Buch über Soho-Häuser:Wer reinliest, ist drin

pool soho house berlin

Das Soho-House in Berlin.

Bar, Restaurant, Pool und ein wenig britische Gentleman-Kultur: Die Soho-Häuser sind Edelklubs für Kreative, der Zugang ist streng limitiert. Nun wird das Geheimnis zumindest theoretisch gelüftet.

Von Max Scharnigg

Manche Dinge brauchen einfach ein bisschen Zeit, sogar in Berlin. Bis sich der Berliner daran gewöhnt, dass es in seiner Stadt auch Sterne-Restaurants und Porsches gibt, hat es zum Beispiel ein paar Jahre gedauert. Und etwas Zeit brauchte auch das Soho House im ehemaligen Kaufhaus Jonaß, um das sein zu dürfen, was es in anderen Metropolen schon längst ist: ein Club für Kreative, Spiel-Raum für Leute, die Tagesfreizeit und ein bisschen Geld haben oder nur eine zweite Heimat suchen, die inspirierender ist als die eigene Wohnung. Bar, Restaurant, Pool, Unterkunft, Kino mit dem Anstrich britischer Gentleman-Kultur, das ist das Soho-Prinzip, das auf der ganzen Welt Ableger hat.

Klar, dass bei der Eröffnung 2010 in Berlin erst mal gehämt wurde. Wer bräuchte schon einen Club, bei dem die Mitgliedschaft 1200 Euro im Jahr kostet und bei dem von zwei Mitgliedern dafür gebürgt werden muss, dass man Interessantes zur Hausgemeinschaft beitragen kann? Nun, die Häme wurde weniger, dann wurde es still, und heute hat das Soho House Berlin eine lange Warteliste und taucht immer häufiger als Treffpunkt der Menschen auf, mit denen man längst mal an der Poolbar auf dem Dach sitzen wollte.

Das strenge Krawattenverbot der Soho-Häuser und eine grundlegende Skepsis des Aufnahmekomitees gegenüber Bankern und Unternehmensberatern erleichtern das Gutfinden zudem. Da der Zugang aber nun mal limitiert ist, ist es nett, dass die Macher das Soho-Geheimnis zumindest theoretisch lüften - für jedermann zugänglich in Form eines großen und ansprechend bebilderten Buches.

"Simpel, aber beglückend"

Der Oberbegriff für den Inhalt von "Eat Drink Nap" ist Gastfreundschaft. Nick Jones, der 1995 die Idee zu dem modernen Clubleben hatte, versteht dieses altmodische Wort angenehm ganzheitlich und versucht, mit seinen Häusern die Standards bei allen Facetten der Gastfreundschaft hochzuhalten. So beginnt das Buch grundlegend bei den unterschiedlichen Interieurs der einzelnen Domizile, die alle mit großer Rücksicht in alte Stadthäuser implantiert wurden.

Klar, Instant-Legende erzeugt man leichter, wenn hier und da noch alte brick walls stehen und die Sessel aussehen, als wären schon viele Lordhintern darin gesessen. Die Stilmöbel und das mondäne Gepränge mit patiniertem Leder, dunklem Holz und weichem Licht sind nicht nostalgischer Selbstzweck, sie ergeben, abgeschmeckt mit kunstvoll rohen Wänden oder, wie in Berlin, Damien Hirst an der Wand, zeitlos schöne Stadteleganz.

Über die Küche und bevorzugte Hausrezepte, allesamt aus dem Bereich "simpel, aber beglückend" geht es zum perfekten Aperitif. Die gepflegte Barkultur gehört zur DNA der Soho Houses, die Bar selbst ist meist der Nabel der Clubs, deswegen gebührt ihrer Ausstattung besondere Sorgfalt - den legendären Soho Mule kann man dank Buch jetzt immerhin auch zu Hause nachmixen. So führt das brauchbare Lebensart-Brevier durch alle Bereiche des stilvollen Aufhaltens, bis hin zur Kunst, eine Gartenhochzeit zu feiern oder ein Bett richtig aufzuschlagen. In letzteren Genuss zumindest kommt man übrigens auch als Nichtmitglied - ein Teil des Soho Berlin ist als Hotel erlebbar.

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