Zweite Liga:Leidenschaftlich ransaugen

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Drin ist er: Ingolstadts Filip Bilbija nutzt den Fehler von Bremens Ömer Toprak und überwindet Torwart Jiri Pavlenka zum 1:1-Ausgleich. (Foto: Stefan Bösl/Imago Images)

Der FC Ingolstadt beendet die Siegesserie von Werder Bremen und holt nach Rückstand noch einen Punkt. Die Lücke zum rettenden Ufer ist weiterhin groß, doch die Schanzer geben nicht auf.

Von Stefan Galler

Für den Boss war es auch abseits der sportlichen Bedeutung eine besondere Reise: Dietmar Beiersdorfer, Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt, kickte schließlich einst sehr erfolgreich für den SV Werder Bremen. Und erst im Sommer hatte der bei den Hanseaten ausgeschiedene Aufsichtsratsvorsitzende Marco Bode dem gebürtigen Franken angeboten, seinen Posten dort einzunehmen. Beiersdorfer lehnte damals ab - und stieg im Herbst bei den Schanzern ein. Dem Weserkurier hatte der 58-Jährige vor dem Spiel ein Interview gegeben, das seinem ehemaligen Verein durchaus als Warnung hätte dienen können: "Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen enorm verbessert und gesteigert. Sie hat bewiesen, dass sie nun wettbewerbsfähig ist und eine richtige Leistungskultur entwickelt", sagte Beiersdorfer über die Ingolstädter Fußballer. Und das stellten sie auch gegen Werder unter Beweis - trotz Rückstands erkämpften sie sich ein 1:1-Unentschieden.

FCI-Trainer Rüdiger Rehm konnte seinen Stolz über dieses Ergebnis in der anschließenden Pressekonferenz nicht verhehlen: "Wir wollen unangenehm sein, und ich glaube, das ist uns gelungen. Hut ab, dass wir nach dem 0:1 nochmal aufgestanden sind und uns gewehrt haben. Fußballerisch war Werder überlegen, aber wir haben mit Einsatzwillen und Leidenschaft dagegengehalten", sagte der Coach und zog nach den jüngsten drei Partien ohne Niederlage zufrieden Zwischenbilanz: "Wir haben uns in Nürnberg, gegen Sandhausen und nun in Bremen unglaublich gut geschlagen, obwohl wir zwischenzeitlich neun Corona-Fälle hatten. Jeder springt in die Bresche, das ist es, was zählt."

Und eben nicht der Blick auf die Tabelle, stellte Rehm klar. Zwar ist der FCI nicht mehr Letzter, doch er hinkt dem Feld hinterher: Zehn Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz durch den Düsseldorfer Sieg gegen Aue; elf Spiele bleiben, um die Lücke zu schließen. "Die Tabelle ist im Moment völlig wurscht", sagte Rehm. "Wenn du gut spielst und punktest, wirst du dich automatisch ransaugen. Wir schauen Ende April, ob wir noch den ein oder anderen schnappen können."

"Wenn wir unser Spiel durchziehen, können wir jede Mannschaft schlagen."

Sein weiterhin ersatzgeschwächtes Team, bei dem diesmal auch noch Nunoo Sarpei gesperrt fehlte, geriet vor der Pause gehörig unter Druck, hielt diesem jedoch stand und hatte Glück, als Niclas Füllkrug per Kopf nur die Latte traf (40.). Doch auch der FCI setzte Nadelstiche, etwa als Filip Bilbija freistehend vorbeischoss (41.). Und auch im zweiten Abschnitt drängten die Bremer auf den Führungstreffer, der schließlich in der 75. Minute fiel, als sich Füllkrug körperlich robust in ein Kopfballduell schmiss und Torwart Dejan Stojanovic keine Abwehrchance gab.

Doch nun folgte das, was Trainer Rehm später mit dem im Fußball oft umstrittenen Wörtchen "Mentalität" umschrieb: Seine Mannschaft warf alles nach vorne und erzwang fünf Minuten vor dem Ende den Ausgleich, als Bilbija einen Stellungsfehler von Verteidiger Ömer Toprak nutzte und Werder-Torwart Jiri Pavlenka aus spitzem Winkel überwand. "Als Tabellenletzter gegen ein Team, das davor sieben Spiele gewonnen hat, zurückzukommen, ist sehr wichtig", sagte Ingolstadts Mittelfeldspieler Florian Pick. Und Torschütze Bilbija richtete - wie Geschäftsführer Beiersdorfer vor dem Bremen-Spiel - schon mal eine Warnung an den nächsten Gegner, der ebenfalls zum engsten Kreis der Aufstiegsaspiranten gehört: "Wenn wir unser Spiel durchziehen, können wir jede Mannschaft schlagen. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir auch nächste Woche gegen St. Pauli gut performen werden." Die Auflösung folgt am nächsten Samstag ab 13.30 Uhr im Audi-Sportpark.

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