Balkonzeit zu Basilikum & Co.:So gedeihen Kräuter wie am Mittelmeer

Basilikum

Küchenkräuter in Töpfen.

(Foto: Andreas Franke; AndreasF. / photocase.de)

Frisches Basilikum schmeckt besser als fertiges Tomate-Mozzarella-Dressing, ein Tee aus selbst gezogener Minze frischer als die Trockenmischung aus dem Beutel. Kräuter sind vielseitig einsetzbar. Wie wachsen sie auf kleinem Raum am besten? Tipps für den Anbau auf dem Balkon.

Von Tanja Mokosch

Die Geranien gehen ein, die Tomate lässt die Blätter hängen und die Plastiksitzgarnitur sieht kaum einladend aus? In der Serie "Balkonzeit" zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Oase an der frischen Luft richtig nutzen und mit einfachen Tricks zu etwas Besonderem machen - mit Fischteich, Chill-Ecke oder Gemüsebeet.

Den Spaghetti Bolognese fehlt der letzte Schliff, die Nachspeise schmeckt zum Einschlafen und nicht einmal die Cocktails, die zum Essen gereicht werden sollen, sorgen für ein erfrischendes Geschmackserlebnis? Bevor Sie panisch Ihre Gäste ausladen und ins Restaurant um die Ecke bitten: Mit der Schere auf den Balkon marschieren und ein paar Kräuter abschnippeln, die jedes Menü retten können.

Wie die grünen Küchenhelfer am besten gedeihen, weiß Burkhard Bohne. Der ausgebildete Gärtner und Kräuterexperte ist Leiter des Arzneipflanzengartens der TU Braunschweig, Kräuterbuchautor und hat sogar eine eigene "Kräuterschule" ins Leben gerufen. Gerade ist er aber im Urlaub. Wo? In der Provence natürlich. Tipps für den Anbau gibt der 52-Jährige auch in den Ferien: "Kräuter sind als Nahrungs- und Heilmittel vielfältig einsetzbar. Man kann sie überall anpflanzen. Auch auf dem Balkon", sagt Bohne.

Wissen, wo es herkommt

Balkonzeit zu Basilikum & Co.: Unkompliziert und vielseitig einsetzbar: Der mediterrane Rosmarin.

Unkompliziert und vielseitig einsetzbar: Der mediterrane Rosmarin.

(Foto: Gartenschatz GmbH/Kosmos)

Der Geschmacksvielfalt sind keine Grenzen gesetzt. "Man muss nur die Bedingungen der Orte nachempfinden, von denen die Kräuter ursprünglich kommen." Mediterranes wie Thymian, Rosmarin, Koriander, Oregano, Majoran oder Salbei brauche viel Sonne und Wärme, dafür aber weniger Wasser und Nährstoffe in der Erde.

Waldkräuter wie Lungenkraut, Waldmeister und Bärlauch mögen es nicht ganz so hell, dafür aber feuchter. Sie sollten also kräftig gegossen werden. Auch die Minze fühlt sich so am wohlsten.

Das auf dem Balkon beliebte Basilikum ist weder Wald- noch Mittelmeerkraut. Es handelt sich um einen subtropischen Strauch, sagt Bohne. Wie groß es werden könne, merke hier nur niemand, weil es immer sofort aufgegessen werde. Basilikum brauche alles: Sonne, Wärme und viel Wasser.

Unkompliziert und unverzichtbar

Balkonzeit zu Basilikum & Co.: Basilikumblätter: Burkhard Bohne empfiehlt das Buschbasilikum.

Basilikumblätter: Burkhard Bohne empfiehlt das Buschbasilikum.

(Foto: Burkhard Bohne/Kosmos)

Welche Kräuter sich am besten für den Balkon eignen? Das kommt ganz auf den Geschmack an. Grundsätzlich rät Bohne zum Thymian, und zwar zum normalen, der in der mediterranen Küche oft zum Einsatz kommt, aber auch zu einer besonderen Art: dem Zitronen-Thymian. Der sei wegen seines feinen Aromas besonders für leichte Gerichte geeignet.

"Außerdem ist Salbei ein superleckeres Gewürz", sagt er. Aus dem könne man nebenbei auch noch heilsamen Tee machen - das Hausmittel hilft gegen Entzündungen aller Art. Auf dem Balkon nicht fehlen dürfen außerdem Rosmarin, Schnittlauch, Petersilie und Minze. "Da holt man sich am besten eine gegen Bauchschmerzen, zum Beispiel die Thüringer Minze oder die Marokkanische", sagt Bohne, "und eine fruchtige wie die Zitronenminze". Die fruchtigen Sorten sind milder im Geschmack. Sie eignen sich für das Verfeinern von Desserts oder Obstsalaten.

Für Basilikum - laut Bohne das tollste Küchengewürz - gibt der Experte eine Sortenempfehlung ab: "Das griechische oder türkische Buschbasilikum ist sehr aromatisch und gleichzeitig robust."

Aussäen oder Pflanzen und wo überhaupt?

In den Topf oder den Kasten?

