Zweite Liga:Gegen den Albtraum

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Kein Sieg, nur zwei Punkte aus den ersten acht Spielen: Der 1. FC Kaiserslautern krebst am Ende der Zweitliga-Tabelle herum.

Von Tobias Schächter

"Wieder für den FCK zu arbeiten, das wäre ein Traum." Das sagte Jeff Strasser, als er 2015 ein Praktikum bei Kosta Runjaic, dem damaligen Trainer des 1. FC Kaiserslautern, absolvierte. Jetzt ist der Traum für den 42 Jahre alten Luxemburger wahr geworden: Am Mittwoch wurde der frühere FCK-Profi, der einst 81 Bundesligaspiele für die Pfälzer absolviert hatte (1999 bis 2002), als neuer Cheftrainer vorgestellt. Tatsächlich hat Strasser damit aber wohl die derzeit schwierigste Aufgabe im deutschen Profifußball übernommen. Eigentlich war das Saisonziel des FCK, "eine sorgenfreie Saison" zu spielen, doch schon früh lässt sich sagen: Für den Fritz-Walter-Klub geht es nur darum, den Albtraum vom Abstieg in die dritte Liga zu vermeiden.

Ein Luxemburger in der Pfalz: Jeff Strasser, 42, stellt sich vor. (Foto: Joachim Ackermann/dpa)

Nach sieben Partien steht der viermalige deutsche Meister sieglos mit zwei Punkten am Tabellenende der zweiten Liga, am Montag ging Lautern nach der Trennung von Coach Norbert Meier mit den Interimstrainern Manfred Paula und Alexander Bugera 0:5 bei Union Berlin unter. Am Freitag folgt bereits das Kellerduell mit dem Vorletzten Fürth.

Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Strasser 2016 im Lehrgang der "Wunderknaben" seine Trainerlizenz erwarb: Er saß unter anderem zusammen mit Julian Nagelsmann, 30, und Domenico Tedesco, 32, in den Kölner Vorlesungen. Als Spieler war Strasser ein Beißer, ein Verteidiger mit starkem linken Fuß, der sich für nichts zu schade war. Diese Einstellung machte ihn zu einem der Fan-Lieblinge des FCK. Der Rekordnationalspieler Luxemburgs (98 Länderspiele) ist einer der wenigen Spieler, die außerhalb des Herzogtums reüssierten, außer beim FCK kickte er auch noch in Mönchengladbach, Metz und Straßburg.

Der Klub Kaiserslautern hat mehr zu verlieren als Strasser

Als Trainer war Strasser bei CS Fola Esch in seiner Heimat ab 2010 zwei Jahre als Spielertrainer und danach als Chefcoach tätig. In dieser Zeit errang er zwei Meistertitel und einen Pokalsieg. Nun soll Strasser in der Pfalz eine völlig verunsicherte Mannschaft beleben und den taumelnden Traditionsklub retten.

Der finanziell klamme Verein ächzt unter Altlasten. Ob er eine Drittligalizenz bekäme, wäre eine interessante Frage. Seit Klub-Ikone Stefan Kuntz im Frühjahr 2016 unter dem Druck der Fans gehen musste, hat sich die Lage unter den Vorständen Michael Klatt (Finanzen) und Michael Gries (Marketing) weiter verschlimmert: Trainer Tayfun Korkut schmiss im Januar wegen Perspektivlosigkeit und Kritik aus dem Aufsichtsrat ebenso hin wie im Juni Sportchef Uwe Stöver. Chefscout Boris Notzon wurde nach einer peinlichen Nachfolger-Suche schließlich zum Sportdirektor befördert. Die neue Mannschaft mit 19 Zugängen wirkt wie ein wilder Haufen.

Strasser kann sich nun einen Namen als Trainer in Deutschland machen, der FCK hat mehr zu verlieren als er. Der neue Coach gilt als offener, ehrlicher Typ und ist eine der wenigen Identifikationsfiguren des FCK, die in den Jahren des Niedergangs noch nicht verbrannt wurden. Die Frage ist, ob er die enttäuschten Fans wieder hinter Klub und Team versammeln kann.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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