Asien-Pazifik-Gipfel:Raumschiff Apec - am Rande des Stil-Universums

Wirtschaftstreffen sind nicht gerade bekannt dafür, modisch aufregend zu sein. Dabei ist der Apec-Gipfel ein echter Hingucker - und erinnert nicht nur in diesem Jahr an Star Trek.

Von Magdalena Pulz

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Ein bunter Haufen

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Quelle: AFP

2018, Port Moresby. Beim 30. Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft, kurz Apec, sind die Staatsoberhäupter in rot und gelb gekleidet.

Es handelt sich um eine langjährige Tradition der Apec: Seit der damalige US-Präsident Bill Clinton 1993 in den USA Bomberjacken an die Teilnehmer verteilte, verschenken die Gastgeberländer jedes Jahr ihre Landestracht.

Die Apec als Plattform für wirtschaftliche Zusammenarbeit wird von Jahr zu Jahr wichtiger - schließlich sind sowohl die USA als auch Russland und China Teil der Gruppe. Deutschland und der Rest Europas sind aufgrund des fehlenden Pazifikstrandes nicht vertreten.

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One shade of blue

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Quelle: Mikhail Klimentyev/AFP

2017, Danang. Der russische Präsident Wladimir Putin und sein amerikanischer Gegenpart Donald Trump tragen ein traditionelles vietnamesisches Seidenshirt in einem versöhnlichen Blauton. Der Handschlag zwischen beiden findet am Rande des obligatorischen Gruppenfotos statt.

Dieses von der Presse auch manchmal als "silly shirts"-Foto betitelte Gruppenbild der Apec wird Jahr für Jahr heiß diskutiert: Wer trägt welches Gewand besser, wer erlaubt sich einen modischen Fauxpas? Es gibt aber auch Kritiker, die bemängeln, dass durch die Gaudi-Bilder der Sinngehalt der Treffen verharmlost oder überdeckt wird. Tatsächlich finden oft auch Proteste am Rande der Begegnung statt. Hauptgrund dafür ist, dass auch Länder, in denen Menschenrechte missachtet werden, bei dem Gipfel vertreten sind.

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Das Accessoire macht das Outfit

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Quelle: AFP

2016, Lima. Die Schal-Überwürfe aus Vikunja-Wolle (ein Verwandter des Lamas) halten vermutlich noch im kältesten Verhandlungsklima kuschelig warm. Dabei orientiert sich das Kleidungsstück an einem "Lliclla", einer peruanischen Schulterbekleidung, die eigentlich eher von Frauen getragen wird. Hinter dem Schal verbirgt sich eine Form der Anerkennung für die Staatschefs: Die Vikunja-Wolle durfte in der Inka-Zivilisation nur von der Königsfamilie getragen werden.

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Stehen im Stehkragen

Barack Obama

Quelle: AP

2014, Peking. Der frühere US-Präsident Barack Obama wartet geduldig, bis sich die restlichen Staatsoberhäupter für das Gruppenfoto aufstellen. In dem weiten "Tang"-Sakko wirkt der 1,85 Meter große Mann fast ein bisschen verloren. Verteilt werden die Jacken in jenem Jahr übrigens nicht nur in burgunderrot, sondern auch in aquamarin und braun. Trotz der eher zurückhaltenden Optik gibt es nicht nur positiven Widerhall: Die Kleidung erinnere an Star-Trek-Uniformen, spotten Internet-User damals.

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Mut zum Muster

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Quelle: AFP

2013, Bali. Der russische Präsident Wladimir Putin und der damalige vietnamesische Premierminister Nguyễn Tấn Dũng unterhalten sich angeregt in ihren bunten Shirts aus einem traditionell balinesisch gewobenen Stoff, der "Endek" heißt.

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Farbe bekennen

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Quelle: AFP

2009, Singapur. Der damalige US-Präsident Barack Obama schüttelt die Hand des früheren chinesischen Präsidenten Hu Jintao. Obama witzelt in dem Jahr, dass er sich schon darauf freue, die Staatsoberhäupter in zwei Jahren auf Hawaii in "Blumenshirts und Grasröckchen" begrüßen zu dürfen. Tatsächlich lässt er 2011 den obligatorischen Zwang zum Hawaiihemd aussetzen. Nur: Alte Gewohnheiten sterben so leicht nicht: Schon zwei Jahre später sind die auffälligen Bekleidungen zurück.

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Bunt bekragt

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Quelle: AFP

2007, Sydney. Australien entscheidet, Regenmäntel der Marke "Driza-Bone" zu verschenken - eine heimische Marke, die seit 1889 solche Kleidungsstücke fertigt. Die bunten Kragen erklärt Apec-Sprecherin Anne Fulwood dem Herald so: "Die Farben sind so ausgewählt, dass sie die Quintessenz der australischen Natur wiedergeben: Schieferblau für Australiens weite Küstenstreifen, senfgelb für die Sonne und den Sand, das rötliche Ocker stellt die Farbe des Outbacks dar und das Eukalyptus-Grün repräsentiert den australischen Busch." Übrigens dürfen sich die Staatschefs in jenem Jahr ihren jeweilgen Mantel selbst aussuchen - ob sie da eher nach ihrer Lieblingsfarbe gegriffen oder sich an der Krawattenfarbe orientiert haben, ist nicht überliefert.

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Wo der Lotus blüht

Leaders attending the APEC summit pose for a family photo in Hanoi

Quelle: REUTERS

2006, Hanoi. Nur die Frauen haben zu dem bodenlangen "Ao Dai", der vietnamnesischen Tracht, den passenden Hut bekommen. Bestickt sind die Kleidungsstücke mit goldenen Lotus-Blumen. Das Bild wird allein durch die Ärmel von Hemd und Anzugjacke gestört, die bei den Herren herausspitzen. Dabei ist natürlich klar: Die Politiker tragen die manchmal extravagante Kleidung nicht die ganze Zeit, sondern streifen sie nur für das "Familienfoto" über.

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Gold glänzend

Leaders pose for picture wearing traditional Korean clothes in Pusan

Quelle: REUTERS

2005, Busan. Die Staatschefs tragen einen traditionell koreanischen Mantel, der sich "Durumagi" nennt - was so viel wie "rundherum geschlossen" bedeutet. Auffällig ist der links stehende ehemalige südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun mit der Ton-in-Ton-Kombination von Krawatte und Durumagi.

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Prächtige Ponchos

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Quelle: AFP

2004, Santiago. Man könnte fast glauben, die beiden mächtigen Männer winken einem von einem Karnevalswagen zu, so ungewöhnlich ist der Schnitt des traditionellen Gewandes für ein offizielles Staatstreffen. Um ihre Schultern gelegt ist ein chilenischer "Chamanto", ein Kleidungsstück, das im Gegensatz zum klassischen Poncho beidseitig getragen werden kann.

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Ein ungewöhnlicher Mix

JIANG GREETS PUTIN IN SHANGHAI

Quelle: SZ

2001, Shanghai. Der damalige chinesische Präsident Jiang Zemin und Präsident Wladimir Putin posen in einer extra für diesen Anlass entworfenen Tangzhuang-Jacke. Auch hierbei wird Wert auf Tradition gelegt. So ist das Design durch Seiden-Stickereien in Seerosenform, den typsichen "Mandarinkragen" und die geknoteten Knöpfe aufgewertet. Der US-Nachrichtensender CNN attestiert dem russischen Präsidenten übrigens, die Jacke mit einer gewissen Lässigkeit zu tragen.

© SZ.de/fie
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