Thanksgiving:Wichtiger als Weihnachten

Thanksgiving: Plymouth Rock in Massachusetts 1621: Die Gründerväter feiern mit den einheimischen Wampanoag-Indianern ein dreitägiges Erntedankfest. Heute werden in den USA jedes Jahr knapp 50 Millionen Truthähne zu Thanksgiving verkauft.

Plymouth Rock in Massachusetts 1621: Die Gründerväter feiern mit den einheimischen Wampanoag-Indianern ein dreitägiges Erntedankfest. Heute werden in den USA jedes Jahr knapp 50 Millionen Truthähne zu Thanksgiving verkauft.

(Foto: Library of Congress/Reuters)

50 Millionen Truthähne, bis zu 15 Kilo schwer: Mit Ernte hat das liebste Fest der Amerikaner nur noch wenig zu tun. Doch woher stammt dieser Brauch? Die wichtigsten Fakten zum Fest.

Truthahn, Football und Familie: An diesem Donnerstag ist Thanksgiving. Und während in Deutschland das religiös geprägte Erntedankfest maximal in Kindergärten und Grundschulen gefeiert wird, ist für die US-Amerikaner Thanksgiving wichtiger als Weihnachten. Familie und Freunde kommen an einem Tisch zusammen, um einander Danke zu sagen. Doch woher stammt dieser Brauch und wie wurde dieser in die heutige Zeit übertragen? Die wichtigsten Fakten zum Fest.

Thanksgiving geht auf frühe Einwanderer zurück, die der Überlieferung nach mit Wampanoag-Indianern ihr Festmahl teilten. Das erste bekannte Erntedankfest in Nordamerika wurde den Überlieferungen zufolge von spanischen Eroberern im Jahr 1541 im Gebiet des heutigen Texas gefeiert. Am 3. Oktober 1789 wurde Thanksgiving in den USA erstmals zu einem Feiertag, in den folgenden Jahren wurde er aber nur sporadisch und an unterschiedlichen Terminen begangen. Im Amerikanischen Bürgerkrieg verkündete Präsident Abraham Lincoln den letzten Donnerstag im November als nationalen Erntedankfeiertag. Seit 1942 wird Thanksgiving traditionell am vierten Donnerstag des Monats November gefeiert. In Kanada ist Thanksgiving übrigens längst vorüber: Dort wurde am 10. Oktober, dem zweiten Montag im Oktober, gefeiert.

Zu Thanksgiving kommt meist die ganze Verwandtschaft inklusive Freunden und Gästen zusammen. Schon Wochen vorher kreisen Leserfragen in Lebenshilfekolumnen um das delikate Thema, wie, wann, welche Familie besucht werden sollte. Psychologen geben Tipps, damit das Ganze nicht im emotionalen Chaos endet. Die wichtigste Regel: Familienmitglieder mit unterschiedlichen politischen Ansichten nicht nebeneinander platzieren. Das dürfte in diesem Jahr, gut zwei Wochen nach der US-Präsidentschaftswahl, umso mehr gelten.

Da Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, Eltern und Kinder teilweise über alle Landesteile verstreut leben, herrscht auf den Flughäfen und Straßen rund um Thanksgiving weit mehr Verkehr als zu allen anderen Jahreszeiten. Der Tag vor Thanksgiving ist in den USA der verkehrsreichste des Jahres.

Der US-Präsident begnadigt jedes Jahr zwei Truthähne

Das klassische Essen zu Thanksgiving ist gebratenener und gefüllter Truthahn, dessen Zubereitung mehrere Stunden benötigt. Während in den Dreißigerjahren ein schlachtreifer Truthahn im Schnitt sechs Kilogramm schwer war, bringen die Tiere mittlerweile zehn oder sogar 15 Kilogramm auf die Waage. Mindestens genauso wichtig sind die Beilagen zum Truthahn: Süßkartoffeln, Kürbis, Cranberrysauce, Maisbrot, Gemüse. Zum Nachtisch wird Kürbis- oder Apfelkuchen gegessen.

Zwei "Turkeys" kommen jährlich mit dem Leben davon, weil sie am Tag vor dem Fest vom US-Präsidenten "begnadigt" werden. Auch für Tierliebhaber und die wachsende Zahl von Vegetariern und Veganern ist Land in Sicht. Inzwischen gibt es zahlreiche Websites mit fleischlosen Rezeptalternativen, wie die Sammlung zu Veggie-Thanksgiving der New York Times. Wer allerdings an einem hellbraunen Stück Tofu in Truthahnform herumsäbelt, könnte mitleidige Blicke aus dem Familienkreis ernten.

Der Grund für die Müdigkeit ist nicht das Truthahnfleisch

Seit Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, dass das im Truthahnfleisch enthaltene Tryptophan Müdigkeitsanfälle auslöst. Chemisch sei das jedoch nicht zu erklären, erläutert die wissenschaftliche Zeitschrift Scientific American. Grund für die Erschlaffung seien vielmehr die Menge des Essens, des Alkohols und der Familienmitglieder, die es zu umarmen gilt. Übrigens: Von den knapp 50 Millionen Truthähnen, die an Thanksgiving jedes Jahr auf den Tischen stehen, wird durchschnittlich mehr als ein Drittel weggeworfen.

Die Feuerwehr hat an Thanksgiving Hochbetrieb: An dem Tag passieren dreimal so viele Küchenbrände wie an normalen Tagen, warnt die Nationale Feuerschutz-Gemeinschaft, NFPA. Das liege vor allem daran, dass die Leute so viele verschiedene Gerichte gleichzeitig zubereiten, dass sie leicht mal eines im Ofen vergessen. Vor allem vom Versuch, die Riesenvögel zu frittieren, wird abgeraten.

Nach dem Essen gibt es Sport - vor dem Fernseher

Nach dem Festessen ist es Zeit für etwas sportlichen Ausgleich - vor dem Fernseher. Das gemeinsame Thanksgiving-Football-Schauen gehört für viele dazu wie der Kürbiskuchen nach dem Festmahl.

Und am Tag danach folgt der Shoppingrausch. Der "Black Friday" ist traditionell der umsatzstärkste Tag des Jahres. Angesichts immenser Sonderangebote erledigen viele Amerikaner erste Weihnachtseinkäufe. Allerdings blieb der "Black Friday" in den vergangenen drei Jahren hinter den hohen Erwartungen zurück, denn immer mehr Geschäfte öffnen schon am Thanksgiving-Abend ihre Pforten, was früher ein Tabu war. Oder sie bieten ihre Preisnachlässe online an.

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