Bauhaus-News:Kurz gesichtet

Von A wie Abstraktion bis Z wie Zeitgeist: Im Bauhaus-Jahr setzen nicht nur Verlage und Museen, sondern zum Beispiel auch eine Brennereimanufaktur auf den berühmten Namen, mit dem sich vieles verkaufen lässt.

Von Anne Goebel, Julia Rothhaas, Max Scharnigg und Silke Wichert

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(Foto: Arjan Bronkhorst)

Wer schwankt, hat mehr vom Leben: Dieses Motto passt ganz gut zum niederländischen Designer und Architekten Gerrit Rietveld. Nach einer Schreinerlehre lernte er in Abendkursen alles, was er über Architektur wissen wollte, und hörte bis zu seinem Tod 1964 nicht auf, zu experimentieren. Er schloss sich früh der De Stijl-Bewegung an, auch am Bauhaus wurden seine Ideen aufgegriffen. Während viele seinen "rotblauen Stuhl" kennen, den es heute bei Cassina zu kaufen gibt, sind seine knapp 100 Häuser eher unbekannt - mal abgesehen vom "Schröder-Haus" in Utrecht. Der Fotograf Arjan Bronkhorst hat versucht, diese Wissenslücke zu schließen und knapp zwanzig Rietveld-Häuser fotografiert, heute überwiegend im privaten Besitz. Von farbenfrohen Fassaden über verschachtelte Schränke bis zu fantasievollen Wasserhähnen. (auf Niederländisch und Englisch, 59 Euro, lecturacultura.nl).

A wie Abstraktion oder Z wie Zeitgeist: Mit dem Alphabet rund um das hundertjährige Bauhaus-Bestehen beschäftigt sich die Wanderausstellung "26 x Bauhaus" des Institut français. Eine Auswahl an französischen und internationalen Künstlern war eingeladen, über die Schlüsselwörter des Bauhaus-Erbes nachzudenken und "diesen Spuren der Geschichte zu einer neuen Existenz zu verhelfen", so die Kuratorin Marjolaine Lévy. Erste Etappe ist Berlin (ab 13.April), danach geht es nach Bremen, München, Mainz, Bonn und Frankfurt am Main (institutfrancais.de).

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(Foto: Hersteller)

Der Name dieses Taschenlabels hätte den Bauhäuslern gefallen: PB 0110. Klar, komprimiert, funktional. PB steht für Philipp Bree, 0110 für seinen Geburtstag, den 1. Oktober. Gegründet wurde die Marke 2012, allerdings hatte Bree schon Vorsprung in Sachen Leder: Zusammen mit seinem Bruder leitete Philipp Bree das gleichnamige Familienunternehmen aus Hannover, bevor er sich mit seinem Label selbständig machte. Die Münchnerin Ayzit Bostan gehörte von Anfang an zu den Designern der weltweit gefragten Taschenmodelle. Zum Bauhaus-Jubiläum gibt es einige Entwürfe in typischen Primär-Farben und mit geometrisch geformten Anhängern. Als weiteres Zitat ist eine rechteckige "neckpouch" (früher bekannt als Brustbeutel) Teil der aktuellen Kollektion: Das Modell AB 88, benannt nach Ayzit Bostans 88. Entwurf (pb0110.com).

Anni Albers gehört zu den Gestaltern am Bauhaus, deren Arbeiten sich gut für ein Revival im 21.Jahrhundert eignen: Nicht zu streng, aber doch von einer Klarheit, die mittlerweile unter "Nordic Style" läuft. Die britische Möbelkette Habitat hat jetzt zwei geometrische Motive als dezidierte Anni-Albers-Hommage im Sortiment. Der Teppich Trent im schräg versetzten Würfelmuster kombiniert die Nuancen Hellblau, Fliederlila und Rot. Das Streifen-Modell Flat in sanften Pastellfarben ist als Wollteppich oder Kissen zu haben (habitat.co.uk).

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(Foto: Hersteller)

Die ausschweifenden Feste der Bauhaus-Clique waren legendär - nicht ganz falsch also, mit Hochprozentigem an den Geburtstag zu erinnern. Der Bauhaus Digestif wurde von der Brennereimanufaktur Kullmann & Sohn als Verbeugung vor berühmten Bauhaus-Meistern komponiert: Das ungarische Benediktenkraut soll an Laszlo Moholy-Nagy erinnern, der Alpenenzian an den Schweizer Hannes Meyer, für Wassily Kandinsky steht der sibirische Engelwurz. Insgesamt werden mehr als 20 pflanzliche Zutaten verarbeitet. "Dieser Digestif verinnerlicht den internationalen Geist des Bauhauses", so die Brennerei (0,5 Liter kosten 17,99 Euro, etwa über anhaltshop24.de).

Eine kritische Würdigung des Bauhaus haben sich das junge Kreativ-Kollektiv Savvy Contemporary und Architekt Van Bo Le-Mentzel ausgedacht. Dazu hat er zunächst eine Miniatur des Werkstattflügels des Dessauer Bauhausgebäudes auf Räder gestellt. Hinter der Fassade verbirgt sich ein fünfzehn Quadratmeter großes Tiny House samt Ausstellungsfläche. Mit dieser mobilen "Wohnmaschine" will das Kollektiv an ausgewählten Orten Workshops und Symposien veranstalten und den Schulgedanken neu beleben. Eine der Stationen ist Kinshasa, wo die Aktivisten auf die Ausbeutung der Rohstoffe für die westliche Smartphone-Moderne hinweisen wollen (mehr auf: savvy-contemporary.com).

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