Zweite Bundesliga:Joker mit Potenzial

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In seinem ersten Pflichtspiel für Jahn Regensburg Vorlagengeber gegen den VfL Bochum, im zweiten am Samstag gegen Hannover 96 Torschütze: Zugang Andreas Albers aus Dänemark. (Foto: Peter Steffen/dpa)

Zugang Andreas Albers hat schnell für Jahn Regensburg getroffen - doch bis er sich an das Tempospiel des Fußball-Zweitligisten gewöhnt hat, wird es noch dauern.

Von Johannes Kirchmeier

Es war eine ungewöhnliche Situation für Christian Keller, denn der immer um Pünktlichkeit bemühte Geschäftsführer des SSV Jahn Regensburg war zu spät dran. Mitte Juni, als der Angreifer Hamadi Al Ghaddioui, den Verein zum VfB Stuttgart verließ, da fehlte Keller plötzlich ein Stoßstürmer in der Mannschaft - und "in Deutschland war zu diesem Zeitpunkt entweder sportlich oder wirtschaftlich nichts mehr zugänglich für uns". Keller dachte um, tauschte sich mit Kollegen aus, um einen Nachfolger für Al Ghaddioui aus dem nahen Ausland zu bekommen, der am besten schnell die deutsche Sprache lernen und sich dadurch während der Vorbereitung integrieren kann. Skandinavien oder die Niederlande wären die Optionen gewesen, sagt Keller. Aus 30 Angreifern wählte er den Dänen Andreas Albers aus, der Anfang Juli in die Oberpfalz kam und zügig durchstartete.

In seinem Vorstellungsvideo sprach Albers Deutsch - wenn auch noch etwas holprig, schließlich hat er die Sprache seit seinem Abitur vor zehn Jahren nicht mehr gesprochen. In seinem ersten Pflichtspiel gegen den VfL Bochum (3:1) legte der eingewechselte Albers ein Tor vor und in seinem zweiten schoss er am Samstag als Einwechselspieler den 1:1-Endstand bei Hannover 96 selbst. Albers hat sich schnell eingelebt, in ein paar Tagen zieht er mit seiner Frau und den zwei Kindern in ein Reihenhaus.

Bei der Anpassung half zudem, dass nicht nur der Klub auf der Suche nach einem Stürmer war, sondern auch Albers sich mit seiner Familie auf die Suche nach einer neuen Herausforderung im Ausland begaben und er seinen Vertrag bei Viborg FF auslaufen ließ. Vor einem Monat standen da also zwei an einer Weggabelung, die nun gemeinsam weitergewandert sind. Zuvor verbrachte Albers seine gesamte Karriere in der Heimat, vorwiegend in der zweiten Liga, wo er fünf Spielzeiten in Serie zweistellig traf. "Es ist ein bisschen anders als in Dänemark, ein bisschen mehr Tempo, ein bisschen mehr Intensität", sagte er bei Jahn TV nach seinem ersten Tor. "Das ist anstrengend, aber ich liebe es."

Wenngleich der 1,93 Meter große Albers dem ersten Anschein nach ein ähnlich kräftiger und großer Stürmer wie sein Vorgänger Al Ghaddioui ist, den auch ein bulliger Innenverteidiger nur schwer zur Seite drückt, findet Keller: "Sie sind schon zwei unterschiedliche Spielertypen. Hamadi ist fußballerisch exzellent, deswegen wollte ihn auch der VfB Stuttgart. Und Andreas ist der klassische Strafraumstürmer, der in jeden Ball reingeht." Es war auch ein klassisches Mittelstürmertor, mit dem sich Albers der zweiten Fußball-Bundesliga vorstellte: Erst beobachtete er in Hannover, wie sein Mitspieler Sebastian Stolze von rechts außen im Stile von Arjen Robben nach innen zog und mit links schoss. 96-Torwart Ron-Robert Zieler konnte den Ball nicht festhalten, Albers schnappte ihn sich und traf. In 34 Pflichtspielminuten hat er nun zwei Scorerpunkte geholt.

Mit seinen Torbeteiligungen trägt Albers zum guten Saisonstart bei

Dennoch wird er wohl erst einmal weiter als Joker zum Einsatz kommen, den temporeichen Jahn-Fußball hat er noch nicht komplett verinnerlicht. "Er muss sich daran gewöhnen, bei uns immer anzulaufen. Standzeiten gibt es nicht. Das war in Dänemark nicht so intensiv", sagt Keller, der auch findet, dass Albers Steigerungspotenzial "beim ersten Kontakt und bei seiner Präzision im Passspiel" habe. Trotzdem klingt Keller zufrieden, wenn er über den neuen Stürmer spricht, schließlich hat Albers dem Jahn mit seinen Torbeteiligungen zum guten Saisonstart mit vier Punkten aus zwei Partien unter dem neuen Trainer Mersad Selimbegovic verholfen.

Nicht nur Albers auch die anderen Zugänge wie der von Beginn an sichere Torwart Alexander Meyer oder Mittelfeldspieler Max Besuschkow haben sich schnell eingelebt, was auch Keller registriert hat, der mit der Punkteausbeute "extrem zufrieden" ist. Ansonsten gebe es aber Verbesserungsbedarf: "Das Spiel in Hannover war für die Zuschauer schon ein hässliches Spiel zum Anschauen, fußballerisch für uns deutlich ausbaubar. Da müssen wir uns auch steigern, sonst holen wir künftig keine Punkte mehr gegen solche Gegner." Helfen könnte dem Jahn dabei noch ein neuer Spieler. Bei dem hake es laut Keller aber noch an einer Einigung mit dem abgebenden Verein. Bange ist ihm deswegen aber noch nicht: Vor einem Jahr wurde Adrian Fein erst am letzten Transfertag Ende August vom FC Bayern ausgeliehen und entwickelte sich danach zum Stammspieler. Bei Transfers lohnt es sich für den Jahn eben manchmal, spät dran zu sein.

© SZ vom 06.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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