Advents-Rezepte:Wie Veganer die Adventszeit überstehen

Für viele eine komische Vorstellung: Plätzchen ohne Eier, Stollen ohne Butter - und was knabbern Veganer auf einer Weihnachtsfeier, etwa Gemüse? Drei Blogger verraten Tricks und Rezepte.

Von Julia Bosch

Kein Supermarkt oder Discounter kann es sich heutzutage noch leisten, Vegetarier und Veganer zu übergehen. Während sich das Angebot bis vor einigen Jahren auf Sojamilch und geschmacksneutralen Tofu beschränkte, finden Kunden inzwischen neben veganer Wurst oder Käse eine große Auswahl an Pflanzendrinks, Süßigkeiten und Weine in den Regalen.

Doch auch wenn Veganer dank spezieller Kochbücher, Ratgeber und Blogs nicht mehr auf sich allein gestellt sind, fragt sich der Nichtveganer mitunter, ob zumindest die Adventszeit für Menschen, die tierische Lebensmittel ablehnen, nicht schrecklich sein muss: Plätzchen ohne Eier? Stollen ohne Butter? Und was, bitteschön, essen Veganer auf einer Weihnachtsfeier- Gemüse? Drei vegan lebende Blogger verraten ihre Tricks und Rezepte.

Vegane Torte - anfangs eine Herausforderung

Christine Ebel betreibt seit knapp vier Jahren den Blog Tines vegane Backstube. Vegan lebt die 25-Jährige, seit sie mit 18 aus dem Elternhaus auszog. Mittlerweile weiß sie, wo sie die besten Zutaten für vegane Gerichte bekommt, doch anfangs war das schwierig: "2013 wollte ich meinem Freund zu seinem Bachelor-Abschluss eine vegane Torte schenken und erkundigte mich bei verschiedenen Bäckereien, alle wiegelten ab." Da sie auch in Backbüchern nicht fündig wurde, wandelte sie so lange klassische Rezepte ab, bis ihr - nach mehreren Versuchen - eine vegane Torte gelang.

Den Freund hat sie inzwischen geheiratet und auch ihr Wissen über vegane Ernährung ist beträchtlich gewachsen. "Beim veganen Backen ist es wichtig, den Kuchen- oder Muffinteig nicht unnötig lange zu rühren, sonst wird er gummiartig." Schön fluffig werde er außerdem, wenn man statt Leitungswasser Sprudelwasser mit viel Kohlensäure hineingebe. Sojamehl oder ein anderer Ei-Ersatz verhindere, dass der Teig krümelt.

Und wie geht es Veganern auf einer Weihnachtsfeier? "Oft sind es nur Kleinigkeiten, die Kollegen übersehen, wie etwa der Wein", sagt Christine Ebel. Dieser wird üblicherweise durch Gelatine, Casein, Hühnereiweiß oder Fischbestandteile geklärt - dann wird das gemeinsame Glühweintrinken für Veganer problematisch. Zum Glück führt heute jeder gut sortierte Supermarkt ein Auswahl an Weinen ohne tierische Inhalte.

Ist das Paar irgendwo eingeladen, bringen sie vegane Blätterteighäppchen, kleine Pizzen oder veganes Gebäck mit: "Oft sind unsere Kollegen überrascht, dass es doch so gut schmeckt und fragen nach den Rezepten." Eines davon verraten wir hier:

Veganer Advent

Vegane Spitzbuben von Christine Ebel.

(Foto: Picasa; Christine Ebel)

Vegane Spitzbuben-Plätzchen von tinesveganebackstube.de

Zutaten:

300 g Mehl

200 g vegane Margarine

80 g Zucker

20 g selbstgemachter Vanillezucker (hier das Rezept zum Selbstmachen)

2 EL Wasser oder Pflanzenmilch

1 EL Sojamehl oder "No-Egg" (kann man zur Not weglassen, dann den Teig besonders gründlich durchkneten bis alle Zutaten gut vermengt sind und "kleben".)

