Zweite Liga:Lauter Notlösungen

Zweite Liga: Zwei Fouls in vier Minuten: Ingolstadts Nunoo Sarpei, hier im Zweikampf mit Sandhausens Erich Berko, wurde mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz geschickt. Die Kollegen retteten in Unterzahl das 0:0.

Zwei Fouls in vier Minuten: Ingolstadts Nunoo Sarpei, hier im Zweikampf mit Sandhausens Erich Berko, wurde mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz geschickt. Die Kollegen retteten in Unterzahl das 0:0.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Ingolstadt verpasst mit dem 0:0 gegen Sandhausen die Chance, im Tabellenkeller weiter Boden gut zu machen. Vor allem die angespannte Personalsituation macht Trainer Rüdiger Rehm zu schaffen.

Von Christoph Leischwitz

Es ist natürlich alles andere als ideal, wenn beim Tabellenletzten wenige Minuten vor einem wichtigen Spiel der Stürmer zum Trainer kommt und sagt, er habe Schmerzen. Valmir Sulejmani hatte unter der Woche Probleme mit den Rippen, nach dem Aufwärmen zog er die Notbremse. Und so hatte Rüdiger Rehm ausgerechnet vor dem Spiel gegen den Tabellen-Fünfzehnten SV Sandhausen, jenes Team also, das man gerne einholen würde, noch eine zusätzliche taktische Baustelle zu bearbeiten. In Thomas Keller spielte eine Halbzeit lang ein Innenverteidiger im Angriff, und insofern war es keine große Überraschung, dass den Schanzern kein Tor gelang. Das 0:0 analysierte der Trainer dann so: "Normalerweise wäre ich zufrieden, aber unsere Konstellation ist eine andere." Denn mit jedem Spiel ohne Sieg wird der Ligaverbleib unwahrscheinlicher.

Auch wenn es sich nach dem 5:0-Erfolg beim 1. FC Nürnberg diesmal um einen zahnlosen Auftritt handelte, hat sich das Gesicht des FCI seit der Hinrunde deutlich gewandelt. Von der Hinrunden-Startelf gegen Sandhausen standen am Sonntag noch genau drei Spieler zum Anpfiff auf dem Platz, darunter gleich fünf der sechs Winter-Zugänge; der Sechste wäre Sulejmani gewesen. Immerhin konnten die Neuen die Personalprobleme lindern, insgesamt hatten neun Spieler gefehlt, so waren Marcel Gaus und Stefan Kutschke mit Corona infiziert, sie sind mittlerweile aber freigetestet.

Ganz zu Beginn war den Schanzern das Selbstvertrauen noch anzumerken, das sie sich bei ihrem Kurztrip nach Nürnberg geholt hatten. Nunoo Sarpei gab nach 15 Sekunden den ersten Torschuss ab, Dennis Eckert Ayensa hätte beinahe Glück mit einem Kopfball in Rücklage gehabt, der lange unterwegs nur knapp am fernen Eck vorbeiflog (6.). Mit den ersten Möglichkeiten der Gäste durch Pascal Testroet und Erich Berko (7., 8.) - beide Male konnte Keeper Dejan Stojanovic parieren - war der Ingolstädter Spielwitz dahin, die Partie verkam dann doch zu einem verkrampften Abstiegsduell, mit vielen Standards und Zweikämpfen und wenig Spielfluss.

Etwas Glück hatte die Rehm-Elf dann auch noch, dass sie vor der Pause nicht in Rückstand geriet: Nach einer weiten Freistoßflanke köpfelte Tom Trybull auf das kurze Eck, irgendwie konnte Stojanovic im Getümmel abwehren (26.). Von Ingolstadt kam offensiv immer weniger, auch wenn Sulejmani dann zur zweiten Halbzeit doch noch eingewechselt wurde und er ansatzweise mehr Gefahr ausstrahlte; doch selbst nach der Einwechslung von Fatih Kaya, der nach einer Schultereckgelenksprengung Anfang Dezember sein Comeback gab, blieben die Gastgeber bemüht, aber harmlos. Kaya sei noch lange nicht so weit, über 90 Minuten zu gehen, sagte Rehm später, Sulejmani hielt sich nach Abpfiff die Rippe. All dies zeigt, dass beide Einsätze Notlösungen waren.

Dreimal hat der FCI nun unter Trainer Rehm zu Null gespielt - der Trend geht zumindest leicht nach oben

Darüber hinaus musste Ingolstadt die Schlussphase dezimiert überstehen. Sarpei hatte sich innerhalb von vier Minuten Gelb und Gelb-Rot abgeholt - beim zweiten Foul landete sein Arm unnötig im Gesicht des Gegners. Für Rehm trotzdem "eine Fehlentscheidung". Drei Minuten danach hatten die Schanzer trotzdem ihre beste Chance zum Sieg: Dominik Franke schlenzte den Ball an den Innenpfosten (75.).

Doch Sandhausen in Überzahl war am Ende des Abnutzungskampfes das gefährlichere Team, Stojanovic bekam noch einiges zu tun und sah kurz vor Schluss auch die gelbe Karte wegen Spielverzögerung. "Wir haben dreimal zu Null gespielt", sagt Rehm über seine ersten sechs Partien als Ingolstadt-Coach, "das ist das, wo du normalerweise sagst..." - er machte eine Handbewegung, die zeigen sollte: Da geht was. Im Moment muss er aber schlicht hoffen, dass sich die Personalsituation verbessert, ehe seine Mannschaft am Samstag beim SV Werder Bremen gastiert.

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