Zweitligist TSV 1860 München:Sehr schnell rumgeeiert

TSV 1860 Muenchen v 1. FC Koeln - 2. Bundesliga

Nur noch wenige Wochen in München: Friedhelm Funkel.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München trennt sich von Friedhelm Funkel - bis zum Saisonende soll der Trainer aber im Amt bleiben. Ein Kandidat für die Sport-Geschäftsführung steht fest, es fehlt aber noch die Zustimmung von Investor Ismaik

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Was die Zukunft von Trainer Friedhelm Funkel anging, wollten die Verantwortlichen von 1860 München "nicht lange rumeiern" - so hatte es Geschäftsführer Markus Rejek zu Wochenbeginn versprochen. Und sie eierten nicht lange herum, ihr Entschluss war allerdings trotzdem nicht im Sinne Funkels. Am Mittwochabend verschickten die Löwen eine Pressemitteilung: "Der TSV 1860 München und Chefcoach Friedhelm Funkel gehen in der kommenden Spielzeit getrennte Wege. Der 60-jährige Fußball-Lehrer wird bis zum Saisonende im Amt bleiben und die Entwicklung der 1860-Profis gemeinsam mit dem Trainerteam vorantreiben."

Sechs Spiele sind es noch, in denen Funkel diese Entwicklung also vorantreiben soll - "es gibt kein böses Blut zwischen uns", sagte Präsident Gerhard Mayrhofer.

Unter großen Lobeshymnen hatte Funkel sein Amt beim Münchner Zweitligisten im September angetreten, und noch im Winter hatte Präsident Gerhard Mayrhofer betont, Funkel passe "wie Arsch auf Eimer" zu 1860. Allein die Tatsache, dass der Trainer in seiner Karriere schon mehrere Mannschaften zum Bundesliga-Aufstieg geführt hatte, wirkte wie ein Versprechen. Zudem sollten Funkel seine Routine und Souveränität dabei helfen, den hektischen Alltag bei Sechzig zu moderieren.

Dies gelang ihm stets gut - Funkel, von dem man nicht behaupten kann, dass er noch nichts erlebt hätte, wunderte sich sehr schnell über manches an der Grünwalder Straße, durfte es sich aber nicht allzu sehr anmerken lassen. Der Kader etwa war bei weitem nicht so stark, wie er es bei einem Klub erwartet hatte, der mit dem Ziel Aufstieg in die Saison gegangen war. Sein Wunsch, Geheimtrainings durchzuführen, wie es bei Profiklubs üblich ist, löste eine ungeahnte Protestwelle aus. Dass er an freien Tagen regelmäßig in seine Heimat nach Krefeld flog, warfen ihm Fans ebenso vor wie angeblich zu kurze Trainingseinheiten.

Und weil er über eine Vertragsverlängerung lange nicht mit dem Präsidium reden durfte, hatte er Woche für Woche eine Art Wahlwerbung zu betreiben. Währenddessen verlor die Mannschaft deutlich öfter, als sie gewann: In der Rückrunden-Tabelle steht bislang Platz 14 zu Buche, elf Punkte aus elf Spielen sammelten die Löwen bei nur zwei Siegen.

Mit der verbesserungswürdigen Statistik hat die Trennung auch zu tun, noch mehr offenbar aber mit den gezeigten Leistungen. "Es gab konzeptionell andere Vorstellungen über die Ausrichtung im Sport", sagte Präsident Mayrhofer - gewünscht ist mehr Offensivfußball. "Wir wollen unsere Fans und Sponsoren wieder begeistern."

Der komplette ideelle Überbau des sportlichen Bereichs wird, geht es nach Mayrhofer, also neu errichtet. Einen passenden Sport-Geschäftsführer hat 1860 bislang nicht präsentiert - "das heißt für uns, dass wir beide Schlüsselpositionen im Sport neu besetzen werden", sagte der Präsident, und Rejek fügte an: "Es ermöglicht uns, in Zukunft ein sportliches Konzept umzusetzen, das die Identität von 1860 widerspiegelt und hinter dem alle stehen."

Erst Sportdirektor, dann Trainer

Funkel hatte zuletzt, beraten von seinem Assistenten Markus von Ahlen, versucht, diese Wünsche umzusetzen - das sah oft nicht schlecht aus, dabei blieben jedoch meist die Punkte aus, die sich die Mannschaft im vergangenen Jahr (Platz sechs der Hinrunden-Tabelle) noch mit Defensivtaktik Funkelscher Prägung ermauert hatte.

Für den Wunsch nach frohgemuter Offensive schien Funkel den Verantwortlichen nicht mehr der richtige Mann auf Dauer zu sein. Auf den Hinweis, die Spielweise habe sich deutlich verbessert, hatte Vizepräsident Peter Helfer vor kurzem bereits geantwortet: "Ja gut, aber nur die letzten drei Spiele." Zudem wies er darauf hin, dass zunächst einmal der Sport-Geschäftsführer gefunden werden müsse: "Was nützt mir das, wenn ich jetzt die Personalie Trainer mache, dann hole ich einen Sportdirektor, und Trainer und Sportdirektor können nicht miteinander? Dann haben wir ja wieder den gleichen Schmarrn."

Nun wurde die Personalie Trainer doch gemacht, bevor die Personalie Sport-Geschäftsführer gemacht wurde - das legt nahe, dass eine Entscheidung in der zweiten Frage unmittelbar bevorsteht und sich der Neue bereits zu seinen Vorstellungen bezüglich eines Trainers äußern durfte. Nach SZ-Informationen gibt es tatsächlich Kandidaten für die Sport-Geschäftsführung, es fehlt nur noch die abschließende Einigung mit Investor Hasan Ismaik.

Ein neuer Manager wird von dem Jordanier im Gegenzug sicherlich eine Zusage wünschen, mit welchem Budget er planen kann. Denn Sport-Geschäftsführer zu werden, ohne auch nur zu erahnen, was man ausgeben kann, wäre ja ein ziemlicher Schmarrn.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: