Ladies & GentlemenIn großer Form

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Stefanie Loos/AFP, Christoph Soeder/dpa)

Mit Charme und Krawatte: Ethan Hawke und Vicky Krieps zelebrierten ihre Berlinale-Auftritte mit ganz besonderen Looks

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Auserwählt schön

Es gibt keinen besseren Ort, etwas über den Geschmack der Deutschen zu erfahren, als den roten Teppich der Berlinale. Denn es ist ja so: Die Labels, die einen Markt im Land haben, machen sich die Mühe, mit einem großen Outfit-Koffer in die Hauptstadt zu reisen, um die lokalen Stars auszustatten. Das ist nett. Es zeigt aber auch oft, welches Modehaus gerade über reine Masse Aufmerksamkeit generieren muss. Bis Mittwochabend also zählten wir ganze zwölf Looks von Armani und acht von Chanel, Tilda Swinton eingerechnet, außerdem auch viel Dior. Bodenständige Designerware also ist das, was Deutschland liebt! Jetzt ist es in der Mode allerdings so, dass, je heißer ein Label gehandelt wird, es umso schwieriger ist, von ebenjenem ausgestattet zu werden. Nur die coolsten Cats unter der Sonne dürfen seit jeher Prada oder Miu Miu tragen. Das eine It-Label Loewe hat man bisher in Berlin noch nirgends gesehen und das andere: nur an zwei Menschen, nämlich Jacob Elordi und Vicky Krieps.

(Foto: Stefanie Loos/AFP)

Denn dieser Look, der vorgaukelt, ein paar Nummern zu groß zu sein, ist von Bottega Veneta. Er steht ihr hervorragend und setzt einen Haken an den neuen Hemd-und-Krawatte-Trend. Wichtiger aber ist, dass diese hochbegehrte Marke sich offensichtlich mit ihr identifiziert, weswegen ihr Auftritt modische A-Listen-Adelung ist. Aus Transparenzgründen ist anzumerken, dass die Schauspielerin an einem anderen Abend Chanel trug. Das ist aber egal, der gehypte Bottega-Veneta-Designer geht ja jetzt zu Chanel, weswegen davon auszugehen ist, dass die Mehrheit bei der nächsten Berlinale Bottega Veneta tragen muss.

Für ihn: Absurd gut

Mode und Stil sind unter anderem deshalb faszinierend, weil sie unberechenbar sind. Was in der Theorie verboten ist – zum Beispiel starke Muster miteinander zu kombinieren – oder aber wirklich schräg klingt, kann in echt dann plötzlich doch toll aussehen, beziehungsweise zumindest als Gesamtkonzept irgendwie stimmig sein. Ethan Hawke demonstrierte das beim Berlinale-Besuch für seinen neuen Film „Blue Moon“ mit einem Anzug, der ohne Hawke einfach nur grotesk zu nennen wäre – sehr grob kariert und aus viel zu viel kratzigem Bouclé-Stoff, dazu eine Krawatte aus der Faschingskiste und geflochtene Schuhe.

(Foto: Christoph Soeder/dpa)

Trotzdem war das kein Clown, der da am roten Teppich aus der Limousine stieg. Ein Künstler ja, ein Freigeist, aber vor allem ein Mann mit einem ausgeprägten stilistischen Selbstbewusstsein. Viele von Hawkes jüngeren Kollegen standen an diesem Abend in stromlinienförmigen und sterilen Abendanzügen vor den Kameras, schön und sauber, aber eben langweilig. Manche, wie etwa Timothée Chalamet, versuchten, mit seltsamen Techno-Elementen an ihrem Look mit dem rohen Clubvibe zu kokettieren, den viele immer noch mit Berlin verbinden. Ethan Hawke aber brauchte weder die Sicherheit eines bewährt guten Anzugs, noch musste er sich den bemühten Anstrich geben, dass es nach der Premiere natürlich in den „KitKatClub“ weitergeht. Nein, er hat einfach den perfekt passenden Anzug zu seiner Frisur gefunden – oder umgekehrt – und persifliert sich damit höchstens selbst: den ewigen Schauspieler, den alternden Beau oder den König der Gaukler. Tolle Leistung.

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