Zugang Matija Nastasic:"Ich weiß alles über Schalke"

FC Schalke v Al-Merrikh SC - Friendly Match

Neu bei Schalke: Matija Nastasic.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Serbe Matija Nastasic galt als eines der größten Abwehrtalente der Welt. Er saß jedoch fast nur auf der Bank. Das soll sich bei Schalke 04 ändern.

Von Benedikt Warmbrunn, Doha

Die Fotografen warfen sich vor ihm auf den Boden, und Matija Nastasic spielte mit. Er schob die Füße weit auseinander, kreuzte die Arme vor der Brust, drückte die Schulterblätter zusammen. Ergab: einen mächtigen Mittagsschatten. Es war die markante Pose eines Kämpfers. Aber der Schatten zeigte nicht Nastasics Gesichtszüge, er zeigte nicht das sanfte Gesicht eines jungen Mannes.

An diesem Freitag reist der FC Schalke 04 aus dem Trainingslager in Katar zurück in die Heimat, eineinhalb Wochen lang hat sich das Team in Doha auf die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga vorbereitet. Eineinhalb Wochen, in denen der Verein die lästige Hinrunde vergessen wollte, eineinhalb Wochen, in denen das Team neuen Schwung für die Rückrunde gewinnen sollte. Doch am Ende dieser Tage im Emirat erinnert weiter viel an die Hinrunde, an diese Serie an Verletzten. Und die Hoffnung auf neuen Schwung? Beruht vor allem auf dem Schatten des sanften Kämpfers, beruht vor allem auf Matija Nastasic.

Am Donnerstagmittag wurde Nastasic, 21, in Doha offiziell als Zugang vorgestellt, bis Ende der Saison hat ihn Schalke von Manchester City ausgeliehen, der Klub hat sich auch eine Kaufoption gesichert. Nastasic saß vor den Journalisten, breitbeinig, die Arme vor der Brust gekreuzt, dazu sagte er sanfte Sätze. Dass Schalke ein "big club" sei. Dass der Transfer "das Beste für mich" sei. Außerdem: "Ich weiß alles über Schalke." Er sagte das gelassen, kein bisschen hysterisch, und das reicht in diesen Tagen, um auch die Schalker Offiziellen etwas ruhiger werden zu lassen.

Auf Wunsch von Trainer Di Matteo

In der Hinrunde wurde Schalke verfolgt vom Verletzungspech, zum Jahreswechsel war fast eine ganze Elf zumindest angeschlagen. In der ersten Woche in Doha verletzten sich noch Dennis Aogo, Torwart Ralf Fährmann und der 18-jährige Maurice Multhaup, "nicht schön", sagte am Donnerstag Horst Heldt, der Sportvorstand.

All die Verletzungen erschweren bisher ja auch die Arbeit von Roberto Di Matteo, der im Verlauf der Hinrunde Jens Keller ersetzte; der Donnerstag war Di Matteos 100. Tag als Schalke-Trainer. Der Italiener hat die Elf in dieser Zeit stabilisiert, im Januar 2015 steht Schalke auf dem fünften Tabellenplatz, dazu im Achtelfinale der Champions League. Di Matteo hat Kellers taktisches 4-2-3-1-System sanft umgewandelt, zunächst auf eine Fünferkette in der Abwehr, zuletzt auf eine Dreierkette. In der Taktik Di Matteos soll sich auch der Charakter des Trainers widerspiegeln, das hat Heldt so gesagt: Di Matteo sei "auch eine Spur unberechenbar", der Sportvorstand hat das als Lob gemeint. Und eine Hauptrolle in diesem unberechenbaren Schalke 04 soll nun Nastasic übernehmen.

Das Ziel lautet Champions League

Der serbische Innenverteidiger war der Wunschspieler des Trainers, Di Matteo kennt Nastasic noch aus seiner Zeit in England. Di Matteo kennt Nastasic noch aus einer Zeit, als dieser als eines der größten Abwehrtalente der Welt galt, das war in der Saison 2013/2014, unter dem Trainer Roberto Mancini. Im vergangenen Sommer verließ Mancini Manchester, ihn ersetzte Manuel Pellegrini. Und Nastasic war nun eines der größten Abwehrtalente der Welt, das nur auf der Tribüne sitzt. Warum er nicht mehr spielen durfte, das sagte Nastasic am Donnerstag nicht, es sei "allein eine Entscheidung des Trainers" gewesen. Der Innenverteidiger kommt also als Zugang ohne Spielpraxis zu einer Mannschaft, die lange auf wichtige Spieler verzichten musste, aber zumindest Nastasic kümmert das nicht. Er weiß ja alles über Schalke.

Boateng verletzt sich im Testspiel in Doha

Er weiß, dass er verpflichtet wurde, um die taktische Unberechenbarkeit des Teams zu erhöhen. "Linksfüßler sind rar gesät als Innenverteidiger", sagte Heldt, "Nastasic hat eine gute Spieleröffnung, einen guten Körper und ist zweikampfstark", der Sportvorstand erhofft sich durch den Serben, "auch in der Spieleröffnung facettenreicher zu sein". Nastasic weiß auch, dass Schalke bisweilen arg von den Launen von Kevin-Prince Boateng abhängig war. Und dass Boateng weiter eine Hauptrolle in Schalkes Mittelfeld spielen soll. Wenn sein Körper es zulässt.

In der Hinrunde fiel Boateng dreimal aus, Sprunggelenksprobleme, eine Bänderdehnung, wieder das Sprunggelenk, in der Bundesliga spielte er nur siebenmal. "Kevin hat herausragende Qualitäten", sagte Heldt in Doha, "aber dafür braucht er auch seine Fitness. Und das war in der Hinrunde nicht gegeben." Am Donnerstag musste Boateng allerdings im abschließend Test gegen Al-Merrikh (2:2) nach einem Schlag auf den Fuß ausgewechselt werden. Zuvor habe er, sagte Heldt, "seine Führungsrolle gelebt". Nastasic in der Abwehr, ein gesunder Boateng im Mittelfeld, es ist eine Aussicht, die Heldt dazu verleitet hat, klare Ziele zu formulieren: "Wir würden gerne wieder in der Champions League spielen."

Dann sagte der Sportvorstand noch: "Wir wollen möglichst schnell möglichst viele Punkte holen. Aber das wird wohl so nicht gehen." Heldt erwartet vorsichtshalber lieber ein "Kopf-an-Kopf-Rennen". Dies also die Ziele des FC Schalke 04 im Januar 2015. Es sind die Ziele eines sanften Kämpfers.

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