Zwanziger und die Schiedsrichter-Affäre:Keine Sorgen um den Verband

Erste Maßnahmen in der Schiedsrichter-Affäre des DFB: Von der kommenden Saison an müssen Unparteiische unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, die Schiedsrichterordnung wird geändert. Von einer Krise will DFB-Präsident Theo Zwanziger jedoch nicht sprechen.

Der Deutsche Fußball-Bund will sich wegen der Steuer-Affäre um seine Schiedsrichter keine Krise andichten lassen, hat aber erste Maßnahmen ergriffen. "Wir werden nächstes Jahr Europameister. Ich mache mir doch keine Sorgen um den Verband", sagte Präsident Theo Zwanziger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt/Main, wo er das Vorgehen des Verbandes auch im Fall Manfred Amerell ausführlich rechtfertigte.

DFB-PK zur Schiedsrichteraffäre - Theo Zwanziger

DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Wir werden nächstes Jahr Europameister."

(Foto: dpa)

Eine Verdachtssituation sei immer die "die schwierigste Situation für einen Verband", sagte Zwanziger, "deshalb muss man die Ruhe bewahren, um möglichst die ganze Wahrheit zu erfahren." Er habe keine Informationen von den Behörden. Der Verband habe aber alle Spielleiter der 1. und 2. Bundesliga sowie einige Assistenten befragt.

Von 49 Referees hätten 42 angegeben, nichts mit den Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung zu tun zu haben, so Zwanziger. Sieben würden davon ausgehen, dass es zu Nachveranlagungen kommen könnte.

Als Konsequenz aus den Verdachtsfällen müssen alle Spitzenreferees von der kommenden Saison an ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Zudem beschloss die Kommission, dass es künftig ein Integritätsraster geben soll. Als dritte Maßnahme ist eine Änderung in der DFB-Schiedsrichterordnung vorgesehen. Dort soll der Passus, wonach die Spielleiter "dem Ansehen nicht schaden" dürfen, juristisch verbindlicher formuliert werden.

Nach Medienberichten wird gegen insgesamt 70 aktive und ehemalige Schiedsrichter ermittelt. "Die Schiedsrichter-Kommission ist keine Ermittlungskommission. Wenn Fakten auf dem Tisch liegen, werden sie Entscheidungen hören", kündigte Herbert Fandel, Chef der deutschen Referees, an.

Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen der frühere DFB-Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell, der nach dem juristischen Streit mit dem früheren Fifa-Referee Michael Kempter im Dauerstreit mit dem Verband liegt. "Wir haben im Moment gar keine Anhaltspunkte, aber wir werden uns vorbereiten auf eine solche Situation", sagte Zwanziger zum Szenario, dass Referees wegen eines Steuervergehens verurteilt werden könnten.

"Ich bin da überhaupt nicht böse. Wenn er uns hilft, die Dinge in zu Ordnung bringen, dann klären wir das auf", sagte Zwanziger zu Amerells Vorgehen und betonte: "Ich bin nicht der Feind von Herrn Amerell, ich verfolge ihn auch nicht." Der DFB ruhe auf sehr fest gefügten Grundlagen und werde auch nicht an so einem Fall zerbrechen.

Der Dauerstreit belastet den DFB seit vielen Monaten. Namen von Unparteiischen, gegen die wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt wird, nannte der DFB nicht. Dies wäre unmoralisch, erklärte Fandel. Ob auch Mitglieder der Kommission in die Ermittlungen involviert sind, könne er "weder dementieren noch bestätigen", sagte der frühere FIFA-Referee. Auf die konkrete Frage, ob er selbst betroffen sei, antwortete Fandel: "Ich kann ihnen sagen: Als ich damals Kommissions-Vorsitzender wurde, da habe ich mir vorgenommen, private Fragen beantworte ich nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: