Für welchen Wettbewerb sich die Basketballer des FC Bayern derzeit aufhübschen, ist spätestens seit den Verpflichtungen der NBA-Spieler Greg Monroe und Josh Huestis sowie des französischen Nationalcenters Mathias Lessort offensichtlich: Der Blick geht nach Europa. Nun hat der deutsche Meister den derzeit wohl begehrtesten deutschen Spieler in sein Team eingereiht: Paul Zipser, 25, kehrt nach seinem Engagement in der NBA und einer folgenden Verletzungspause für zwei Spielzeiten zum FCB zurück, von wo er 2016 zu den Chicago Bulls gewechselt war. Damit fehlt noch ein Spielmacher von hoher internationaler Güte, um den Kader für die kommenden Aufgaben zu vollenden.
Die sind - neben der Titelverteidigung - wohl vornehmlich im wichtigsten kontinentalen Wettbewerb zu suchen, was Geschäftsführer Marko Pesic nach der abgelaufenen Euroleague-Saison angekündigt hatte. Die Münchner sammelten dabei 14 Siege, so viele wie kein deutsches Team zuvor in der 18er-Liga, die Endrunde der besten Acht haben sie aber verpasst. In spätestens zwei Jahren wollen die Münchner zum erlesenen Kreis der Playoff-Kandidaten zählen, dann nämlich steht die neue Halle im Olympiapark mit Platz für 11 500 Menschen, für den Wettstreit mit europäischen Größen wie Barcelona, Madrid, Moskau oder Istanbul. Und weil Dabeisein dem Anspruch des FC Bayern so gar nicht genügen will, modelliert die sportliche Führung jetzt schon ein Team, dem die Endrunde zuzutrauen ist.
Weiterer Garant hierfür ist nun Zipser, der 25-Jährige war vor drei Jahren von München aus in die beste Liga der Welt gezogen. Obwohl ihm sein damaliger Trainer Svetislav Pesic dringend ein weiteres Jahr unter seiner Fürsorge anriet, unterschrieb der athletische 2,03-Meter-Forward für zwei Jahre bei den Chicago Bulls. Bei den Bayern war er zur international erfahrenen Stammkraft und zum Nationalspieler gereift.
Auch in der NBA zeigte er eine starke Einstandsaison, klagte im zweiten Jahr aber zunehmend über Schmerzen im Fuß, was seine Leistungen minderte. Die Ursache übersahen die Ärzte in der NBA, erst in Deutschland stellte man einen Ermüdungsbruch fest. Der Vertrag bei den Chicago Bulls wurde nicht verlängert, es folgte eine OP und der Entschluss Zipsers, die Verletzung vollständig auszukurieren. Dabei spielte die medizinische Abteilung des FC Bayern eine bedeutende Rolle, der er seit zwei größeren Verletzungen zu seiner Münchner Zeit viel Vertrauen entgegenbringt. Weil im Januar 2019 dann ein Wechsel zum NBA-Klub Brooklyn Nets kurzfristig platzte, schloss sich Zipser dem spanischen Erstligisten Burgos an. Nun also die Rückkehr zu den ambitionierten Bayern, derzeit bereitet sich Zipser im Kreise des Nationalteams mit den neuen Kollegen Danilo Barthel und Maodo Lo auf die Weltmeisterschaft in China vor.
Für Zipser muss Robin Amaize im Kader Platz machen, der 25-Jährige wird für eine Saison an den Eurocup-Starter Oldenburg ausgeliehen, wo er nach einer durchwachsenen Saison in München Spielpraxis und Selbstvertrauen sammeln soll - sein Vertrag beim FCB läuft noch bis 2021.