Süddeutsche Zeitung

Zweite Fußball-Bundesliga:Verlorener Sohn

Der 1. FC Nürnberg will Mittelfeldspieler Timo Gebhart abgeben, 1860 hat offenbar Interesse.

Timo Gebhart wirkte plötzlich äußerst motiviert. Am Mittwochvormittag absolvierte der 26-jährige Mittelfeldspieler auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg ein Sondertraining mit Andreas Wolf, dem Assistenztrainer der Regionalliga-U21. Dorthin ist Gebhart ja versetzt worden nach einer Disco-Schlägerei im Oktober 2013 und einer darauf folgenden längeren Auszeit aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen; im Juni 2015 wurde er offiziell aus dem Profikader gestrichen. "Die Entscheidung ist endgültig. Es gibt keinen Weg zurück", sagte Abteilungsleiter Wolfgang Wolf damals, "der Trainer hat sich innerhalb des Kaders auf dieser Position für andere Spieler entschieden. Wir wollen absolute Ruhe im Kader haben."

Die Aussage war klar: Der Club möchte Gebhart, der noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison besitzt, unbedingt abgeben. Vor einigen Wochen gab es bereits die ersten Interessenten, ein Transfer kam jedoch nicht zustande. Dass der Kreativspieler in Nürnberg noch einmal zum Einsatz kommt, ist selbst in der Regionalliga-Mannschaft äußerst unwahrscheinlich. Dennoch machte er in dieser Woche einen fitten und engagierten Eindruck - offenbar, weil sich sein früherer Verein für ihn interessiert. Laut Bild-Zeitung hat Zweitliga-Konkurrent TSV 1860 München, bei dem Gebhart bis 2009 spielte und den Sprung in den Profifußball schaffte, angefragt.

Gebhart, der 2012 als großes Talent und für eine Million Euro Ablöse vom VfB Stuttgart zum damaligen Erstligisten nach Franken kam, bezieht in Nürnberg ein für Zweitliga-Verhältnisse enorm hohes Monatsgehalt - für die Perspektive, wieder spielen zu können, soll er allerdings zu deutlichen Einbußen bereit sein. Die finanziell angeschlagenen Nürnberger wiederum wären froh, einen Angestellten von der Gehaltsliste streichen zu können. Neben Gebhart sind bei den Löwen fürs zentrale offensive Mittelfeld, für das sich Trainer Torsten Fröhling dringend Verstärkung wünscht, aber auch die Österreicher Michael Liendl (29, Fortuna Düsseldorf)

und Kevin Stöger (21, VfB Stuttgart) im Gespräch. Unterdessen sind die Verhandlungen der Löwen mit Flügelstürmer Marius Wolf, 20, über eine Vertragsverlängerung offenbar ins Stocken geraten. Laut 1860-Geschäftsführer Noor Basha ist bis zum Ende der Transferfrist am 31. August eher nicht mit der Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Kontraktes zu rechnen; Wolfs Berater sei derzeit sehr beschäftigt, erklärte Basha. Die Vorstellungen über die Konditionen, was Gehalt und vor allem festgeschriebene Ablöse angeht, dürften noch recht weit auseinanderliegen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2615518
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.08.2015 / Markus Schäflein
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.