Wie bei allem, was auf dem Balkon gezogen wird, stellt sich auch bei Kräutern die Frage: Im Topf oder im Kasten anpflanzen? Geben besonders aromatische Kräuter vielleicht sogar ihren Geschmack an Nachbarn ab und dürfen deshalb nicht in die Nähe anderer? "Nein", sagt der Kräuterexperte. Zusammenpflanzen könne man alles, was gleiche Bedingungen braucht - alle mediterranen Kräuter dürften also in den gleichen Kasten, alle Waldkräuter, alle Basilikumarten und so weiter. "Damit sie genügend Platz haben, sollten in einem etwa ein Meter langen Balkonkasten aber nicht mehr als vier verschiedene Kräuter gepflanzt werden", rät Bohne.

Alleine bleiben müssen stark wucherende Kräuter, wie die Minze, die sehr viele Ausläufer bildet. "Auch Estragon und Maggikraut sind im Topf am besten aufgehoben, weil sie sehr groß werden."

Jungpflanzen für Pragmatiker

Das Selbst-Aussäen ist für echte Botaniker Ehrensache. "Da hat man einen ganz anderen Bezug zur Pflanze", sagt Kräuterexperte Bohne. Kräuter könne man leicht säen, man müsse nur früh genug damit anfangen. Etwa von Mitte Februar bis Anfang März braucht man dafür jedoch Platz in der Wohnung. Die Töpfe und Kästen sollten nämlich erst einmal im Warmen stehen.

Für Pragmatiker, die Zeit mit Kräutern lieber in der Küche als vor der Heizung verbringen, gibt es eine unkompliziertere und platzsparende Variante: Jungpflanzen kaufen. Auch die sollte man aber nicht sofort an der auserkorenen Stelle einsetzen. Wieder geht es darum, nachzuempfinden, wo die Kräuter herkommen. "Ein Basilikum aus dem Supermarkt bekommt in der Sonne sofort einen Sonnenbrand und geht ein, weil es im Gewächshaus hochgezogen wurde und das gar nicht gewohnt ist." Das Stichwort lautet: Akklimatisierung. Die Kräuter müssen also erst einmal für Draußen abgehärtet werden - unter Bedingungen, die sie kennen.

Das Angeber-Kraut

Wer Gäste nicht nur mit den Standards vom Balkon beeindrucken will, kann sich am Lieblingskraut des Experten versuchen: dem Muskatellersalbei. "Das ist eine Pflanze, die früher verwendet wurde, um Wein zu färben. Sie hat einen ganz betörenden Duft", sagt Bohne. Von ihr nutze man die violette Blüte, die süßlich schmeckt und deswegen hervorragend für Desserts oder als Tee geeignet ist. Wer es nicht ganz so schwer mag, könne mit der Erdbeerminze prahlen. Sie sieht aus wie Pfefferminze, hat aber einen fruchtigeren Geschmack, der tatsächlich an Erdbeeren erinnert.

Kräuter trocknen und konservieren

Balkonzeit zu Basilikum & Co.: Geerntet, gehackt und eingefroren werden muss Schnittlauch, bevor er zu blühen beginnt.

Geerntet, gehackt und eingefroren werden muss Schnittlauch, bevor er zu blühen beginnt.

(Foto: Burkhard Bohne/Kosmos)

Jetzt blüht und duftet er also, der Balkon, aber wohin mit dem ganzen Geschmack? Wer sich im November noch an laue Sommerabende erinnern möchte, kann auch dann noch die selbstangebauten Kräuter holen - aus dem Küchenschrank statt vom Balkon. Dazu müssen Kräutergärtner wissen, welchen Teil der Pflanze man überhaupt ernten muss. Blüten, wie die des Muskatellersalbeis, müssen gepflückt und getrocknet werden, wenn die Pflanze in voller Pracht steht. Samen, wie von Fenchel oder Kümmel, werden gepflückt und getrocknet, kurz bevor sie von selbst abfallen würden.

Nach der Ernte ist Waschen verboten

Von den meisten Kräutern aber müssen Blätter geerntet werden. Und das unbedingt, bevor das Kraut anfängt zu blühen: "Während der Blüte löst sich das Aroma auf", sagt Bohne. Vorher also die Stränge abschneiden, in kleine Sträußchen zusammenbinden und verkehrt herum aufhängen. "Am besten hängt man die Kräutersträuße an einem möglichst warmen, gut gelüfteten Ort im Schatten auf. Zum Beispiel auf dem Dachboden", sagt Bohne. Sie sollen möglichst schnell trocknen und dabei natürlich nicht schimmeln. Deshalb dürfen die Kräuter auch auf keinen Fall nach der Ernte noch gewaschen werden. "Dann habe ich viel zu viel Wasser im Stil, das fördert Schimmelbildung." Sollten die Kräuter schmutzig sein, gießt man sie am besten noch im Beet oder Topf ab, lässt sie einen Tag lang trocknen und erntet sie dann erst."

Petersilie und Schnittlauch können nicht getrocknet, dafür aber gehackt und eingefroren werden. "Basilikum geht leider nur ganz frisch", sagt Bohne.

Wunderbar konservieren könne man Kräuter auch in Öl, Essig, Salz und Zucker: ernten, trocknen und reinpacken. Dann mindestens drei Wochen stehen lassen - "damit es richtig durchzieht", sagt der Kräuterexperte.

Die Bilder von Rosmarin, Basilikum und Schnittlauch stammen aus dem Buch "Kräuter auf Balkon und Terrasse" von Ursula Braun-Bernhart und Burkhard Bohne, erschienen im Kosmos-Verlag.

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