Zweite Liga:Dominant und aufgeräumt

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Beklatscht: Bakery Jatta, Torschütze zum 3:0. (Foto: Cathrin Mueller/Getty Images)

Bakery Jatta, um den zuletzt eine bizarre Debatte entbrannt war, trifft beim souveränen Sieg über Hannover. Auch Zugang Kittel zeigt, dass er binnen Wochen zu einem wichtigen Faktor im HSV-Spiel geworden ist.

Von Peter Burghardt, Hamburg

So gut war die Laune schon lange nicht mehr beim Hamburger SV, dieser Instanz in Sachen Missgeschicke. Zwar wird noch immer über die Identität von Bakery Jatta gestritten, dem gambischen Stürmer mit der Nummer 18, von dem manche Leute behaupten, er trage eigentlich einen anderen Namen und sei älter als 21. Aber diese bizarre Debatte hat offenbar eine belebende Wirkung für den HSV, der am Sonntagmittag mit einiger Leichtigkeit 3:0 gegen Hannover 96 gewann, den Absteiger aus der Bundesliga, wo der HSV wieder hinwill.

Ungeschlagener Tabellenführer der zweiten Liga bleibt der HSV damit vor der Länderspielpause, wenn im Volksparkstadion Deutschland auf die Niederlande trifft, und dem folgenden Stadtderby gegen St. Pauli. Wenn man bedenkt, dass am Anfang in der vollen Arena wieder sieben Neu-Hamburger auf dem Rasen standen, dann hat das der ebenfalls neue Trainer Dieter Hecking in der jungen Saison bisher sehr ordentlich hingekriegt. "Ja, wir sind heute gegen eine sehr, sehr starke Mannschaft ein bisschen unter die Räder gekommen", gab Hannovers Trainer Mirko Slomka zu - sein Team hatte keine Chance. "Ich bin heute ein sehr, sehr zufriedener Trainer", sprach der Kollege Hecking, der sogar bis kurz vor Schluss mühelos auf seinen angeschlagenen Kapitän Aaron Hunt verzichten konnte.

Besonders beklatscht wurde vom Anpfiff weg wieder Bakery Jatta, um den seit Wochen gezankt wird. Drei Vereine (Nürnberg, Bochum, KSC) haben nach Niederlagen gegen den HSV bereits Protest eingelegt, weil die Gerüchte, dass der Gambier eventuell ein Anderer sein könnte, noch immer von Behörden und Verband untersucht werden. Hannover 96 könnte nachlegen. Das DFB-Sportgericht tagt am 9. September zum Fall Jatta - Hecking schickt seinen Linksaußen ungeachtet der Debatte auf den Platz, wo der Afrikaner von den HSV-Fans inzwischen umschwärmt wird.

Und Heckings Elf scheint sich ihrer Sache nach dem mühsamen Unentschieden beim Start gegen Darmstadt 98 und seither vier Siegen in Serie immer sicherer zu sein. Der ehemals ewige Bundesligist versucht es vor allem über die Flügel immer wieder, das 1:0 nach 36 Minuten war die erste Folge: Der äußerst eifrige Khaled Narey setzte sich rechts durch, seine Flanke drückte Sonny Kittel ins Netz. Fünf Spieltage, vier Treffer von Kittel, der aus Ingolstadt gekommen war. Das gefiel dem Publikum, der HSV ist aufgeräumter und dominanter als im verkorksten ersten Jahr nach dem Abstieg. Zu den Stabilisatoren im Mittelfeld gehört David Kinsombi, der aus Kiel verpflichtet worden war und nun obendrein ein Tor schoss: Ein Zuspiel von Narey schloss er zum 2:0 ab. Auch scheint der HSV gerade durch die Causa Jatta zusammengerückt zu sein, der Verein steht geschlossen hinter dem Mann aus Gambia.

Nach der Pause flog unmittelbar vor Hannovers Tor der Ball gegen Jattas Kopf, die unverhoffte Gelegenheit überraschte ihn noch. Einige Minuten später schoss er wuchtig übers Ziel hinaus. Dann, eine Viertelstunde vor Abpfiff, setzte sich der derzeit beliebteste Spieler des Hamburger SV im Strafraum durch, zog ab und lag kurz darauf Hecking sowie der ganzen Hamburger Belegschaft in den Armen - 3:0.

Vielleicht wäre es zwischenzeitlich enger geworden, wenn nicht vorher auch der Hamburger Torwart Daniel Heuer-Fernandes seinen großen Moment gehabt und in letzter Not gegen Hannovers Marvin Duksch gerettet hätte. So feierten die Sieger sich und ihren Bakery Jatta. Für Slomka ist der HSV "absoluter Favorit" in Liga zwei. Hecking, gnädig: "Lasst die Euphorie mal zu."

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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