Brasilien:Bikini-Streifen sind wieder schick

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Die Zeiten, in denen Frauen nach nahtloser Bräune strebten, sind vorbei. In Rio de Janeiro sonnt man sich jetzt mit Klebeband.

Stolz zur Schau getragene Bräunungsstreifen ließen bislang vor allem auf zwei Arten von Urlaub schließen: Entweder war die Trägerin beim Junggesellinnen-Abschied auf Mallotze nach einem Eimer Sangria am Strand eingeschlafen und ihre extrem süßen Freundinnen hatten ihr mit Sonnencreme ein extrem süßes Herz auf die Schulter gemalt. Oder aber die Trägerin nutzte die vom Rucksack verursachten Streifen an den Schultern als Vorwand, um auch wirklich jedem daheim von ihrer wirklich extrem abenteuerlichen Backpacker-Erfahrung im indonesischen Dschungel zu berichten.

Alle anderen Sonnenanbeterinnen betrieben am Strand viele Jahre eine Art kompliziertes Fesselspiel, um eben jene weiße Streifen zu vermeiden. Wer sich nicht gleich des ganzen Bikinis entledigen wollte, war viel mit seinen Trägern und deren Knoten beschäftigt. Dann kam der trägerlose Bikini - und mit ihm hatten nicht nur die Schnüre ein Ende, sondern auch die Abkühlung. Der Bandeau-Bikini eignet sich bestenfalls für stehende Gewässer. Oder für das Strandtuch. Wer sich darauf bewegen will, sollte sein Oberteil lieber festhalten.

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Die gute Nachricht kommt nun aus Brasilien, wo dunkle Bräune trotz gefährlicher UV-Strahlung und vorzeitiger Hautalterung als Statussymbol gilt: Bikini-Streifen sind auch jenseits von Ballermann und Borneo wieder schick! Wer jetzt allerdings denkt, er dürfte endlich die Zeit am Strand entspannt genießen, liegt falsch. Unkomplizierter ist das Brutzeln in der Sonne durch den neuen Trend nämlich nicht geworden. Im Gegenteil: Auch in perfekten weißen Streifen steckt harte Arbeit.

Die Frauen in Rio bevorzugen einen "Fio-Dental" (wörtlich übersetzt heißt das Zahnseide, gemeint sind String-Bikinis) oder einen "Cortininha" ("Kleiner Vorhang" - etwas mehr Stoff) mit besonders dünnen Linien. Da aber niemand nach dem Sonnenbad wie ein kritzeliges Kinderbild aussehen will, verzichten die Brasilianerinnen lieber ganz auf den Bikini - zu groß ist die Gefahr, dass er verrutscht. Stattdessen besuchen sie Open-Air-Sonnenstudios wie den Salon "Erika Bronze". Dieser liegt in einer heruntergekommenen Gegend am Stadtrand. Strand und Meer? Weit weg.

Seit Beginn der Sommersaison in Brasilien, die im November begann, kleben die Angestellten auf der Dachterrasse bis zu 90 Kundinnen am Tag schwarze, weiße und rote, vor allem aber rutschfeste, Klebestreifen über die Brüste und den Intimbereich. "30 bis 40 Rollen Klebeband verbrauchen wir hier pro Tag", erzählte Chefin Erika Romero Martins in Interviews. Ein junger Mann läuft mit einem Gartenschlauch durch die Reihen und besprüht die Kundinnen mit Wasser, im Hintergrund läuft entspannende Musik.

70 Reais, umgerechnet etwa 20 Euro, kostet eine Sitzung von drei Stunden. Nach drei Sitzungen in der prallen Sonne soll der natürliche Bikini-Abdruck fertig sein. Wie schmerzhaft ihre Klebeband-Methode ist, sagt Martins nicht. Zumal zum Entfernen des Klebebandes ein Sonnenbrand kommen könnte.

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