Süddeutsche Zeitung

Zitat von Rummenigge:"Ich ziehe meinen Hut und sage Champs-Élysées"

Karl-Heinz Rummenigge ist ein Hüter der deutschen Sprache. Er hat schon viele denkwürdige Reden gehalten. Mit einer Hommage an Franck Ribéry hat er den Sprachgebrauch der Bundesliga bereichert. Wieder einmal.

Von Benedikt Warmbrunn

Karl-Heinz Rummenigge ist Nichthutträger, Vorstandsboss des FC Bayern, vor allem aber: ein Hüter der deutschen Sprache. Er hat schon viele denkwürdige Reden gehalten, geschmückt mit passenden Zitaten und noch passenderen Fremdwörtern. Am Samstag also hat Rummenigge wieder einmal den Sprachgebrauch der Bundesliga bereichert, zum 100. Tor seines Spielers Franck Ribéry sagte er: "Ich ziehe meinen Hut und sage Champs-Élysées."

Nun stammt Ribéry zwar nicht aus Paris, dafür aus Boulogne-sur-Mer, einem Fischerstädtchen im Norden Frankreichs, vor dem die Pariser bekanntlich den Hut ziehen. Und dennoch war Rummenigges Satz ein tolles Zeichen. Ein Satz, der für Nähe steht, für Respekt. Ein Satz, der die Wurzeln einer multikulturellen Bundesliga würdigt. Der Spieler gehört zu einem Verein, doch erst durch seine frühkindliche Sozialisation bereichert er die Vielfalt des deutschen Fußballs. Rummenigge hat nicht vergessen, wo Franck Ribéry herkommt, und er weiß, wie sehr dessen Ursprünge den Charakter der Liga pflegen. Wir rücken daher unseren Hut zurecht, folgen Rummenigges Beispiel und preisen die Helden des 14. Spieltags.

Wir ziehen also unseren Hut vor dem Dortmunder Krisenbeender Ilkay Gündogan und sagen: Nordsternpark Gelsenkirchen. Wir ziehen unseren Hut vor dem Augsburger Last-Minute-Siegtorschützen Alexander Esswein und sagen: Nibelungen- und Lutherstadt Worms (und Dom). Wir ziehen den Hut vor dem treffsicheren Freiburger Vladimir Darida und sagen: Falkenbrunnen Sokolov.

Wir ziehen unseren Hut vor dem Schalker Dreifach-Torschützen Eric Maxim Choupo-Moting und sagen: Reeperbahn. Wir ziehen den Hut vor dem Wolfsburger Führungstorschützen Kevin De Bruyne und sagen: alte Herberge Sint-Antone in Drongen (gegenwärtig ein Lingeriegeschäft). Und wir ziehen natürlich den Hut vor dem Mönchengladbacher Spielgestalter und Torschützen Raffael und sagen: Pólo comercial da Avenida Monsenhor Tabosa, Fortaleza.

Und am Ende des 14. Spieltages ziehen wir den Hut vor dem Sprachhüter Karl-Heinz Rummenigge und sagen offen und ehrlich: Stadion am Bruchbaum.

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Quelle:
SZ vom 08.12.2014
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