Für sie: Countryhose
Die lässigsten Frauen sind ja die, die sich nicht um die Meinung der anderen scheren. Es gibt davon weniger, als man denkt. Ganz sicher erkennt man sie aber zum Beispiel daran, dass sie, in einem Meer eleganter beigefarbener Kaschmirpullis, eine Lederfransenjacke und einen Cowboyhut tragen, weil sie das pfiffig finden. Jetzt ist dieser Look kein Fasching mehr, sondern ein ernst gemeinter Modetrend, bei Burberry und Isabel Marant zum Beispiel ist Americana in diesem Winter ganz groß. Das hier gezeigte Outfit kommt von Chloé, wo die deutsche Designerin Chemena Kamali gerade die Branche verzückt, weil alles flattert und Spaß macht. Die Fransenhose erinnert an Chaps, die Cowboys beim Kuhtreiben tragen, aber der Clou ist die unten rausblitzende Seide. Cowboy ist das Stichwort, denn der Trend dreht sich ausdrücklich nicht ums Cowgirl mit Miniröckchen. Losgetreten hat die Sache definitiv Beyoncé, als sie ihr letztes Album launchte. Es heißt Cowboy Carter und dreht sich um den Wilden Westen, der Amerika nun mal ist: Als sie nämlich 2016 einen Country-Song auf einer Preisverleihung performte, war halb Nashville empört. Weswegen sie beweisen musste, dass auch Country mal ein Schwarzes Genre war. Und immer noch ist. Seitdem trägt sie nichts anderes mehr als Western-Looks, selbst, wenn es mal ein enges Kostüm mit Mini sein muss, kommt sie nicht mehr ohne Cowboyhut aus. So kann man auch diese Chloé-Hose wohl als Ode verstehen: an die Frau, die ihre Rinder am Ende des Tages immer ganz alleine nach Hause bringen muss.
Für ihn: Edelcowboy
Schon länger erschien es, als wären der Cowboy und mit ihm der Wilde Westen etwas, tja, eingestaubt oder besser gesagt: nicht marvel genug. Das Konstrukt vom wortkargen Alpha mit Colt und Hang zur Selbstjustiz war nicht mehr zeitgemäß und erfuhr wohl deshalb in den vergangenen Jahren auch in Hollywood eine gewisse Entromantisierung. Das war einerseits sicher nötig, ließ aber andererseits aus dem Genre insgesamt ein bisschen die Luft raus. Dass aktuell der Beginn von Kevin Costners großer Western-Saga „Horizon“ in den Kinos zu floppen scheint, kann durchaus als Indiz für diese verlorene Strahlkraft genommen werden. Quasi als Ersatz hat sich aber die Mode seit einiger Zeit des Themas angenommen und kommt nicht mehr aus ihrer „Cowboy & Sheriff“-Kostümkiste raus. Pharrell Williams dekliniert das bei Louis Vuitton derzeit jedenfalls ziemlich unironisch durch: Der Herr hier könnte sofort bei Kevin Costner eine Rolle bekommen. Woher kommt die Begeisterung für Fransen, Lederhüte und Bolo Ties? Vielleicht eine Sehnsucht nach einem Amerika, in dem am Ende die mit den weißen Hüten gewinnen? Wahrscheinlich ist der loneseome cowboy aber vor allem eine gute Projektionsfläche der urbanen Single-Gesellschaft. Einer, der die Tinderherde im Griff hat! Und dass man ihn mit allerlei Manufakturqualität behängen kann, ist natürlich auch wichtig: Hüte, Gürtel, Leder und eine Tasche, auf der Wells Fargo stehen könnte. Pharrell Williams klingt ja fast genauso.