Zweite Fußball-Bundesliga:Spaß mit Loch

Viele Verletzte, viel Gesprächsbedarf, viel Arbeit: Die Länderspielpause kommt dem schon wieder erfolglosen Zweitligisten TSV 1860 München und seinem Trainer Kosta Runjaic entgegen.

Von Markus Schäflein

Auf eine Analyse der Niederlage in Würzburg hatte Kosta Runjaic keine Lust. "Was war, interessiert mich nicht", sagte der Trainer des TSV 1860 am Mittwochmittag bei der ersten Trainingseinheit nach dem 0:2 beim Aufsteiger. Und auch sonst war Runjaic vergleichsweise kurz angebunden: "Der Fokus liegt jetzt darauf, wenig zu reden und zu arbeiten."

Gemeint war natürlich: öffentlich wenig reden. Für den internen Gebrauch lieferten die vergangenen vier Spiele, aus denen die Löwen nur einen Punkt holten, ausreichend Gesprächsbedarf. Mittelfeldspieler Michael Liendl, der seine Auswechslung in Würzburg mit demonstrativem Unmut untermalt hatte, gab sich am Mittwoch beruhigt: "Das waren die Emotionen, wir haben alle zusammen kein gutes Spiel gemacht." Ob Runjaic den Vorfall, der nun schon zum zweiten Mal passierte, so leicht abhakt, ist hingegen fraglich. Auch den vielen individuellen Fehlern, die zu den Niederlagen führten, muss er auf den Grund gehen: "So eine Phase habe ich in Kaiserslautern auch erlebt, da haben wir das auch abgestellt."

Immerhin haben die Sechziger nun elf Tage Zeit, um sich auf das nächste Spiel gegen Fortuna Düsseldorf vorzubereiten. Die Länderspielpause komme ihm "aktuell gelegen", sagte Runjaic. "Wir haben bislang viel Spaß gehabt und sind harmonisch miteinander umgegangen. Und jetzt geht's nicht um Spaß, sondern ums Fokussieren." Der Spaß hat auch deshalb ein Loch, weil der Trainer auf die meisten Verletzten weiterhin verzichten muss. Stefan Aigner sprach davon, vor der Winterpause wieder spielen zu können, Filip Stojkovic (Verdacht auf Schambeinentzündung), Goran Sukalo (Muskelbündelriss) und Milos Degenek (Innenbandanriss im Knie) fehlen weiterhin. Auch Felix Uduokhai (Patellasehnenschmerzen) ist derzeit keine Alternative. Ivica Olic nahm am Mittwoch ebenfalls nicht am Mannschaftstraining teil, er hat immer noch eine Entzündung im Knie. Bei einem Benefiz-Testspiel am Sonntag (16 Uhr) in Burghausen gegen eine Regionalauswahl soll immerhin Sechser Romuald Lacazette mitwirken, der am Wochenende in der Regionalliga-U21 beim 0:2 in Illertissen erstmals nach seiner Verletzungspause wieder einen Einsatz bestritt.

1860 gegen Rechtsradikale

Der TSV 1860 hat sich in einer öffentlichen Stellungnahme von Personen distanziert, die in der Fanszene für rechtsradikale Meinungen und Gruppierungen werben und hat Gegenmaßnahmen angekündigt. Beispielsweise soll im Landkreis Cham ein Teil eines aktiven Sechziger-Fanklubs deckungsgleich mit Neonazis der Partei "Der III. Weg" sein. Der Klub teilte mit, er sei von einer professionellen Beratungsstelle auf die Umtriebe aufmerksam gemacht worden. "Wir akzeptieren diese Leute weder als Mitglieder der Löwen noch in unseren Fanklubs - und wollen sie auch nicht bei unseren Spielen im Stadion. Aus diesem Grund prüfen wir diese Angelegenheit gründlich", sagte Geschäftsführer Thomas Eichin. Im Rahmen des Hausrechts werde der TSV "alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um Personen mit solchen Haltungen aus dem Stadion zu verbannen", hieß es in der Mitteilung. Eichin ergänzte: "Mindestens genauso wichtig ist die grundsätzliche Sensibilisierung und Aufklärung aller Fans sowie der am Spieltag eingesetzten Personen." Durch den Rückzug der beiden größten Ultragruppierungen herrscht derzeit ein Vakuum in der Fanszene der Löwen.

Dass im Umfeld der Löwen schon wieder debattiert wird, wie lange der aktuelle Übungsleiter noch bleiben darf, begleitet von allerlei Gerüchten über angebliche Fristen, kommentierte Runjaic ebenfalls kurz und knapp: "Eine Trainerdiskussion bei den Löwen ist nichts Neues, insofern interessiert mich das nicht. Mein Job ist es, mit der Mannschaft Punkte zu holen." Runjaic weiß schließlich, dass Punkte holen die beste Maßnahme ist, um die Diskussionen wieder zu beenden.

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