Süddeutsche Zeitung

Zürich:Hausdurchsuchung in der Fifa-Zentrale

Steht das nächste Beben im Weltfußball bevor? Nach SZ-Informationen sind bei einer Durchsuchung der Fifa-Zentrale Dokumente und Daten sichergestellt worden.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Neue Aufregung beim Fußball-Weltverband: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat es am Donnerstag in der Fifa-Zentrale eine Hausdurchsuchung gegeben. Das bestätigte die Schweizer Bundesanwaltschaft am Freitagmittag auf Anfrage. Dabei seien Dokumente und elektronische Daten sichergestellt worden. Der Weltverband selbst wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt bereits seit dem vergangenen Jahr rund um die Fifa. Im Mai 2015 eröffnete sie ein Strafverfahren im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 gegen unbekannt. Damals gab es auch die erste Razzia. Aus diesen Untersuchungen und der Sichtung der sichergestellten Dokumente leiteten sich im Herbst und im Frühjahr weitere Strafverfahren ab: Diese richten sich gegen den langjährigen Präsidenten Sepp Blatter wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie gegen den früheren Generalsekretär Jérôme Valcke ebenfalls wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung.

Die Durchsuchung solle "die bisherigen Erkenntnisse im Strafverfahren bestätigen oder ergänzen"

Den konkreten Hintergrund für die aktuelle Hausdurchsuchung wollte die Bundesanwaltschaft nicht nennen. Innerhalb der Fifa sind kürzlich jedenfalls weitere Verwerfungen bekannt geworden. Am 23. Mai war der langjährige Finanz-Chef Markus Kattner, der seit Valckes Entlassung vor zirka einem halben Jahr als Interims-Generalsekretär und damit als oberster Hauptamtlicher der Fifa wirkte, fristlos entlassen worden. Der Weltverband nannte keine konkreten Gründe, sondern verwies nur allgemein darauf, dass interne Untersuchungen eine "Verletzung seiner treuhänderischen Verantwortung" zutage gefördert hätten.

Zeitpunkt und Art der Entlassung erzeugen in der Branche aber Erstaunen. Es ist kein Geheimnis, dass es zuletzt einen heftigen Konflikt zwischen Kattner und dem neuen Fifa-Chef Gianni Infantino gab. Dabei soll es unter anderem darum gegangen sei, dass der langjährige Finanzchef dem neuen Boss unpassend hohe Spesenauslagen vorgeworfen habe.

Dass die Entlassung von Kattner und die dabei erhobenen Vorwürfe der Fifa in direkten Zusammenhang mit der neuerlichen Durchsuchung stehen, wollte die Bundesanwaltschaft nicht bestätigen. "Die Untersuchungen richten sich nach wie vor nur gegen die von der BA in früheren Stellungnahmen bekannt gegebenen Personen sowie gegen unbekannt", hieß es. Die Durchsuchung solle "die bisherigen Erkenntnisse im Strafverfahren bestätigen beziehungsweise ergänzen".

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