Alkohol in der Literatur:Noch ein Martini. . .

Alkohol in der Literatur: Darauf einen Drink: Marilyn Monroe schenkt Jack Lemmon in "Manche mögen's heiß" einen ein.

Darauf einen Drink: Marilyn Monroe schenkt Jack Lemmon in "Manche mögen's heiß" einen ein.

(Foto: imago)

Trinkende Männer sind normal in der Literatur. Und trinkende Frauen? Eine passionierte Zecherin, die aus ihrer Sucht kein Geheimnis machte, war Zelda Fitzgerald. Nun sind ihre Erzählungen aus den Zwanziger-jahren erschienen.

Von Christian Mayer

Alkohol ist Männersache, vor allem in der Literatur und im Film. Männliche Figuren bei ihrem Treiben zu begleiten ist oft komisch und traurig, man schwankt und bangt mit ihnen zwischen den Abgründen. Zum Beispiel mit Ben, dem alkoholkranken Drehbuchautor, der sich im Film "Leaving Las Vegas" mit glasklarer Überzeugung und ganz viel Pathos zu Tode säuft.

Und wo bleiben die Frauen, wenn es hart auf hart kommt?

Frauen prahlen meist weniger, was ihre Alkoholerfahrungen angeht, aber es gibt Ausnahmen. Insbesondere die amerikanische Literatur kann auf herausragende Autorinnen zurückgreifen, für die das Trinken ein Lebensthema war. Einige sind längst Klassiker. Kleine Einführung gefällig? Am besten man greift gleich zu Dorothy Parker und ihren "New Yorker Geschichten". Die Erzählung "Eine starke Blondine" führt uns in die Welt der Menschen, die sich täglich betäuben müssen, um zu überleben. Die Heldin dieser auch von Hemingway bewunderten Kurzgeschichte heißt Hazel Morse, als attraktive Großstadtblondine gerät sie immer an die falschen Männer, die vor allem eines von ihr fordern: dass sie bei den abendlichen Gelagen mitspielt und sich danach fröhlich zur Verfügung stellt. "Sei nicht kindisch, nein? Trink 'n Schluck und reiß dich am Riemen": Das ist das Motto in Hazels Leben, im New York der Prohibitionszeit scheint überhaupt nie jemand nüchtern zu sein, was übrigens auch für die Autorin Dorothy Parker galt, deren spitze Zunge bei ihren männlichen Journalisten- und Autorenkollegen gefürchtet war. "I like to have a Martini, two at the very most. After three, I'm under the table, after four I'm under my host", lautet ihr berühmtestes Zitat, das man besser im Original zitiert, weil es sich selbst dann reimt, wenn man nicht blau ist. Die deutsche Übersetzung "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" ist nicht ganz so überzeugend.

Eine passionierte Zecherin, die aus ihrer Sucht alles andere als ein Geheimnis machte, war auch Zelda Fitzgerald, die Ehefrau von F. Scott Fitzgerald ("Der große Gatsby"). Das ausschweifende Leben dieses Glamour-Paares ist bereits in allen Facetten ausgeleuchtet. Nun sind auch endlich ihre eigenen Erzählungen aus den nicht immer nur goldenen Zwanzigerjahren auf Deutsch erschienen: "Himbeeren mit Sahne im Ritz" ist ein Buch über weibliche Heldinnen, die immer ganz dringend das nächste Abenteuer, eine Bühne und einen Drink brauchen. Ganz so wie Carson McCullers ("Das Herz ist ein einsamer Jäger"). In den Vierzigerjahren schrieb sie wunderschöne, tieftraurige Romane - meist unter dem Einfluss ihres geliebten Long Island Iced Tea.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: