Überdurchschnittlich drunter
Nensi Dojaka gehörte vor ein paar Jahren zu den Shootingstars der London Fashion Week. Ihre sexy „Bra-Dresses“ erinnerten nicht zufällig an Unterwäsche – die albanischstämmige Designerin kommt ursprünglich aus der Lingerie. Vergangene Saison fehlte sie auf dem Schauenkalender, weshalb viele schon orakelten, nun sei das nächste junge Label pleite. Vergangene Woche war Dojaka aber wieder vertreten und kehrte obendrein an ihre Wurzeln zurück: mit einer gemeinsamen Kollektion mit Calvin Klein Underwear. Kann ja auch nicht sein, dass in deren aktueller Werbung mit Jeremy Allen White nur die Männer bedient werden und die Umsätze der amerikanischen Marke nach oben treiben. Frauen wollen in der Regel keinen weißen Feinripp drunter tragen, sondern sind lieber etwas feinsinniger und bunter unterwegs. Ein bekanntes Gesicht gibt es in der Kampagne natürlich auch: die Schauspielerin Rebecca Ferguson aus „Dune“. (calvinklein.de)

Wolle auf Wellen
Der America’s Cup in Barcelona geht allmählich in die heiße Phase. Gerade laufen die Halbfinals, am 26. September starten die finalen Regatten. Wer keine Ahnung vom Segeln hat – egal, grob gesagt geht es um Formel 1 auf dem Wasser, nur mit Hightech-Booten statt Rennwagen. Überflüssig zu erwähnen, welche Funktionssachen das italienische Team Luna Rossa Prada beim Training wohl trägt. Die Marke steckt im Namen ja schon drin. Überraschender hingegen ist die Highend-Faser, die hier vorwiegend verarbeitet wurde. Kein neuartiges Mondstaubgewebe oder irgendein Super-Polyester, sondern: Merinowolle. Entgegen der allgemeinen Assoziation, dass Wolle automatisch Schwitzen bedeutet, soll Merino nämlich gewissermaßen das Original unter den Performancematerialien sein. Es ist nicht nur atmungsaktiv, sondern auch isolierend, wasserabweisend und elastisch; nachhaltig und angenehm zu tragen ist es sowieso. Neben T-Shirts, Leggings und Hoodies ist in der Ausrüstung der Segler diesmal auch eine wasserdichte, ultraleichte Windjacke enthalten, die aus 55 Prozent Merino besteht. Theoretisch könnten sogar Fußballtrikots zu großen Teilen daraus hergestellt werden, heißt es. The Woolmark Company, die Instanz in Sachen Merinowolle aus Australien, ist seit 2019 „technischer Partner“ beim Luna-Rossa-Team, engagiert sich seit Jahren aber generell immer stärker im Sportbereich. Diesen Sommer gab es beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Arena, bei der sogar Bademode mit Merinoanteil entwickelt wurde, um gerade im Wasser die Verwendung von Mikroplastik zu reduzieren.

Selber planen
Das Unternehmen Freitag aus der Schweiz war seiner Zeit eigentlich schon immer voraus. Die ikonischen Umhängetaschen aus ausgemusterten Lkw-Planen thematisierten ja schon seit Mitte der 1990er-Jahre die modischen Möglichkeiten von Up- und Recycling und haben sich seither immer akribischer in die Materie der funktionalen Restverwertung und Abfallvermeidung vorgearbeitet – zuletzt etwa mit einer schnell vergriffenen Edition von Taschen, die aus dem Stoff alter Airbags geschneidert wurden. Auch die Langlebigkeit der Produkte ist bei Freitag von Anfang an Thema, deshalb bietet die Marke an fünf Standorten Reparaturwerkstätten an, in denen die üblichen Verschleißerscheinungen wie ausgeleierte Verschlüsse oder abgerissene Gurte behoben werden können – die Lkw-Planen selbst sind ja nahezu unzerstörbar. Drei neu gestaltete Einkaufstragetaschen aus den Planen können sich die Kunden jetzt selbst gestalten, möglich machen das die besagten Werkstätten in den Taschen-Stores von Zürich, München, Kyoto, Bangkok und Shanghai. Die Kunden können dort die Einzelteile der Totes wie Henkel, Innentasche und Co. aus den gerade vorrätigen Planen auswählen und sich daraus in zwanzig Minuten ein echtes Unikat schneidern lassen. Wer nicht an einem Standort für dieses „Yourself“-Angebot vorbeikommt, kann auch via Videocall seine Lieblingstasche zusammenstellen.

Wenn Ohren Augen machen
Wenn das dänische Unternehmen Bang & Olufsen ein neues Produkt ankündigt, darf man zwei Sachen voraussetzen: Es sieht gut aus, und es klingt hervorragend. Beides gilt in besonderem Maße für den neuen Bügelkopfhörer, der Anfang September mit der Modellnummer H100 vorgestellt wurde. Aufbauend auf dem beliebten Vorgänger H95 stellt der neue Kopfhörer jetzt das Nonplusultra im Markt dar (mit 1499 Euro auch preislich) und soll Audiophile ebenso zufriedenstellen wie alle, die einen luxuriösen Kopfhörer für den Alltag suchen. „Immersives Klangerlebnis und ultimativer Komfort“ stand laut den Designern bei der zwei Jahre währenden Entwicklungsphase im Fokus. Um das zu erreichen, wurden die Kopfhörer mit etlichen technischen Finessen ausgestattet, etwa der adaptiven Audioverarbeitung „EarSense“ und der räumlichen Anpassung des Klangs an die Kopfhaltung – gerade dieses „Spatial Audio“ genannte Feature bietet einen verblüffend neuen Raumeffekt für den Sound, der bei den meisten Kopfhörern ja nun mal nur zwischen den beiden Ohren diffundiert. Besondere Sorgfalt legten die Dänen auch auf die Entwicklung der Stille – zehn Mikrofone sollen eine besonders präzise Geräuschunterdrückung liefern, die sich laufend an die Situation anpasst und auch Telefongespräche besonders angenehm macht. Auch der Transparenzmodus und die intuitive Bedienung wurden noch mal verbessert, die Materialien – Aluminium, superweiches Leder und Glas – sind naturgemäß vom Feinsten. Aber ob man sich traut, so ein Wunderwerk tatsächlich in den lauten Alltag oder auf Reisen mitzunehmen?

