Süddeutsche Zeitung

Zuschauer-Debatte:"Rückkehr ins Geschäft"

Handball, Basketball und Eishockey erwarten die Zulassung von Besuchern - auch die neue Lösung führt aber wohl nicht zu völliger Gleichheit unter den Sportligen. Für viele ist die Regelung aber ein Anfang.

Deutschlands Spitzen-Handballer dürfen wohl schon beim Ligastart wieder vor Fans jubeln, Aufatmen gibt es auch im Basketball und Eishockey: Das Szenario mit Geisterspielen im deutschen Profisport könnte bald erledigt sein. Die für viele Klubs überlebenswichtige Rückkehr von Zuschauern ist offenbar so gut wie beschlossen, die bevorstehende Einigung der Staatskanzlei-Chefs der 16 Bundesländer ebnet den Fans den Weg zurück in die Hallen. "Wir rechnen mit einer Auslastung von 25 bis 35 Prozent der Hallenkapazität als Bundesvorgabe", sagte am Dienstag Frank Bohmann, der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL): "Ich hoffe, dass die Richtlinie für uns der Anfang von der Rückkehr ins Geschäft ist."

Spätestens am Mittwoch erwartet man grünes Licht für die Umsetzung. Während die Politiker noch letzte Details festzurren, um eine gemeinsame Grundlage für alle bundesweiten Sportveranstaltungen mit Fans zu schaffen, sickerten bereits geplante Ergebnisse durch. Für die kleineren und arg Corona-gebeutelten Sportarten hinter dem Fußball gibt es nach harten Monaten demnach wieder eine Perspektive. Entsprechend groß ist die Erleichterung bei Klubs und Verbänden: "Die Richtlinie zeigt den Willen der Politik und auch einen gewissen Vertrauensvorschuss", sagte Bohmann und begrüßte "die Abkehr von der restriktiven Bewertung, wie es sie bisher gab". Bohmann, dessen Liga am 1. Oktober startet, geht von der von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ins Spiel gebrachten "Probephase mit Fans" aus, welche nach einem Monat neu bewertet werde. Dies wäre für Sportarten wie Handball, Basketball und Eishockey ein Meilenstein. "Alles ist besser als die momentane Situation", sagte Stefan Holz, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), die am 6. November wieder loslegen möchte.

Zuletzt hatte die Landesregierung in Schleswig-Holstein, Heimat der Handball-Spitzenklubs THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt, 25 Prozent Tribünenauslastung im Sport zugelassen. In Hessen darf die MT Melsungen vor 2100 Menschen spielen, die Rhein-Neckar Löwen hatten ihre Halle nach nur 500 zugelassen Fans aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit abgeriegelt. Trotz aller Freude über die bevorstehende Fan-Rückkehr merkte Bohmann jedoch an, dass die im März wegen Corona abgebrochene HBL in den Jahren zuvor "keine Riesengewinne eingefahren" habe - trotz einer Zuschauerauslastung von 85 bis 90 Prozent. Aber die neue Regelung ist wenigstens ein Anfang.

Zuletzt glich die Situation einem Flickenteppich, der im Fußball für höchst unterschiedliche TV-Bilder sorgte. Mal waren in der ersten Runde des DFB-Pokals 300 Zuschauer im Stadion, mal mehr als 10 000. Eine völlige Gleichheit für alle Arenen in der Republik wird es aber wohl auch durch den neuen Beschluss nicht geben.

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SZ vom 16.09.2020 / sid
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