Tennis:Zverev ist wieder in Form - im Training

Tennis: "Es geht mir wunderbar": Alexander Zverev (rechts) mit Teamchef Michael Kohlmann in Trier.

"Es geht mir wunderbar": Alexander Zverev (rechts) mit Teamchef Michael Kohlmann in Trier.

(Foto: Harald Tittel/dpa)

Deutschlands bester Tennisspieler fühlt sich besser als je zuvor seit seiner Verletzung. Dazu trägt vor seinem Auftritt beim Davis Cup in Trier auch bei, dass ein Ermittlungsverfahren gegen ihn für beendet erklärt wurde.

Von Barbara Klimke, Trier

Ein Monat ist vorbei, und die Tennisbranche hat ihr Meilenkonto schon ordentlich aufgestockt. Einer schwebte aus den USA ein, ein anderer, Alexander Zverev, kam aus Monaco angereist, nachdem er zuvor, wie die meisten Kollegen, Australien hinter sich gelassen hatte. In dieser Woche ziehen die Nationalverbände ihre Besten zum Teamwettbewerb zusammen, zum ersten Davis-Cup-Duell des Jahres. Die Deutschen und die Schweizer haben sich an der idyllischen Mosel, in Trier, versammelt. Danach jetten sie weiter um die Welt.

Zverev, 25, verbrachte die Tage vor Trier in Monte Carlo, wo er wohnt. Diesmal war der Aufenthalt an der Cote d'Azur ein bisschen länger als üblich um diese Jahreszeit: Dass er nach einer Zweitrundenniederlage bei den Australien Open schon so früh im Jahr so viel Zeit zur freien Verfügung hatte, kommt eher selten vor bei einem Ballvirtuosen seines Kalibers. Er habe die vergangenen Wochen seit der Rückkehr aus Melbourne mit harter Arbeit verbracht, sagte Zverev: "Ich habe nichts gemacht, außer trainiert." Sämtliche Energie habe er nach seiner langen Verletzungs- und Genesungsphase dazu aufgebracht, sich wieder in die gewohnte Wettkampfform zu bringen. Das Fazit vom Donnerstag: "Es geht mir wunderbar."

In Australien, so berichtete er nun, war er erst ein paar Tage vor Turnierbeginn so weit, das er sich schmerzfrei fühlte. Und schmerzfrei, das ist die gute Nachricht an die Davis-Cup-Kollegen, ist er seitdem geblieben. Er fühle sich "so gut wie noch nie nach meiner Verletzung", sagte er: "Ich habe in dieser Woche im Training die besten Sätze gespielt, seit ich wieder gesund bin." Jetzt hoffe er, seine Trainingsleistung auch vor Publikum auf den Platz zu bringen.

Ein Hinweis auf die Form geben statt des Gefühls eher Zahlen und Statistiken

Denn klar ist auch: Acht Monate nach dem Unfall bei den French Open, als er im Halbfinale gegen Rafael Nadal umknickte und der Fehltritt sieben Bänder im Fußgelenk sprengte, fehlt Zverev trotz des allgemeinen Wohlbefindens die letzte Gewissheit über seinen Leistungsstand. Im Tennis, diesem wuchtigen Distanzzweikampf, ist weniger das Gefühl ein Hinweis auf die Form eines Spitzenathleten als die Empirie. Für Zverev sind in der ATP-Statistik des Jahres 2023 unter dem Stichwort Aktivität die knappen Zahlen 1:3 vermerkt: Das bedeutet, dass er seit Anfang Januar beim United Cup in Sydney und dann bei den Australian Open insgesamt drei Matches verloren und nur eines, die Erstrundenpartie in Melbourne gegen den Peruaner Juan Pablo Varillas, gewonnen hat (ehe er anschließend dem US-Profi Michael Mmoh unterlag). Vier Matches - das ist eine Bilanz ohne Aussagekraft für Zverev. Im Jahr 2021, der bislang letzten Saison, die er vollständig spielte, hatte er es bis Dezember auf eine Quote von 59:15 gebracht - darunter sechs Turniersiege in Acapulco, Madrid, bei Olympia in Tokio, Cincinnati, Wien und Turin.

Er ist also weniger auf der Suche nach der verlorenen Zeit seit dem Unfall als vielmehr auf der Suche nach seiner verlorenen Bilanz. Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann kann seiner Nummer eins in Trier nun immerhin Matchpraxis garantieren. Im Duell gegen die Schweiz tritt Zverev an diesem Freitagabend im zweiten Match gegen den inzwischen 37 Jahre alten dreimaligen Grand-Slam-Sieger Stan Wawrinka an. Der Länderkampf gilt als Qualifikation für die Gruppenphase im September; eröffnet wird er um 17 Uhr mit der Partie zwischen Oscar Otte aus Köln, Nummer 80 der Welt, und Marc-Andrea Hüsler, derzeit auf Rangposition 53 notiert und damit nominell bester Schweizer.

Dass just in dieser Trierer Woche die Männertennis-Organisation ATP das Ermittlungsverfahren gegen Zverev wegen der Gewaltvorwürfe seiner früheren Freundin Olga Scharipowa aus Mangel an Beweisen für beendet erklärte, dürfte zur Ruhe beitragen, vermutetet Teamchef Kohlmann. Zverev erklärte, er sei froh, das "Thema endlich mal hinter mich zu bringen". Er hatte letztmals vor einem Jahr für das Davis-Cup-Team gespielt und damals gegen Brasilien die wichtigen Punkte beigetragen. Nun ist erstmal der 24-jährige Daniel Altmaier, Nummer 91 der Welt, als Ersatz für den verletzten Jan-Lennart Struff nominiert; Kohlmann beorderte ihn kurzfristig aus den USA nach Trier. Und im Doppel treten Andreas Mies und Tim Pütz an, die zuletzt 2009 im College in Alabama gemeinsam spielten, wie sie amüsiert erzählten. Ein paar Tage in Trier haben die Weltenbummler nun wieder alle zusammengebracht.

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