Zweite Liga:Ballett in der Oberpfalz

Der Kölner Simon Terodde erzielt sein 20. Saisontor nach nur 16 Spieltagen. Sein Treffer ebnet dem 1. FC Köln den Weg zum 3:1 gegen Jahn Regensburg.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Jhon Cordoba schickte einen Pass in den Strafraum. Und nach 28 Minuten schien es wieder so weit zu sein: Vor dem Regensburger Tor sortierte der Kölner Angreifer Simon Terodde noch schnell seine Füße, schoss dann mit seinem rechten. In Gedanken legte er in diesem Moment vermutlich schon seine flache Hand auf die Stirn - doch er traf nicht. Kurz nach der Pause wiederholte sich die Szene: Terodde schoss da im Strafraum aus der Drehung daneben. Alles gelingt ihm also doch nicht. Was in diesen Tagen in der zweiten Fußball-Bundesliga ja fast eher eine Nachricht ist als das Gegenteil.

Denn auch beim SSV Jahn Regensburg grüßte Terodde, 30, wieder einmal mit seiner Hand auf der Stirn. Bereits nach zehn Minuten zeigte er seinen markanten, auffallend introvertierten Torjubel, den er macht, seit er einmal seine Eltern nach einem Treffer auf der Tribüne suchte. Mit seinem 20. Saisontor nach nur 16 Spieltagen ebnete Terodde früh den Weg zum 3:1 (2:0) gegen die zuvor zehnmal unbesiegten Regensburger. Er ist der erste Spieler in der zweiten Liga, der in drei Spielzeiten 20 Tore erzielt. Seine gute Form habe er natürlich selbst registriert, sagte er danach und grinste, aber "dass die Mannschaft dann noch gewinnt, ist umso schöner. Wir haben uns oben festgebissen".

Der 1. FC Köln spaziert weiter vorneweg in der Tabelle, liegt einen Punkt hinter dem Hamburger SV und sechs vor dem Rest. Die Bundesliga-Rückkehr der beiden Absteiger rückt schon kurz vor der Winterpause näher, weshalb die Kölner Fans bereits früh ihr "Denn wenn et Trömmelche jeht" anstimmten - und so einen Hauch von Karneval verbreiteten in der staden Zeit in der Oberpfalz.

Es ist ja sowieso jedes Mal wieder eine Herausforderung, die formidable Kölner Offensive zu stoppen, die Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer "ein Brett" nennt, die aber doch mehr an ein Ballett erinnert und eigentlich zu gut ist für diese Liga: Dominick Drexler schickte vor dem 1:0 einen Traumpass aus dem Mittelfeld auf Terodde, der damit schon allen Regensburgern entwischt war. Er ließ SSV-Torwart Philipp Pentke mit seinem Schuss ins kurze Eck keine Chance.

Treffer waren ohnehin programmiert. Mit einem Torverhältnis von 15:1 aus drei Spielen gegen Dresden, Darmstadt und Fürth reiste Köln schon an. Und das Team erhöhte die Führung noch vor der Pause durch das Zusammenspiel zweier Spieler, die der Trainer Markus Anfang zu Beginn der Saison aus Kiel mitbrachte: Verteidiger Rafael Czichos chippte den Ball zu Drexler, der aus wenigen Metern ebenfalls ins kurze Eck traf (41. Minute).

Doch Regensburg hat eine Mannschaft, "die sich nie aufgibt", wie Anfang schon vor dem Spiel sagte. Das bewies das Team, das sich erst geschlossen den Ball erkämpfte und dann durch Sargis Adamyans Flachschuss das 1:2 erzielte (54.). "Solche Spiele können dann kippen", sagte Anfang. "Aber wir haben direkt im Gegenzug das 3:1 gemacht, das war für uns sehr, sehr wichtig." Vom Anstoß weg passten die Kölner gleich wieder in den Strafraum, Cordoba traf erst die Unterkante der Latte, den Abpraller schoss Drexler ins Tor - die Aufholjagd hatte der FC gestoppt. Später sah der Jahn-Abwehrchef Marcel Correia noch die rote Karte (89.).

Terodde wollte kein Tor mehr gelingen. Aber wenn er nur ansatzweise weiter so trifft, dürfte er in dieser Saison dem Zweitligarekord von Horst Hrubesch nahe kommen (41 Treffer in der Saison 1977/78). Wenn da nicht die Kölner Sturmauswahl wäre: Jüngst hatte der FC ja seinen früheren Bundesliga-Torgaranten Anthony Modeste zurückgeholt. Derzeit fehlt noch die Spielgenehmigung für ihn, aber spätestens in der Rückrunde dürfte der Klub den Franzosen wieder einsetzen können. Die Kölner Gegner können nur hoffen, dass sich die beiden Torjäger dann einfach im Weg stehen.

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