Basketball:Paul Zipser könnte zum FC Bayern zurückkehren

Chicago Bulls vs. Cleveland Cavaliers

Paul Zipser hatte seine Momente in der NBA - doch in Chicago wurde er entlassen.

(Foto: Gregory Shamus/AFP)
  • Basketballer Paul Zipser spielte zwei Jahre für die Chicago Bulls in der NBA.
  • Vor knapp zwei Wochen entließ der Klub den Nationalspieler.
  • Nun ist der Heidelberger auf Vereinssuche - und könnte dort landen, wo er einst berühmt wurde: beim FC Bayern.

Von Jonas Beckenkamp

Paul Zipser saß diese Woche an einem Ort, an dem man es bei den aktuellen Temperaturen gut aushalten kann. Der Basketball-Profi war am Mittwoch zu Gast beim TV-Sender Sky im Münchner Norden, man lud ihn dort für ein Interview ins klimatisierte Studio ein und ließ ihn über seine Situation Auskunft geben. Zipser spielte in den vergangenen beiden Jahren in der amerikanischen Profiliga NBA, als Mitglied der Chicago Bulls. "Ich denke, dass ich da auch hingehöre", sagte Zipser. Der 2,03 Meter große Nationalspieler klang aber nicht besonders zuversichtlich.

Dass ein deutscher Basketballer über die beste Liga der Welt spricht und das nicht nur als Außenstehender, kommt in letzter Zeit immer öfter vor. Gleich sieben Körbewerfer made in Germany versuchen sich kommende Saison in den USA auf allerhöchstem Niveau: Dirk Nowitzki, Maxi Kleber (beide Dallas), Isaac Bonga, Moritz Wagner (beide LA Lakers), Daniel Theis (Boston Celtics), Dennis Schröder (Oklahoma) und neuerdings auch Isaiah Hartenstein, der am Donnerstag bei den Houston Rockets unterschrieben hat. Bei Paul Zipser deutet vieles darauf hin, dass seine Zeit in der Muskel- und Glitzerwelt in Amerika erst einmal vorbei ist.

Vor knapp zwei Wochen endete sein Engagement bei den Bulls. Der Verein, der ihn 2016 an 48. Stelle bei der Talenteziehung des Drafts ausgewählt hatte, verlängerte seine Arbeitspapiere nicht. Ein wenig schade ist das schon, denn eigentlich hatte der 24-Jährige bei den Bulls durchaus vielversprechende Ansätze gezeigt. Das Problem: Seine beste Phase ist nun schon ein Weilchen her. Mitte der Saison 2016/17 war Zipser immer öfter in der Startformation in Chicago aufgetaucht. Er verteidigte vehement gegen die Besten und Biestigsten der Liga, selbst LeBron James tat sich mitunter schwer gegen ihn. Im April 2017 erzielte er mit 21 Punkten gegen die Brooklyn Nets seine persönliche Bestleistung, fünf Dreier waren damals sogar dabei. Zipser wirkte wie einer, der es drüben packt. Jetzt ist er vereinslos.

Die Verantwortlichen warfen immer mehr andere Junge ins Rennen

Entscheidend dafür dürfte die vergangene Saison gewesen sein, als der gebürtige Heidelberger in einer völlig dysfunktionalen Bulls-Mannschaft mit unterging. Mit nur 27 Siegen landete der frühere Klub von Michael Jordan weit hinten in der Tabelle - seit längerem gilt Chicago als Standort im Umbruch, ein Team aus Einzelkämpfern, in dem der Teamspieler Zipser sein Selbstvertrauen verlor.

Während die Verantwortlichen in Chicago zuletzt immer mehr andere junge Spieler ins Rennen warfen, schrumpften Zipsers Einsatzzeiten und letztlich auch seine Trefferquoten. Am Ende holten die Bulls auch noch Jabari Parker von den Milwaukee Bucks, einen 40-Millionen-Dollar-Mann (Vertrag über zwei Jahre) mit ähnlicher Spielweise, Position und Größe wie Zipser. Dessen Wankelmut in einer für ihn äußerst schwierigen Spielzeit 2017/18 hatte die Bulls offenbar zweifeln lassen. Besonders im Frühling lief es bei ihm - auch verletzungsbedingt - überhaupt nicht mehr.

"Ich schaue nur in die Reha"

Nur vier Punkte pro Spiel, ausbaufähige Korbbilanzen und viele Fehlzeiten waren letztlich kein gutes Empfehlungsschreiben in der hire-and-fire-Welt der NBA. Der "Spaßfaktor, wie ich ihn sonst bei diesem Sport liebe" sei ihm im letzten halben Jahr in Chicago völlig verloren gegangen, sagte Zipser nach der Saison. Eine frustrierende Zeit, die noch immer andauert. Nach einer Operation in Folge eines Ermüdungsbruchs im Fuß absolvierte er zuletzt eine Reha in seiner Heimatstadt Heidelberg. "Ich schaue gerade nirgendwo hin, ich schaue in meine Reha-Klinik", erklärte Zipser bei Sky. Doch natürlich stellt sich die Frage, wo ein deutscher Basketballer mit NBA-Format in Zukunft seine Zeit verbringt.

Wenn es mit den USA nichts mehr wird, wäre eine Rückkehr nach Europa natürlich eine Option. Zipser war ja einst aus Heidelberg nach München zum FC Bayern gekommen, wo er sich als Nachwuchsmann stark entwickelte. Und weil die Bayern ihre Ehemaligen nie vergessen, ist nun offenbar ein Comeback beim deutschen Meister und Pokalsieger zumindest eine der Überlegungen.

"Paul ist unser Junge, unser Spieler. Wenn er Interesse hat, wieder bei Bayern München zu spielen, werden wir nicht nein sagen", sagte kürzlich Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic auf der vereinseigenen Saisonabschlussfeier. Und er wurde noch konkreter, als er auf der USA-Marketingreise der Bayern dieser Tage erneut gefragt wurde: "Paul liebt Bayern, das ist sein Verein. Wir sind in ständigem Kontakt", ergänzte Pesic. "Wenn wir aus den USA zurück sind, werden wir uns in München zusammensetzen."

Und so könnte die Personalie letztlich auch eine Geldfrage werden, denn es muss sich erst herausstellen, ob die Münchner Zipser in ihr Gehaltsgefüge einsortieren könnten. Auch wenn der Flügelspieler anderswo in Europa, etwa bei einem der großen Istanbuler Klubs oder in Tel Aviv, höhere Gagen erzielen könnte, würde ein Engagement beim FC Bayern sportlich Sinn machen. Zipser meinte am Mittwoch über eine mögliche Rückkehr: "Grundsätzlich natürlich. Ich habe dem Verein viel zu verdanken."

Die Bayern treten in den kommenden Jahren in der Euroleague an, sie brauchen einen breiten Kader und deutsche Basketballer als Identifikationsfiguren - und würden dem sensiblen Zipser ein bekanntes Umfeld bieten. Sein Besuch im Münchner TV-Studio könnte ja ein Anfang gewesen sein.

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