Zweitliga-Derby:Löwen mit Biss, aber ohne Zähne

1. FC Nuernberg v TSV 1860 Muenchen  - 2. Bundesliga

Marius Wolf (links) von den Löwen und Nürnbergs Guido Burgstaller Im Zweikampf.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der 1. FC Nürnberg und der TSV 1860 München trennen sich mit 2:2 unentschieden.
  • Aus Sicht der Löwen ist das Ergebnis unbefriedigend. Die Münchner waren die deutlich stärkere Mannschaft.

Von Markus Schäflein

Es war das Treffen zweier Vereine, die sich in ziemlichen Irrungen und Wirrungen befinden. Beim TSV 1860 München kam unlängst der jordanische Investor vorbei und erzählte mal wieder alles und nichts, jedenfalls nichts von Verstärkungen für die Mannschaft oder einem neuen Sportchef; beim 1. FC Nürnberg wurden nach dem angekündigten Abschied von Sportvorstand Martin Bader in der vergangenen Woche einige Informationen zur ominösen Finanzlage bekannt. Beide Klubs werden sich ziemlich gefreut haben, dass es am Montagabend nach einem Wochenende ohne Spiel und mit umso mehr Diskussionen mal wieder um Sport ging.

Am Ende, nach dem 2:2, freute sich dann allerdings schon wieder niemand so richtig: Der Club musste sich nicht nur über ein Remis zu Hause, sondern vor allem über die eigene Leistung in der ersten Hälfte grämen. "Dass wir sehr viel verbessern müssen, ist keine Frage", sagte Trainer René Weiler. Sechzig wiederum war auch nicht glücklich, weil aus einer starken Vorstellung kein Sieg resultierte und nach drei Spielen erst ein Punkt zu Buche steht; Mittelfeldspieler Daniel Adlung stellte fest: "Wir hätten den Sieg absolut verdient gehabt, bei der einen oder anderen Chance war ein bisschen zu wenig Konzentration da. Wir müssen kaltschnäuziger sein."

Die Löwen spielten von Beginn an mutig und schnell nach vorne

17 08 2015 Fussball Saison 2015 2016 2 Fussball Bundesliga 03 Spieltag 1 FC Nürnberg N

Wuchtiger Kopfball ins Netz: Kai Bülow glückt unmittelbar vor der Pause der erste Treffer für 1860 München.

(Foto: Imago/Zink)

1860-Trainer Torsten Fröhling schickte dieselben Feldspieler auf den Platz wie zuletzt beim Pokal-2:0 gegen den Bundesligisten Hoffenheim; ins Tor kehrte Vitus Eicher zurück. Die Nürnberger begannen im Vergleich zum Elfmeterschießen-Sieg bei Drittligist Aalen mit dem genesenen Danny Blum im Sturm anstelle von Jakub Sylvestr sowie mit Ondrej Petrak im zentralen defensiven Mittelfeld.

Beide Mannschaften knüpften an die Eindrücke vom Pokalwochenende an; die Löwen spielten, selbstbewusst und beschwingt vom Sieg gegen den Erstligisten, von Beginn an mutig und schnell nach vorne und sorgten immer wieder vor allem über die Flügel für Gefahr, während sich die Nürnberger mit mäßigem Erfolg um eine gesicherte Defensive bemühten. Sie wirkten vor 36 547 Zuschauern wie die Auswärtsmannschaft.

1. FC Nuernberg v TSV 1860 Muenchen  - 2. Bundesliga

Guido Burgstaller (rechts) freut sich mit Niklas Stark über sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1.

(Foto: Micha Will/Bongarts/Getty)

Allein die Chancenverwertung ließ aus Sicht der Münchner zu wünschen übrig. Nach einer Hereingabe von Daylon Claasen ging ein Schuss von Marius Wolf, der von Nürnbergs Rechtsverteidiger Miso Brecko abgefälscht wurde, übers Tor (5.); angesichts von Wolfs einmal mehr beeindruckender Vorstellung werden sich beim Club einige fragen, warum man ihn in der Jugendzeit zu Sechzig ziehen ließ. Dann folgte eine Doppelchance: Rubin Okotie schlenzte den Ball nach einem Solo an die Querlatte, den abgeprallten Ball flankte Daniel Adlung in die Mitte, Stephan Hain köpfelte neben das Tor (22.). Erst kurz vor der Pause hatte Nürnberg die erste Chance: Ein Flachschuss von Danny Blum strich knapp am entfernten Pfosten vorbei (44.).

"Die Münchner waren ständig in Überzahl"

Gerade als der Club etwas besser mitspielte, fiel kurz vor dem Pausenpfiff das 1:0 für die Löwen nach einer Ecke von Adlung. Okotie scheiterte per Kopf am Pfosten, doch den Abpraller verwertete der aufgerückte Innenverteidiger Kai Bülow. Damit hatte der Mann, dem das letzte (und entscheidende) Tor der vergangenen Spielzeit in der Relegation gegen Kiel glückte, auch den ersten Treffer der neuen Saison für 1860 erzielt. Nürnbergs Abteilungsleiter Wolfgang Wolf war nach dem ersten Durchgang gänzlich bedient: "Die Münchner waren ständig in Überzahl", stellte er fest, "wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen." Club-Trainer Rene Weiler wechselte zur Pause Schöpf und Behrens aus, Gislason und Füllkrug kamen, Burgstaller rückte ins Sturmzentrum. Die erste große Chance der zweiten Hälfte gehörte erneut den Löwen, doch Wolfs Tor zählte wegen einer gleichzeitigen Abseitsposition Okoties zu Recht nicht (53.).

Direkt im Gegenzug traf der Club stattdessen zum unerwarteten Ausgleich: Blum stocherte den Ball zu Burgstaller, der neue Mittelstürmer traf - die Münchner Innenverteidigung mit Bülow und Kapitän Christopher Schindler sah in dieser Szene sehr unglücklich aus (54.). Die Münchner machten dennoch einfach weiter mit ihrem spielfreudigen Fußball, Adlung scheiterte an FCN-Torwart Thorsten Kirschbaum (61.), und dann kassierten sie das zweite Gegentor: Brecko setzte sich über die rechte Seite gegen gleich drei Münchner Verteidiger durch, seine Hereingabe musste Niklas Stark nur noch über die Linie drücken (63.). 2:1 für die deutlich schwächere Mannschaft, die Zuschauer kamen aus dem Staunen kaum mehr heraus, und die düpierten Spieler des TSV 1860 erst recht nicht.

Fröhling reagierte und brachte Stürmer Stephane Mvibudulu für Hain; seine Mannschaft gab weiterhin nicht auf, und Daniel Adlung traf aus dem Rückraum zum 2:2 (75.). Nun bekamen die Zuschauer eine packende Schlussphase geboten, weil auch die Nürnberger nach Weilers Umstellungen in der Offensive zielstrebiger zu Werke gingen. Die größte Chance zum Sieg hatten aber erneut die Löwen: Schindler traf nach einem Eckstoß von Adlung den Pfosten (83.); nach Ecken stand es mittlerweile 11:1 für Sechzig, nach Aluminiumberührungen 3:0. Nach Vorlage des eingewechselten Mulic scheiterte dann noch Okotie an Kirschbaums Fußabwehr (89.). Nürnbergs Abteilungsleiter Wolf war durch das Ergebnis nicht versöhnt: "Ich habe das Gefühl, dass wir Angst haben vor Fehlern."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: