Süddeutsche Zeitung

AC Milan:Ibrahimovic geht noch einmal den Pakt mit dem Teufel ein

  • Zlatan Ibrahimovic wechselt zurück zum AC Milan, für den er bereits zwischen 2010 und 2012 spielte.
  • Der Transfer soll beide Seiten wieder ins europäische Rampenlicht bringen: Auch Ibrahimovic hatte bei LA Galaxy zuletzt wenig Interesse auf sich gezogen.

Von Johannes Kirchmeier

Dieses Mal sollten ihm die sozialen Netzwerke reichen. Bei Instagram veröffentlichte Zlatan Ibrahimovic ein Bild, das ihn als stilisierten Jesus Christus zeigt, der per Handschlag einen Pakt schließt. Einen Pakt mit dem Teufel rechts neben ihm - und spätestens da war allen Fußballfans klar, was seit Tagen vermutet worden ist: Ibrahimovic wechselt zum AC Milan, für den er zwischen 2010 und 2012 bereits 56 Tore in 85 Spielen erzielt hatte. Denn die Mailänder haben einen Teufel als Maskottchen, und Ibrahimovic ist ihr erfolgreichster Stürmer in den 2010er Jahren.

"Same Zlatan. Different Devil", steht unter dem Bild. Der gleiche Zlatan also, nur ein anderer Teufel. Das liegt daran, dass er das Bild mit seitenverkehrten Protagonisten bereits bei seiner Vertragsverlängerung bei Manchester United 2017 benutzt hatte. Die "Red Devils", nennt man den Klub aus Manchester. Vor fast zwei Jahren hatte Ibrahimovic noch mit einer ganzseitigen Anzeige in der Los Angeles Times seine Ankunft bei LA Galaxy verkündet. "Liebes Los Angeles, gern geschehen", stand dort über Ibrahimovics Unterschrift und dem Galaxy-Wappen.

Noch sehnsüchtiger als das US-amerikanische Fußballpublikum haben ihn aber nun die Tifosi als Heilsbringer erwartet. Denn der AC Milan ist nicht mehr der stolze Europapokal-Gewinner von einst. Er ist mittlerweile ein Mittelklasseteam in Italien, derzeit als Elfter 14 Punkte weg von den Champions-League-Rängen. Zuletzt verlor das Team 0:5 bei Atalanta Bergamo. "Ich kehre in die Stadt zurück, die ich liebe. Ich werde dafür kämpfen den Saisonverlauf zu ändern", sagte der Mittelstürmer.

Unter dem Hashtag #IZBACK feiern die Anhänger die Rückkehr in die Modestadt. Es ist somit das gewohnte reichlich zlataneske Vorgeplänkel des selbstsicheren Angreifers. Er meint seit jeher, als Fußballer und Mensch über den Dingen zu stehen. "Ich bin eben wie ein guter Wein: je älter, desto besser", sagte er schon mehrmals über sich. Beweisen will er das nun auch mit 38 Jahren in Mailand. Die Anekdote mit dem Jesus-Bild stammt übrigens von einem Gespräch mit einem ehemaligen Milan-Coach. Seinen Trainer Carlo Ancelotti soll Ibrahimovic vor Jahren bei Paris Saint-Germain gefragt haben, ob er an Jesus glaube. Der Italiener antwortete mit Ja, woraufhin Ibrahimovic erwidert haben soll: "Sehr gut, dann glauben Sie an mich. Jetzt können Sie sich entspannen."

Der Pakt soll beide Seiten wieder ins europäische Rampenlicht bringen

Doch eines darf bei aller Vorfreude der Tifosi nicht übersehen werden: Der Pakt, den Ibrahimovic schloss, ist einer, der schon auch beide Seiten wieder ins europäische Rampenlicht bringen soll. Schließlich hat auch der schlagzeilenträchtige Ibrahimovic auf seinem Heimatkontinent zuletzt wenig Interesse auf sich gezogen. Zwei Jahre in Los Angeles bedeuten im Fußball auch, etwas weg vom Schuss zu kicken.

Der Schwede wird am 2. Januar (sofern er den Medizincheck besteht) einen Vertrag für ein halbes Jahr unterschreiben, mit der Option auf eine weitere Saison. Bereits vier Tage später könnte er dann erstmals in der Startelf stehen beim Heimspiel gegen Sampdoria Genua. Sein Salär ist immer noch im gehobenem Segment: Laut Gazzetta dello Sport kassiert Ibrahimovic 3,5 Millionen Euro plus Boni bis Saisonende.

Dass er auch im fortgeschrittenen Fußballeralter noch so gefragt ist, hat auch damit zu tun, dass nur wenige Fußballer so an ihrem Körper arbeiten wie Ibrahimovic. Der Arzt Freddie Fu Ho-keung operierte ihn vor zweieinhalb Jahren wegen eines gerissenen Kreuzbands und beschrieb die Vorzüge des Schweden in der South China Morning Post damals so: "Im Gegensatz zu seinem Kreuzband waren seine Gelenke, seine Muskeln und die anderen Teile seines Knies in erstklassigem Zustand. Sie sahen aus wie bei einem 15-jährigen Jungen, nicht wie bei einem Fußballer, der sein Knie jahrelang den Strapazen körperlichen Wettkampfs ausgesetzt hatte." Vielleicht erreicht er also gerade tatsächlich das beste Fußballeralter.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4738591
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.12.2019/vit
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.