigene Gatte nichts Anständiges gelernt hat und waschlappenartig über Börsenverluste jammert.

Den Drosten kann man schon aus dem Labor rauslassen: Seine Jacketts von der Stange sind nicht ganz so breitschultrig verschnitten, wie man das von einem Wissenschaftler erwarten würde; trotzdem verbreitet er beflissen den Eindruck, dass er nur mal eben schnell den weißen Kittel gegen die Notjacke ausgetauscht hat, die im Labor für den Fall im Schrank hängt, dass die Regierung ruft. Er flitzt da sogar mit dem Fahrrad hin, hat er mal erzählt! Ob er bei diesem Abenteuer einen Helm trägt? Ist der Fahrradhelm gar die neue Superheldenmaske? Und die Haare! Geradezu lausbübisch wirkt dieser Kurz-vor-rausgewachsen-Schnitt, den sonst nur Italiener tragen.

Wirklich gerne wüsste man, ob er sich im normalen Leben verwegen die Strähnen aus der Stirn streicht und damit Doktorandinnenherzen zum Schmelzen bringt. Aber ins Gesicht fassen ist ja leider grade verboten. Bleibt also die Frage, warum einer, der im Moment viel damit beschäftigt ist, mit Podcast-Timbre seine Meinungen vom Vortag zu revidieren (und zu erklären, warum man revidieren muss), der Posterboy der Stunde ist. Ganz einfach: Er zeigt uns, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne entgegen allen kulturpessimistischen Theorien doch ein bisschen länger ist als die eines Goldfischs. Fühlt sich geradezu sexy an.

(Julia Werner)

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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