Zweite Liga:Transfermeister

SC Freiburg - MSV Duisburg

Glücksgriff: Freiburgs Freistoßkünstler Grifo (rechts) beim Feiern.

(Foto: Ronald Wittek/dpa)

Mit Millionen-Überschuss zum Wiederaufstieg: Der SC Freiburg steht dank kluger Personalpolitik vor der Rückkehr in die erste Liga.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Fritz Keller war am Freitag Abend guter Dinge. Es müsse nun schon "mit dem Teufel zugehen", wenn der SC Freiburg den sofortigen Wiederaufstieg noch verfehlen würde, sagte der Präsident nach dem ungefährdeten 3:0-Sieg gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg. Tatsächlich ist mit einem Erscheinen des Leibhaftigen nicht zu rechnen. Angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf den Dritten aus Nürnberg müsste der SC schließlich alle drei ausstehenden Spiele - gegen Paderborn, Heidenheim und Union Berlin - verlieren, um auf den Relegationsplatz zurückzufallen. Das ist nicht sehr wahrscheinlich angesichts einer beeindruckenden Bilanz von zuletzt neun Siegen und einem Remis im Laufe von zehn Spielen. Nach dem ebenso unglücklichen wie vermeidbaren Abstieg im vergangenen Sommer ist Freiburg also bald zurück in der ersten Liga.

Offensichtlich haben Trainer Christian Streich und die Führungsebene um Keller, Sportdirektor Jochen Saier und den Sportlichen Leiter Klemens Hartenbach wieder sehr vieles von dem richtig gemacht, was man bei der Leitung eines Profivereines richtig machen kann. Dabei hatte nach dem Abstieg ein gutes Dutzend bundesligaerfahrener Kräfte den Sportclub verlassen, darunter allerdings offenbar auch einige Stinkstiefel und Spieler mit Defiziten bei der Wettkampf-Mentalität.

Obwohl Freiburg bescheiden einkaufte (Transferüberschuss in zweistelliger Millionenhöhe) formte sich schnell eine Mannschaft, die trotz der Konkurrenz von Leipzig von Beginn an Maßstäbe setzte. Das gelang nicht zuletzt dank einer Transferpolitik, die in Freiburg traditionell gewissenhafter vorbereitet wird als andernorts. So erwies es sich als goldrichtig, bis zuletzt um Nils Petersen zu buhlen. Der Torjäger erzielte am Freitag nicht nur sein 20. Saisontor, er ist zudem ein Teamplayer, der so ganz nach dem Geschmack von Streich ist. Glücksgriffe waren auch Standard-Experte Vincenzo Grifo (14 Tore), der erstaunliche Dynamik und Ballsicherheit zeigt, und der Sechser Amir Abrashi. Auch Winter-Zugang Florian Niederlechner macht sich prächtig im Badischen, in 11 Spielen schoss der Bayer sechs Tore. Und Maximilian Philipp (acht Tore) ist wohl eines des größten Talente des deutschen Fußballs.

Angesichts dieser offensiven Wucht konnte sich St. Pauli-Trainer Ewald Lienen ("lächerlich") schon nach dem Hinspiel im Herbst gar nicht mehr einkriegen, nachdem er gehört hatte, dass sein Buddy Streich die Favoritenrolle von sich wies. Dass die Freiburger das beste Team der zweiten Liga seien, sehe ja nun jeder, der etwas von Fußball verstehe, sagte damals Lienen. Er sollte Recht behalten.

Und doch ist auch beim SC nicht alles Gold, was glänzt. Als sich Fortuna Düsseldorf im Gegensatz zur ehrfürchtigen Konkurrenz Mitte Februar erdreistete, die Freiburger mal hoch anzulaufen, brachten sie dem SC prompt eine verdiente Heimniederlage bei. Vom "Schalke-Syndrom" sprach jüngst im kleinen Kreis gar ein Beobachter, der dem SC nahesteht. Was er meinte: Freiburg siegte in der Rückrunde deutlich häufiger als er überzeugende Leistungen bot. Der harmlose MSV Duisburg war am Freitag keine Herausforderung, doch beim Remis in Braunschweig und den jüngsten Siegen gegen Karlsruhe, Fürth und streckenweise auch St. Pauli war der Gegner - auch spielerisch - besser.

In all diesen Partien zeigte sich die Achillesferse des Freiburger Spiels. Denn so famos die Offensive besetzt ist, so wacklig agiert zuweilen die Defensive, wenn die gegnerischen Offensiven Druck ausüben. Man kann also davon ausgehen, dass im Sommer ein paar Transferaktivitäten ins Haus stehen. Innenverteidiger Manuel Gulde, ein zuverlässiger, ballsicherer Innenverteidiger vom KSC, soll auf der Liste stehen. Auch Sebastian Kerk, der vor eineinhalb Jahren nach Nürnberg verliehen wurde, könnte wieder interessant werden.

Als dessen aktueller Arbeitgeber am Samstag zur Pause 0:2 gegen Union Berlin zurücklag, schien der SC bereits als sicherer Aufsteiger festzustehen. Dass der Club das Spiel noch drehte und schließlich 6:2 gewann, hatte dann insofern auch sein Gutes, weil ein Aufstieg den SC unvorbereitet getroffen hätte. Einige Spieler waren auf einer Autogrammstunde, andere bereiteten sich auf das Spiel der U23 vor, bei der sie am Sonntag aushalfen. Und der Trainer war auf seiner gewohnten Wochenend-Fahrradtour durch den Schwarzwald. Am kommenden Freitag, zum Auswärtsspiel in Paderborn, werden dafür ungewöhnlich viele Freiburger Fans erwartet. Es könnte schließlich etwas zu feiern geben.

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