Neuer Michelin-Führer:Mit Eisbein und Petersilie zu den Sternen

Erstmals gibt es in Deutschland zehn Drei-Sterne-Restaurants - so viele wie noch nie. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Restaurantführer "Michelin". Baden-Württemberg ist das Bundesland mit den meisten Sterne-Lokalen. Newcomer Kevin Fehling verdiente sich den dritten Stern mit einem simplen Gericht.

Neue Michelin-Sterne

Die Erleichterung ist ihm ins Gesicht geschrieben: Kevin Fehling gehört nun zu den zehn deutschen Drei-Sterne-Köchen.

(Foto: dpa)

Deutschland wird mehr und mehr zum El Dorado für Feinschmecker und Genießer. Der neue "Michelin"-Führer hat jetzt das zehnte deutsche Drei-Sterne-Haus gekürt. "Damit ist Deutschland nach Frankreich die Nummer zwei in dieser Kategorie in Europa", sagte "Michelin"-Chefredakteur Ralf Flinkenflügel.

In Frankreich gibt es ingesamt 594 Sternerestaurants - davon 26 Drei-Sterne-Häuser. Deutschland kann nun mit 255 ausgezeichneten Restaurants, davon zehn Drei-Sterne-Häuser, aufwarten (249 in 2011). Sieben Restaurants erhielten einen zweiten Stern, 29 wurden erstmals ausgezeichnet.

Baden-Württemberg bleibt mit insgesamt 58 Michelin-Sternen das Bundesland mit den meisten Sterne-Köchen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (43 Sterne) und Bayern (37 Sterne). Test-Esser, die über eine Gastronomie-Ausbildung verfügen, besuchen inkognito mehr als 250 Restaurants pro Jahr, um die Gerichte der Spitzenköche zu testen und zu bewerten.

Erstmals in der Riege der Top-Restaurants mit drei Michelin-Sternen wurde Kevin Fehling aufgenommen, der Koch vom Restaurant "La Belle Epoche" im Columbia Hotel in Lübeck-Travemünde. "Sein Eisbein mit Petersilie und Sauerkraut gehört zum Besten, was ich diese Jahr gegessen habe", sagte Chefredakteur Flinkenflügel. Auch bei diesem scheinbar einfachen Gericht sei es dem 35-Jährigen gelungen, "geschmackliche Überraschungen und harmonische Kombinationen zu präsentieren".

Mit Fehling verfügt Schleswig-Holstein als sechstes Bundesland über einen Spitzenkoch. Spitzenreiter in dieser Klasse bleibt Baden-Württemberg mit drei Häusern. Bayern wartet nach wie vor auf seinen Aufstieg - mit acht Restaurants im Zwei-Sterne-Segment. In Berlin können Feinschmecker auf zwölf Stern-Adressen zurückgreifen, in Hamburg sind es zehn. Unter den neuen Bundesländern führt weiterhin Mecklenburg-Vorpommern mit sieben Ein-Stern-Restaurants. Die einzigen zwei Sterne im Osten - Berlin ausgenommen - leuchten über dem "Falco" in Leipzig mit Koch Peter Maria Schnurr.

Manche werden degradiert

Doch es gibt auch Verlierer im Kampf um die begehrte, kulinarische Auszeichnung. So wurde das Restaurant von Brenners Park Hotel in Baden-Baden um einen Stern abgewertet. Sieben Ein-Sterne-Häuser schlossen mittlerweile das Geschäft, 15 weitere Restaurants dieser Kategorie wurden degradiert.

Dafür konnten alle im vorigen Jahr mit zwei Sternen geadelten Köche in Deutschland ihr Niveau halten: Keiner der Spitzenköche verliert einen Stern. Im Gegenteil: Sieben weitere Restaurants wurden aufgewertet und dürfen sich jetzt mit zwei Michelin-Sternen schmücken: Darunter sind Tim Raue in Berlin, Jens Jakob vom "Le noir" in Saarbrücken und Matthias Schmidt der "Villa Merton" in Frankfurt.

Wenn sich überhaupt ein Trend ablesen lässt, dann die Hinwendung zu regionalen Produkten, sagt Flinkenflügel. "Viele Köche schreiben inzwischen auf ihre Karten, woher sie ihr Fleisch und ihr Gemüse beziehen." Und apropos Gemüse - auf diese Beilage wird mehr Wert gelegt als früher. "Gemüse wird viel aufwendiger verarbeitet als noch vor Jahren", erklärt der Tester.

Eine deutliche Zunahme verzeichnet der "Michelin" in der Kategorie Bib Gourmand - Restaurants mit gutem Essen für relativ kleines Geld. "Da bekommen wir viele Tipps von unseren Lesern. Das ist eine beliebte Rubrik", sagte Finkenflügel. Rund 70 neue Häuser wurden aufgenommen - die Zahl liegt jetzt bei 452.

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