Marmelade

Nach Belieben Mark einer Vanilleschote

Zubereitung:

Mehl, Zucker, Margarine, Sojamehl und Wasser gut verkneten und für 30 Minuten in den Kühlschrank geben.

Ofen auf 160 Grad vorheizen.

Den Teig mit Mehl ausrollen und mit Formen zu Plätzchen ausstechen.

Diese im Ofen für etwa 12 Minuten backen. Anschließend jeweils eines als "Boden" mit Marmelade beschmieren und eines als "Deckel" mit Puderzucker bestäuben. Deckel und Boden zusammenkleben.

Weihnachtsmarkt und Christstollen

Für Sina Wenz, die seit zwei Jahren den Blog "veganheaven.de" (sowie das englische Pendant "veganheaven.org") betreibt, gehören Besuche auf dem Weihnachtsmarkt zur größten Herausforderung der veganen Ernährung. "Die Auswahl dort ist oft ziemlich beschränkt, wenn es nicht gerade spezielle Stände gibt." Was immer geht, seien Pommes. "Manchmal auch Reibekuchen, da sollte man sicherheitshalber aber nachfragen, ob Ei enthalten ist", rät die 25-Jährige. Generell müssten Veganer sich mehr erkundigen, da auch Fruchtspieße mit bestimmter Schokolade vegan sein könnten.

Wer im Supermarkt nach veganen Adventsleckereien suche, werde häufig bei Spekulatius fündig, rät die Bloggerin. Auch in Lebkuchen und Stollen seien oft weder Milch noch Eier enthalten. Vorsichtig sein müsse man bei Lebkuchen, die mit Zartbitterschokolade umhüllt sind - da sei oft Butterschmalz enthalten. Am einfachsten sei es natürlich, selbst zu backen: "Das ist gar nicht so schwer, wie man oft denkt." Vor allem Eier ließen sich sehr leicht ersetzen durch in Wasser eingeweichte Leinsamen, eine zerdrückte Banane oder Apfelmus. Statt Kuhmilch verwende man Mandel-, Hafer- oder Sojamilch.

Wer auch am Weihnachtsfest vegan essen wolle, dem empfiehlt Sina Wenz einen selbstgemachten Linsenbraten. "Das ist ein Hackbraten aus Linsen, Haferflocken und Walnüssen, den man kalt oder warm essen kann. Sogar Fleischliebhaber sind davon begeistert." Natürlich dürfe auch Süßes nicht fehlen, wie vegane Apfel-Zimtschnecken - oder ein Christstollen. Hier das Rezept:

Veganer Advent - Stollen

Stollen von Sina Wenz.

(Foto: Sina Wenz)

Veganer Christstollen von veganheaven.de

Zutaten:

500 g Mehl (Type 405)

1 Päckchen Trockenhefe

150 g brauner Zucker

200 g vegane Margarine

60 ml zimmerwarme Sojamilch

2 El Rum

1 Messerspitze Kardamon

1 Tl Zimt

1/4 Tl Piment

1/4 Tl gemahlener Ingwer

50 g gemahlene Mandeln

100 g Sultaninen

Jeweils 60 g Zitronat und Orangeat

6 getrocknete Soft-Aprikosen, kleingeschnitten

100 g Marzipan

50 g geschmolzene Margarine von Alsan

Puderzucker zum Bestäuben

Zubereitung:

200 g Margarine in einem kleinen Topf schmelzen und etwas abkühlen lassen. In der Zwischenzeit das Mehl, die Trockenhefe, den Zucker, die Milch, den Rum, die gemahlenen Mandeln und die Gewürze in eine Rührschüssel geben. Die geschmolzene Margarine hinzufügen und alles zu einem Teig kneten. Zu einer Kugel formen und abgedeckt an einem warmen Ort ungefähr 2 Stunden ruhen lassen.

Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Anschließend vorsichtig die Sultaninen, die Aprikosen sowie das Zitronat und Orangeat in den Teig einkneten. Das Marzipan zu einer länglichen Rolle formen. Nun den Stollenteig zu einem Rechteck ausrollen. Die Längskante sollte etwas höher sein. Die Marzipanrolle in der Mitte des Rechtecks platzieren. Anschließend die eine Seite des Stollens darüber klappen und den Stollen an den Längskanten etwas zusammendrücken.

Den Stollen im Ofen 45 Minuten lang backen. Sollte er ein wenig zu braun werden, mit Alufolie abdecken.

Kurz vor Ende der Backdauer die restliche Margarine in einem kleinen Topf schmelzen. Den Stollen sofort mit der Margarine bestreichen und dick mit Puderzucker bestreuen. Am besten schmeckt der Stollen, wenn er einige Wochen vor Weihnachten gebacken wird und so gut durchziehen kann.

Früchtebrot für die Weihnachtsfeier

Jörg Mayer und Nadine Horn sind in der veganen Szene bekannt. Das Paar aus Ulm, das seit 2011 den Blog eat-this.org betreibt, hat vier Kochbücher zum veganen Essen veröffentlicht - Frühstück, Grillen, Streetfood und klassische Kochrezepte. Meist kochen Mayer und Horn selbst, doch auch unterwegs kennen die beiden Blogger mittlerweile Lokale und Stände, wo sie fündig werden: "Auf unserem Ulmer Weihnachtsmarkt gibt es zum Glück schon länger einen rein veganen Marktstand", sagt Nadine Horn.

Für Heiligabend haben sie in den vergangenen Jahren immer einen Nussbraten mit Lauch, Pilzen und glasiertem Wurzelgemüse vorbereitet. "Als Vorspeise gab es Feldsalat mit Birne, Walnüssen und Orangen-Vinaigrette, zum Dessert vegane Mousse au Chocolat." In diesem Jahr wollen die beiden ein neues Festmenü ausprobieren, es soll Anfang Dezember auf ihrem Blog erscheinen.

Doch vor Heiligabend stehen noch diverse Einladungen an. Wenn die Feier in einem Lokal stattfindet, bestellen die beiden üblicherweise schon im Vorhinein ein veganes Gericht. "Die veganen Kreationen führen bei unseren Kollegen oft zu neidischen Blicken", sagt Nadine Horn. Und wenn die Weihnachtsfeier nicht in einem Lokal stattfindet, ist es für die beiden noch einfacher: "Wir bringen immer leckere Antipasti, vegane Tapas und unser Früchtebrot mit." Das Rezept dazu verraten sie auch:

Veganes Früchtebrot von eat-this.org

Veganer Advent

Früchtebrot von Nadine Horn.

(Foto: Nadine Horn)

Zutaten:

125 g getrocknete Feigen

125 g Rosinen

150 g getrocknete Cranberries

350 ml Apfelsaft

2-3 EL Rum

1 Bio-Orange

50 g Haselnüsse

50 g Walnüsse

100 g gemahlene Mandeln

250 g Dinkelmehl

2 TL Backpulver

2 TL Zimt

2 EL Agavendicksaft (+ 1-2 TL zum Bestreichen)

Zubereitung:

Trockenfrüchte klein schneiden und mit Apfelsaft und Rum etwa 20-30 Minuten in einer Schüssel einweichen. Backofen auf 200 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.

Orange gut waschen und die Hälfte der Schale fein Reiben. Orange auspressen. Orangensaft und Zesten der Schale mit in die Schüssel geben.

Nüsse grob hacken und in einer heißen Pfanne kurz anrösten. Diese und alle restlichen Zutaten mit in die Schüssel geben und alles zu einem dicken Teig verarbeiten.

Den Früchtebrot-Teig in die entweder eingeölte oder mit Backpapier ausgelegte Kastenform geben und 50-60 Minuten backen. Nach 50 Minuten die Stäbchenprobe machen. Vor dem Verzehr gut auskühlen lassen.

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