Zweitligist TSV 1860 München:Bitteres Bonbon für Ismaik

1860 Muenchen v Energie Cottbus - 2. Bundesliga

Erneut brüskiert: 1860-Investor Hasan Ismaik (Archivbild).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Auf der Delegiertenversammlung feierten die Mitglieder die Rückführung der Markenrechte als Erfolg - jedoch zum Unmut von Investor Hasan Ismaik. Der fühlt sich erneut brüskiert. Gesucht wird die treibende Kraft hinter den Kulissen.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Bei 1860 München sind sie dabei, sich nach dem großen Knall zu sortieren; am Sonntag, beim Zweitligaspiel gegen Union Berlin (3:0), war das zu beobachten. Hep Monatzeder, trotz seiner Ablehnung durch die Delegierten immer noch amtierender Präsident, war gar nicht anwesend. Zahlreiche mögliche und unmögliche Nachfolgekandidaten waren in der Woche zuvor entweder abgesprungen, abgelehnt oder gar nicht gefragt worden. Heinz Schmidt, möglicher Vize eines neuen Präsidiums, sagte zur Suche: "Der nächste Schuss muss sitzen."

Währenddessen schüttelte Dieter Schneider, der vom Aufsichtsrat um Otto Steiner aus dem Amt gedrängte frühere Präsident, viele Hände, überreichte Blumensträuße an die Sieger der Ski-Vereinsmeisterschaft und gratulierte dem Team zum Sieg. Schneider kündigte ja an, eventuell zu einer Rückkehr bereit zu sein; aber nur, wenn das Kontrollgremium um (den ebenfalls nicht gesichteten) Steiner abtritt. Fällt der nächste Nominierte durch, müsste der Aufsichtsrat ohnehin qua Satzung gehen.

Nicht weniger verworren ist die Lage auf der anderen Seite. Noor Basha, Cousin und Sprecher von Hasan Ismaik, hatte ja angekündigt, Anwalt Michael Scheele werde bald der Investorenfamilie dabei helfen, ihre Position "klar zu bestimmen". Klar ist nun: Scheele muss sich erst einmal positionieren, indem er sich von Basha distanziert. "Klare Ente", sagte Scheele am Montag über Bashas Ankündigung, Ismaik werde bald 1,5 Millionen Euro überweisen, um 1860 zu helfen, die Lizenz von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zu erhalten.

"Es sieht nicht danach aus, dass es so kommt", meinte Scheele, der noch bei Ismaik in Abu Dhabi weilte. "Die Situation ist diametral anders." Zur Frage, ob der Klub die DFL ohne Ismaiks Geld zufriedenstellen könne, sagte Scheele: "Wir können das nicht beurteilen, wir haben nur aus sicherer Hand gehört, dass Herr Schäfer Zeit hat bis 15. Mai, die Liquiditätslücke zu schließen. Wir gehen davon aus, dass es nicht gesichert ist."

Eine bewusste Provokation?

Die Ablösung des Geschäftsführers Robert Schäfer bleibe Kernforderung. Würde dessen Vertrag nicht gekündigt und sich Ende Mai automatisch verlängern, sei das "auch formaljuristisch nicht in Ordnung", sagte Scheele: "Die Frage, ob ein Vertrag verlängert werden soll oder nicht, ist unabhängig davon zu beurteilen, ob es durch Nichtstun oder durch Tun passiert. Der Beirat muss diese Entscheidung treffen und mindestens alle Mitglieder dazu anhören." Das Gremium, dem auch Ismaik angehört, wurde demnach bislang nicht einbestellt.

Dies sei aber nur "ein Detail" in einer "Unmenge von Fragen", sagte Scheele. Für neuen Ärger sorgt die auf der Delegiertenversammlung gefeierte Rückführung der Markenrechte aus der Profifußball-KGaA in den Verein. Das Wahlkampfbonbon war für Monatzeders Bestätigung nicht süß genug, wohl aber bitter für Ismaik.

Zu überprüfen sei nun, "wie ein Geschäftsführer einen ganz wesentlichen Vermögenswert aus der KGaA entfernt und an den Verein überträgt", meinte Scheele, wobei "der 60-Prozent-Aktionär Ismaik nichts davon wusste, geschweige denn zugestimmt hat". Scheele erzählte, er habe den Vollzug der Transaktion mitbekommen, als er mit Basha einen Liveticker der Versammlung verfolgte: "Was auch immer die getrieben hat, das ist ein ungeheuerlicher Vorgang, der nur Kopfschütteln erzeugt."

Eine bewusste Provokation? Das wisse er nicht, sagte Scheele, "vielleicht war man zu blöd, den Unterschied zwischen Markenrecht und Lizenzrecht zu erkennen. Aber die entscheidende Frage ist immer wieder: Wer steckt dahinter, wer ist die treibende Kraft? Wer ist der Spielmacher? Wer tut so, als ob ihn das alles nicht anficht, und macht es zu seiner persönlichen Geschichte, nicht zum Wohle des Vereins?" Nun, keine Ahnung? "Ich sprach jetzt vom Otto Steiner. Er meint, er schafft es ohne Herrn Ismaik."

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