Süddeutsche Zeitung

Boulevard de luxe  :Hab Yacht

Zwischen Charity-Event und Hollywood-Premiere: Was steckt eigentlich genau hinter dem perfekten Instagram-Leben des Mohammed Al Turki?

Von Julia Rothhaas

Neulich waren wir mit Mo auf Formentera. Es war herrlich! Das Wasser um das Boot schimmerte türkisfarben, die Polster an Deck leuchteten knallrot, kaum Wolken am Himmel. Alessandra war auch dabei. Mo hat sie auf die Arme genommen, die Gute formte mit ihren Fingern das Victory-Zeichen. Zu Recht: So sieht ein stimmiger Tag am Meer eben aus. Mo meinte dazu: "summer never ends" und "forever on vacation". Und wenn er das sagt, stimmt es auch. Denn Mo, der eigentlich Mohammed Al Turki heißt, ist wirklich immer im Urlaub, und das an Orten, an denen der Sommer tatsächlich nie vergeht. Und das Beste daran: Er nimmt uns mit. Seine 193 000 Instagram-Abonnenten.

Es scheint, als habe er eine Victoria-Secret-Show gekapert und alle Models eingepackt

Dieser Mo hat ein faszinierendes Leben. Auf den Bildern, die er postet, ist der 31-Jährige fast nie alleine zu sehen. Stattdessen hat er meist ein, zwei, drei, vier Frauen im Arm, die er umarmt, herzt, trägt, küsst, hält. Die Frauen sind allesamt wunderschön. So richtig wunderschön. Eine kleine Auswahl: Alessandra Ambrosio, brasilianisches Topmodel (die auf den Armen). Toni Garrn, deutsches Topmodel. Doutzen Kroes, niederländisches Topmodel. Sara Sampaio, portugiesisches Topmodel. Anja Rubik, polnisches Topmodel. Jourdan Dunn, britisches Topmodel. Irina Shayk, russisches Topmodel. Ein Topmodel aus jedem Land also. Es scheint, als habe er den Backstage-Bereich einer Victoria-Secret-Show gekapert und alle Engel, so heißen die Teilnehmerinnen der Unterwäsche-Show, eingepackt.

Es ist aber nicht nur die Vielzahl an schönen und strahlenden Frauen, die stets gut gelaunt an diesem Mann mit den dunklen Augen, dunklen Haaren, dunklen Klamotten hängen, und einen so sehr faszinieren. Sondern auch die Orte, an denen er sich bewegt: Cannes und Mailand, Dubai und Venedig, New York und Malibu, Miami und London, St. Barth und Bahamas. Im Hintergrund: eine Yacht, ein Helikopter, ein Privatjet, eine Gala, ein Grandhotel, der ewige Sommer. Wenn er gerade nicht im Urlaub ist, dann hier: auf der Modewoche in Paris, auf der Oscar-Party von Vanity Fair in Hollywood, bei einer Charity-Veranstaltung von Leonardo DiCaprio in St. Tropez. Dort posiert der umtriebige Mo dann mit Rihanna, Kim Kardashian, Paris Hilton.

Und immer gibt er uns das schöne Gefühl, dabei zu sein. Mo und seine Was-kostet-die-Welt-Reisen befriedigen unser seltsames Bedürfnis nach Nähe zu den Unerreichbaren. Aber wer ist der Mann, der als neuer Hugh Hefner posiert und dafür nicht mal einen Bademantel braucht? Mohammed Al Turki kommt aus Saudi-Arabien, seine Familie ist sehr vermögend, er arbeitet als Filmproduzent. Der Typ ist so viel unterwegs, dass man keine Ahnung hat, wo er überhaupt wohnt.

Als Instagram-Follower glaubt man ihn zu kennen, aber im Grunde weiß man doch relativ wenig über ihn. Mo ist von klein auf Filmfan und wird in einem Land groß, in dem öffentliche Kinos verboten sind. Das hält ihn aber nicht davon ab, Filme geradezu zu inhalieren - von Disney über John Wayne bis "Vom Winde verweht", er kennt sie alle. Mit 17 zieht er nach London, um Film und Betriebswirtschaft an der Regent's University zu studieren. Nach dem Studium kehrt er zurück nach Hause, doch sein Job im Familienunternehmen (Öl!) macht ihn nicht glücklich. Er will zum Film. "Mein Vater meinte, das wäre ein Fehler. Er dachte, ich würde bald wieder zurückkommen", sagte er in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Doch nur wenig später, mit 23, produziert er seinen ersten Film "The Imperialists are still alive". 2010 ist sein Team damit auf dem Sundance-Festival eingeladen, eine Hommage an starke, unabhängige Frauen aus arabischen Ländern. Inzwischen hat er in sieben Jahren elf Filme produziert, darunter "Arbitrage" mit Susan Sarandon und Richard Gere und "At Any Price" mit Dennis Quaid und Zac Efron.

Ein Saudi in Hollywood, das ist nicht immer einfach. "Oft begegnet man mir skeptisch, wenn ich für ein Projekt Geld sammeln will. Weil die Leute denken: Der hat doch selbst genug Kohle." Aber Mo weiß: Er kann es in Hollywood nur schaffen, wenn er die richtigen Leute kennt. Also engagiert er sich für wohltätige Zwecke, etwa als Gründer einer Krebsstiftung und als Schirmherr einer Organisation zur Förderung von Organspenden in seiner Heimat. Bei glamourösen Galas trifft er regelmäßig auf die Reichen und Schönen. Vor allem aber ist er ein geschickter Netzwerker, der auch mal dafür sorgt, dass ein Weltstar wie Richard Gere zum Abu Dhabi Filmfestival fliegt und dort die Gäste auf Arabisch begrüßt.

Tolle Filme? Aber seine Jetset-Inszenierungen machen noch viel mehr Spaß

Seine Ladys nennt er "wife" oder "daughter", wenn mehrere zu sehen sind, spricht er auch von "family". Das soll lustig sein. Seine echte Familie wohnt in Saudi-Arabien, dort fährt er hin, wenn die Sehnsucht nach Nestwärme zu groß ist. In dem Palast tobt er dann mit einem Haufen Nichten und Neffen (#dadgoals), zeigt sich in fester Umarmung mit seinem Papa, posiert im saudischen Gewand, feiert Ramadan. Ein guter Junge. Und einer, der vermutlich gar nicht so oberflächlich ist, wie man aufgrund seiner Fotos denken könnte. Aber der gute Mo kann noch so spannend sein und tolle Filme auf den Weg bringen - seine Jetset-Inszenierungen machen uns noch viel mehr Spaß.

Also schnell mal gucken, wo er gerade wieder steckt: auf Mallorca. Pool, Strand, Sonnenuntergang. Nur eines stimmt uns traurig. Mo hat so viele Frauen um sich, aber keine ist seine. Dabei wünscht er sich doch gerade das, anders kann man sich die Szenen aus "Pretty Woman", die er ab und zu postet, nicht erklären. Es müsste ja nicht so ablaufen wie im Film, reicher Mann verliebt sich in Callgirl. Wäre in seinem Fall wohl auch nicht einfach, das der Familie zu erklären.

Gerade scheint es ihm jedenfalls nicht gutzugehen. "Alles heilt. Dein Körper, dein Herz, dein Kopf. Das Glück wird zu dir zurückkommen", schrieb er neulich zu einem Bild, das ihn alleine von hinten zeigt. Das hört sich nach Liebeskummer an. Man möchte ihm zurufen: "Kopf hoch, Mo!" Stattdessen gucken wir weiter auf unser Handy. Er wird uns bestimmt auf dem Laufenden halten.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2017
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