Zweitligist Kaiserslautern:Viel Milch, wenig Gras

1. FC Kaiserslautern v TSV 1860 Muenchen - 2. Bundesliga

Es soll mal wieder um den Aufstieg gehen für Chris Löwe (rechts) und den 1. FC Kaiserslautern.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)
  • Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, sieht seinen Verein und die übrigen Traditionsklubs im Nachteil.
  • Der ehemalige Stürmer fordert bessere Anstoßzeiten und mehr Geld für die Klubs mit großer Geschichte.
  • Kaiserslautern kämpft darum, den Anschluss an die Spitzenvereine der zweiten Liga nicht zu verlieren.

Von Tobias Schächter, Kaiserslautern

Manchmal steckt schon in kleinen Details viel Ärger. Zum Beispiel, wenn die lange Geschichte eines Fußballvereins mit einem Bürokratieprodukt wie einem Spielplan zusammenprallt. So hat sich Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, über die Ansetzung am achten Zweitliga-Spieltag geärgert. An einem Dienstag um 17.30 Uhr empfängt der viermalige deutsche Meister Kaiserslautern den neunmaligen deutschen Meister Nürnberg.Der Wochentag, die frühe Anstoßzeit - das koste beim Duell zweier Traditionsvereine mindestens 8000 Zuschauer, rechnet Kuntz vor, seinem Klub gehe eine sechsstellige Summe verloren. "Und das, obwohl die Fans der vielen Traditionsvereine in der zweiten Liga mehr Reiselust haben als die vieler Erstligaklubs."

Kuntz sieht sich in dieser Frage nicht nur als FCK-Vorstandschef, er tritt als Interessenvertreter der Traditionsklubs auf. Er fordert, dass die Traditionsklubs bei der nächsten Ausschreibung der Fernsehverträge besser berücksichtigt werden müssen. Zumindest die Anstoßzeiten bei Wochenspielen müssten auf 19 Uhr verschoben werden, und außerdem, meint Kuntz, müssten die Traditionsvereine der zweiten Liga aufgrund ihrer starken Anhängerbasis mehr von den Auszahlungen der TV-Gelder profitieren. Und er schlägt vor, dass bei der Kluft zwischen erster und zweiter Liga die Zweitligisten im DFB-Pokal bei Duellen mit Erstligisten grundsätzlich Heimrecht bekommen sollten.

An diesem Freitag startet die Zweitliga-Saison mit dem Auswärtsspiel des 1. FC Kaiserslautern beim MSV Duisburg, noch so ein Traditionsverein. Es ist der Start in eine Saison, in der es wieder einmal darum gehen wird, wie gut Klubs wie Kaiserslautern ankämpfen können gegen die Schwierigkeiten der Kommerzwelt im Fußball.

1. FC Kaiserslautern  - Team Presentation

Lauterns Neue: Sportdirektor Schupp (l.) und Trainer Runjaić (r.) posieren mit den Zugängen (v. l.) Halfar, Ziegler, Görtler, Alomerovic, Mockenhaupt und Vucur.

(Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images)

Kaiserslautern kämpft sportlich und finanziell

In Kaiserslautern hält die Gegenwart mit der Vergangenheit jedenfalls nicht mehr mit, uffm Betze gehen sie in die vierte Zweitligasaison in Serie. Noch hat der Klub keinen Hauptsponsor, nachdem der alte nach einem Jahr kündigte. Vermarkter Sportfive steht aber mit einer Ausfallgarantie im Wort. Der in den letzten vier Partien der vergangenen Runde verspielte Aufstieg schmerzt: sportlich - aber auch finanziell. Der Klub muss so wirtschaften, dass auch in den nächsten Jahren Zweitligafußball gewährleistet werden kann - und dass gleichzeitig eine Elf auf dem Rasen steht, die um den Aufstieg mitspielt.

Erstmals seit dem Abstieg vor drei Jahren wird der FCK nicht zu den Favoriten auf die Aufstiegsplätze gezählt, RB Leipzig und Absteiger SC Freiburg nennt auch Kuntz als erste Anwärter. Der FCK muss sich erst neu finden, er hat viele Talente verloren. Der prominenteste Weggang ist Torwart Tobias Sippel (Mönchengladbach), der dem Klub zu teuer war. In Daniel Halfar kam vom 1. FC Köln ein erfahrener Profi, der in Lautern das Kicken lernte.

