Stilkritik:So lecken Sie Ihr Eis richtig!

Corona-Regeln zum frühlingshaften Eisverzehr

Eisessen in Corona-Zeiten: Es ist kompliziert.

(Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

In Corona-Zeiten ist auch die Aufnahme von Speiseeis komplex. Niedersachsen hat dafür nun Verhaltensregeln in verbindlichem Amtsdeutsch erlassen.

Von Alexander Menden

Während Deutschland sich an erleichterte Alltagsbedingungen herantastet, versuchen die Behörden, die neuen Verhaltensregeln in verbindliches Amtsdeutsch zu fassen, so zum Beispiel in der Gastronomie. Die entsprechende Rechtsverordnung sieht ja vor, dass Restaurants und Cafés geschlossen bleiben und nur Außerhausverkauf möglich ist. "Der Verzehr von Speisen und Getränken bleibt innerhalb eines Umkreises von 50 Metern zu den Restaurationsbetrieben untersagt", betont daher das Land Niedersachsen auf einer Website, die "häufig gestellte Fragen" zu Corona beantwortet.

Eine Frage, die anscheinend so häufig auftaucht, dass die Seite ihr einen eigenen Absatz einräumt, lautet: "Gilt dieser Abstand von 50 Metern auch für ein in einer Eisdiele erworbenes Leckeis?" Hier hat Niedersachsen eigens eine Art Leck-Protokoll erstellt. Es dekretiert, bei der "Anwendung der Verordnung" dürfe "insofern pragmatisch vorgegangen werden, als durch erstes rasches Lecken an einer Eiskugel während des zügigen Sichentfernens von der Eisdiele ein Heruntertropfen des Eises auf Kleidung oder Fußboden verhindert werden" dürfe.

Obwohl die Fürsorge, was "Kleidung und Fußboden" angeht, löblich ist, hat offenkundig niemand bedacht, dass sich in der Folge eines erhöhten Eis-Lecktaktes die Fallzahl spontan auftretender Kältekopfschmerzen drastisch vermehren könnte. Hier sollte Niedersachsen nachbessern.

Der Schlusssatz lautet: "Für den Verzehr des Resteises gilt jedoch der Abstand von 50 Metern. ;-)" Ja, der Mahnung ist tatsächlich ein Blinzel-Emoji angehängt. Soll das heißen "Gar nicht so gemeint"? Oder soll es lediglich die Strenge der Regel optisch abfedern? Der Einsatz von Emojis in amtlichen Verlautbarungen wäre jedenfalls eine interessante Neuerung für die Post-Corona-Epoche.

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