Zweite Bundesliga:Lautes Anklopfen

DSC Arminia Bielefeld v Hamburger SV - Second Bundesliga

Zweitligator Nummer 118: Fabian Klos trifft gegen den Hamburger SV zum Ausgleich für Bielelfeld.

(Foto: Thomas F. Starke/Getty Images)

"Ich wäre gerne Erster geworden": Beim 1:1 gegen den Zweitliga-Favoriten Hamburger SV bestätigt Arminia Bielefeld den Anspruch als Aufstiegskandidat - und macht aus einem Zweikampf an der Spitze vorerst einen Dreikampf.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld/München

Am 21. Oktober 2011 hat der Mittelstürmer Fabian Klos sein erstes Tor für Arminia Bielefeld geschossen, am 21. Oktober 2019 sein bislang letztes. Sein 118. Ligatreffer soll allerdings nicht der letzte bleiben. Weil dieses Tor am Montagabend im Spitzenspiel der zweiten Bundesliga gegen den Tabellenführer Hamburger SV in der 50. Minute den Ausgleich zum 1:1-Endstand bedeutete, bleibt Bielefeld aussichtsreich im Rennen um den Aufstieg in die Bundesliga.

Die Arminia hat momentan zwei Zähler weniger als der HSV und einen weniger als der VfB Stuttgart, aber eines hat sie sämtlichen Konkurrenten im oberen Tabellendrittel voraus: Sie hat bereits gegen alle Kontrahenten dort droben gespielt - gegen Hamburg (1:1), Stuttgart (0:1), Aue (3:1), Regensburg (3:1) und Fürth (2:2). Während die Bielefelder glaubwürdig ihren aktuellen Slogan pflegen ("Wir sind Ostwestfalen - stur, hartnäckig, kämpferisch"), können sie entspannt das direkte Duell der führenden Klubs aus Hamburg und Stuttgart am Samstag abwarten. Live anschauen können sie diesen Knaller aber nicht, weil sie zur gleichen Zeit in Dresden spielen.

Ob er sich denn noch an seinen ersten Arminen-Treffer vor acht Jahren erinnern könne, ist Klos am Montag nach dem Spiel gefragt worden, so als solle ein Großvater aus dem Krieg erzählen. Klos, 31, hat ganz trocken geantwortet, dass der Ball damals "von der anderen Seite" in den Strafraum hereingeflogen sei. Damals, das war in der dritten Liga gegen Unterhaching. Der Stürmer hat die Arminia in den vergangenen acht Jahren treu beim Auf und Ab durch die zweite und die dritte Liga begleitet. In all dieser Zeit wusste angesichts erheblicher finanzieller Sorgen niemand, ob die Arminia jemals wieder bei der Bundesliga anklopft, aber nun, da der Klub entschuldet ist und in Uwe Neuhaus ein kompetenter Trainer die Verantwortung trägt, spielt Bielefeld nach zehnjähriger Absenz wieder um die Teilnahme am Oberhaus.

Die Voraussetzung für den Erfolg: Die Arminia ist entschuldet

"Ich wäre gerne Erster geworden", sagte der Torschütze Klos nach dem Spiel gegen den HSV demonstrativ all jenen, die dachten, die Arminen fühlten sich gebauchpinselt von einem 1:1 gegen den Ligafavoriten, den sie mit einem Sieg an der Tabellenspitze abgelöst hätten. Hamburg und Stuttgart bestreiten die Saison mit dem größten Etat und der größten individuellen Qualität, aber das offenbarte sich am Montag nicht allzu aufdringlich. Hamburgs 1:0 erzielte der Stürmer Lukas Hinterseer bloß deshalb, weil ihm Bielefelds Joan Simun Edmundsson, der einzige färöische Spieler im deutschen Profifußball, den Ball als Rückpass zum Torwart butterweich vorlegte. Hinterseer kannte in dieser 14. Minute keine Gnade.

Doch nach der Pause demonstrierten die Bielefelder ihre Qualität. Klos köpfelte in der 50. Minute einen Eckball von Marcel Hartel zum 1:1 ein und störte sich auch nicht daran, dass die Hamburger sich heftig über diese Ecke aufgeregt hatten, weil sie vorher ein Foul gesehen haben wollten. "Die Ecke hätten sie ja trotzdem besser verteidigen können", fand Klos und traf damit einen wunden Punkt bei den Hamburgern: Sie haben mit acht Gegentreffern zwar die wenigsten in der Liga kassiert, haben die Hälfte davon aber per Kopfball hinnehmen müssen. Die Konkurrenz scheint also zu wissen, wie dieser Hamburger SV bezwungen werden kann.

Die Frage ist: Kann Bielefeld das Niveau der ersten Spiele halten?

Genau deshalb hat sich Klos in der 80. Minute auch enorm geärgert, da stand er nämlich vollkommen frei im Strafraum und köpfelte den Ball dem Torwart Daniel Heuer Fernandes trotzdem schnurgerade in die Arme. Es wäre sein 119. Ligatreffer für die Arminia gewesen und jener, der seinen Klub nach zwei Jahren und zwei Monaten erstmals wieder an die Tabellenspitze der Liga gebracht hätte. Dass die Bielefelder nach dem Abpfiff gleichwohl zufrieden waren mit dem Unentschieden, lag auch daran, dass Hamburgs Jeremy Dudziak vier Minuten vor Schluss aus 20 Metern nur die Latte getroffen hatte.

Und so bleibt das Aufstiegsrennen in der Liga mehr als nur der ursprünglich erwartete Zweikampf zwischen Hamburg und Stuttgart. Bielefeld muss allerdings beweisen, dass das Team die nächsten 24 Spiele auf dem gleichen Niveau spielen kann wie die ersten zehn. Gut, dass sie zur Qualitätssicherung einen Mitarbeiter besitzen, der dem konkurrierenden HSV-Trainer Dieter Hecking in dieser Saison ein besonders gemeines Schnippchen schlagen könnte: Es ist Heckings Sohn Jonas, der bei der Armina in der Scouting-Abteilung beschäftigt wird.

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