Gepokert wird um eine sofortige Verpflichtung des Stürmers Jon Bödvarsson von Viking Stavanger. Die Lauterer haben den isländischen Nationalspieler bereits fix ab Januar 2016 verpflichtet, aber vielleicht kommt der neue Mann auch früher. Das Team von Trainer Kosta Runjaić braucht dringend einen treffsicheren Angreifer. Im vergangenen Jahr war das Fehlen eines Torjägers neben der Auswärtsschwäche und der Nervosität im Saisonfinale ein Hauptgrund für den knapp verpassten Aufstieg.

Viele Baustellen für Kuntz

Natürlich wollen sie in Kaiserslautern aufsteigen, sie wissen aber, dass es nicht leichter geworden ist. Seriös lässt sich die Stärke des Kaders nicht einschätzen, Kuntz sagt: "Es wäre doch ein Saisonziel zu sagen, wir wollen uns wieder bis zum 30. Spieltag jene gute Ausgangsposition erarbeiten wie in der letzten Saison - und dann beweisen, dass wir gelernt haben." Während Sportdirektor Markus Schupp für dieses Ziel den Transfermarkt beackert, versucht Kuntz, die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Mit jedem weiteren Jahr in der zweiten Liga läuft der FCK Gefahr, weiter abgehängt zu werden. Immerhin: Beim Versuch, genau dies zu verhindern, kann Kuntz erste Erfolge verbuchen. Künftig zahlt der FCK für die Arena ligaabhängige Mieten (derzeit 2,4 Millionen pro Jahr in der zweiten Liga) an die städtische Stadionbetreibergesellschaft. Und durch eine Fan-Anleihe, mit der rund sechs Millionen Euro eingenommen wurden, hat der FCK das Trainingsgelände des Nachwuchsleistungszentrums zurückgekauft und beginnt nun mit den Ausschreibungen für die ersten Bauabschnitte.

Auftakt in Duisburg

Die ersten beiden Spieltage der zweiten Liga:

1. Spieltag:

Duisburg - Kaiserslautern Fr., 24.7., 20.30

Greuther Fürth - Karlsruhe Sa., 25.7., 13.00

St. Pauli - Bielefeld Sa., 25.7., 15.30

FSV Frankfurt - Leipzig Sa., 25.7., 15.30

Paderborn - Bochum So., 26.7., 13.30

Braunschweig - Sandhausen So., 26.7., 15.30

Union Berlin - Düsseldorf Sa., 26.7., 15.30

Heidenheim - 1860 München Sa., 26.7., 15.30

Freiburg - Nürnberg Mo., 27.7., 20.15

2. Spieltag:

Nürnberg - Heidenheim Fr., 31.7., 18.30

Bielefeld - FSV Frankfurt Fr., 31.7., 18.30

Kaiserslautern - Braunschweig Fr., 31.7., 20.30

Bochum - Duisburg Sa., 1.8., 13.00

1860 München - Freiburg Sa., 1.8., 15.30

Düsseldorf - Paderborn So., 2.8., 13.30

Karlsruhe - St. Pauli So., 2.8., 15.30

Sandhausen - Union Berlin So., 2.8., 15.30

Leipzig - Greuther Fürth Mo., 3.8., 20.15

Eine Ausgliederung ist gewünscht

Zurzeit hat der FCK die Betriebsprüfer im Haus. Kuntz sagt zu den Belastungen, die den Klub auf vielen kleinen Feldern drücken: "Die Kuh kann gar nicht so viel Gras fressen, wie sie später Milch geben muss." Aus steuerrechtlichen Gründen wäre die Ausgliederung der Profifußball-Abteilung aus dem Gesamtverein wünschenswert: "Wenn ein Mitglied es gut mit dem FCK meint, müsste es aus rein wirtschaftlicher und unternehmerischer Sicht in der nächsten Jahreshauptversammlung einen Antrag auf Ausgliederung stellen."

Dabei, sagt Kuntz, müssten die Rahmenbedingungen für zentrale Fragen klar definiert bleiben: " Wichtig ist für uns, dass bei allen Entscheidungen - ob es um einen möglichen Investor oder den Stadionnamen geht - die Mitglieder das letzte Wort haben." Als Makler eines Traditionsvereins muss man nicht nur einen Spagat hinbekommen.

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