Stil-News:Kurz gesichtet

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Strandfunde als fragwürdiger Interior-Trend und Second-Hand-Mode eines H&M-Ablegers: die Neuigkeiten der Woche.

Von Anne Goebel, Tania Messner, Silke Wichert

(Foto: PR)

Muscheln als neuen Interior-Trend ernstzunehmen, ist nicht ganz leicht. Es gibt schließlich nichts Simpleres, als nach dem Urlaub ein paar Strandfunde am Fenster zu arrangieren und das für eine Einrichtungsidee zu halten. Und vergangenes Jahr konnte man all den Perlmutt-Nippes noch als Instagram-Phänomen für einen Sommer abtun - aber es geht weiter mit den Meeresbrisen für die Wohnung. Die Textilgestalterin Tamar Mogendorff erschafft aus samtenen Muschelkissen ganze Wohnlandschaften - und jetzt hat auch die Lifestyle-Kette Anthropologie eine komplette Möbelserie im Programm: Die Kollektion der britischen Designerin Bethan Gray umfasst Stühle, Sessel und ein Bett aus muschelartig gerundeten Polstern. Für Gray sind ausladende Formen nichts Außergewöhnliches, viele ihrer Entwürfe orientieren sich an der Opulenz arabischer Muster (anthropologie.com).

Anna Magnani 1955 in ihrer Villa in San Felice Circeo. (Foto: Archivio Paolo Di Paolo)

Von italienischen Mythen kann die Welt nicht genug kriegen, das gilt auch für die Italiener selbst: Eine neue Ausstellung in Rom erinnert an den Aufstieg ihres Landes zum Synonym für Fernweh und Lebensart in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Mondo Perduto zeigt im Museum Maxxi Arbeiten des Fotografen Paolo Di Paolo von 1954 bis 1968 - Eröffnung ist am 17. April, also passend zum Oster-Ansturm der Touristen. Hauptsponsor ist der kunstbeflissene Modekonzern Gucci, das Begleitbuch ist bei Marsilio erschienen. Die mehr als 500 Fotos porträtieren Italiens goldene Jahre als Liebling der Intellektuellen, Schönen und Reichen: Enzo Ferrari in seinem Motorenwerk, Kim Novak im Grand Hotel, Tennessee Williams am Strand. Paolo Di Paolo war als Bildreporter verschiedener Magazine auch mit einigen seiner Protagonisten befreundet. Mit der Schauspielerin Anna Magnani zum Beispiel, die er samt Hund beim Sonnenbaden aufnahm. Oder mit dem Regisseur Pier Paolo Pasolini, mit dem er für eine Reportage über Italiens Strände hunderte Küstenkilometer gemeinsam zurücklegen sollte. Irgendwann reisten sie getrennt, Di Paolo hatte Pasolinis Dauerschweigen im Auto nicht ertragen (Buch 68 Euro, marsilioeditori.it).

(Foto: PR)

Vor sechs Jahren startete der H&M-Ableger & Other Stories, jetzt gibt es tatsächlich eine etwas andere, gute Geschichte von ihnen zu erzählen. Die Marke will eigene Vintagemode auf ihrer Webseite verkaufen. Also Teile aus älteren Kollektionen von & Other Stories, die ihre früheren Besitzer ausrangiert haben, aber andere für einen geringeren Preis durchaus noch tragen würden. Der Markt für Second-Hand-Mode boomt, in vier Jahren sollen damit weltweit rund 50 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Warum nicht selbst in das Geschäft einsteigen? Außerdem mache dieser Kreislauf die Fast-Fashion-Mode nachhaltiger, sagte die H&M-Sustainability-Beauftragte Anna Gedda in Berlin. Das ist nicht zuletzt bei Hochzeits-Outfits sinnvoll - gerade hat &Other Stories die neue Bridal Collection vorgestellt aus Spitzenkleidern und Bermuda-Shorts. Die Schweden hatten früher schon einmal Vintagesachen in ausgewählten Läden verkauft, dann aber wieder damit aufgehört. Jetzt sei ein ganz anderes Bewusstsein bei den Kunden da, glaubt Gedda.

Das amerikanische Make-Up-Label e.l.f. cosmetics (e.l.f. steht für Eyes, Lips, Face) wurde vor fünfzehn Jahren als Online-Marke gegründet und gehört heute zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen Amerikas. Die Marke wurde, ganz dem Zeitgeist entsprechend, über Social Media-Kanäle bekannt, ohne klassische Werbung oder Markenbotschafter. Nach dem Geschäftsprinzip "Cut out the middleman" läuft die Bestellung per Internet, es gibt keine Verkaufsflächen, dafür gute Verbindungen zu Rohstofflieferanten - das soll hohe Qualität zu günstigen Preisen ermöglichen. Überprüfen kann man das an den "16 HR Camo Concealern", die seit dieser Woche in Deutschland erhältlich. Die Abdeckstifte halten lang auf der Haut und kaschieren Schatten, Rötungen und Pickel zuverlässig. Und weil es zum Eigenwerbungsprinzip der Firma gehört, immer einen Gimmick dazu zu liefern, funktionieren die 18 Nuancen auch als Highlighter. Kosten: sechs Euro.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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