Ashton Eaton bekam an den vergangenen beiden Tagen ungefähr 300 Mal die gleiche Frage gestellt - und auch beim 300. Mal sagte der amerikanischen Zahnkämpfer geduldig und mit einem Lächeln auf den Lippen: "Nein, ich denke nicht an den Weltrekord. Ich möchte gewinnen, das hier sind die Olympischen Spiele, alles andere ist mir erst einmal egal."

Natürlich gewann Eaton, mit deutlichem Vorsprung sogar. Die Frage vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf war vielmehr, ob der 24-Jährige den Weltrekord würde brechen können, den er erst Ende Juni bei den US Trials aufgestellt hatte.
Dazu brauchte er allerdings eine persönliche Bestleistung, die ihm zuvor trotz teils herausragender Versuche in keiner einzigen Disziplin zuvor gelungen war. "Ich bin fit", sagte er vor der letzten Disziplin, "mein Körper fühlt sich noch ziemlich stark an." Er sagte auch noch einmal: "Nein, ich denke nicht an den Weltrekord." Dann begann der Lauf.
Eaton lief entspannt und locker seine Runden, es war ihm aber auch anzumerken, dass ihn die beiden Wettkampftage äußerst viel Kraft gekostet hatten. Er brauchte 4:33,59 Minuten, das war viel zu lange, um den Weltrekord zu brechen. Er verpasst auch die Olympische Bestmarke von 8893 Zählern, die Roman Sebrle 2004 in Athen aufgestellt hatte. Eaton siegte mit 8869 Punkten. Zweiter wurde Eatons Landsmann Trey Hardee mit 8671 Punkten, Bronze gewann der Kubaner Leonel Suarez (8523 Zähler).
Olympische Spiele sind keine Europameisterschaft. Das ist bisweilen nicht so gut für deutsche Sportler, hat so eine EM doch den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass keine Amerikaner daran teilnehmen dürfen und auch keine Chinesen. Für die Schwimmer ist das besonders vorteilhaft, weil sie dort dann auch mal ein paar Medaillen gewinnen, den Fußballern bringt es nicht allzu viel, weil die Spanier immer noch mitspielen.

Alle Olympiasieger:Französisch zu Gold geworfen
Frankreich ist erneut Olympiasieger im Handball. Die US-Basketballer gewinnen gegen Spanien, Anthony Joshua macht die Briten zum erfolgreichsten Box-Volk. Der Tscheche Jaroslav Kulhavy sprintet mit dem Mountainbike knapp zu Gold, ein Ugander läuft den Kenianern im Marathon davon.
Pascal Behrenbruch hatte unbedingt an der Europameisterschaft vor wenigen Wochen in Helsinki teilnehmen wollen, er hatte gar Gold mit persönlicher Bestleistung gewonnen - und danach einen Indizienprozess in eigener Sache geführt und sich selbst zu einem Medaillenkandidaten für die Olympischen Spiele erklärt. Er wurde mit 8126 Punkten Zehnter. "Die EM war super - aber hier kacke ich ab", sagte Behrenbruch schon nach dem ersten Tag.

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Rico Freimuth, der zuvor auf die EM verzichtet hatte, um sich anständig auf London vorzubereiten, schaffte nach einem herausragenden zweiten Tag 8320 Punkte und den sechsten Platz. "Das sind die zwei geilsten und aufregendsten Tage meines Lebens gewesen", sagte Freimuth. Den ersten Tag gestaltete Freimuth recht unauffällig, er agierte in jeder einzelnen Disziplin überdurchschnittlich und leistete sich keinen Ausrutscher oder gar krassen Fehler. Er lag mit 4206 Punkten auf Rang neun und sagte danach nur kurz: "Ich bin sehr happy."
Dann begann der zweite Tag - und der 24 Jahre alte Freimuth brauchte nur 13,89 Sekunden über die 110 Meter Hürden, was nur 0,12 Sekunden über seiner Bestzeit lag. Er schleuderte den Diskus 49,11 Meter weit und übersprang mit dem Stab eine Latte, die 4,90 Meter hoch lag. Nun war Freimuth plötzlich Dritter. Er schlenderte recht locker im Olympiastadion herum, er forderte die 80.000 Menschen bei jedem Versuch auf, ihn anzufeuern. Es sah so aus, als würde die Beobachtung für ihn eher Privileg als Druck sein.
Er warf den Speer dann jedoch nur 57,37 Meter weit, nach dem letzten Wurf schlug er die Hände über dem Kopf zusammen, weil er wusste, dass er mit 154 Punkten Rückstand nun kaum noch Chancen auf Bronze hatte. Wohl aber auf eine respektable Platzierung. "Ich versuche einfach meine Leistung abzurufen", sagte er vor dem 1500-Meter-Lauf, "das sind jetzt schon die geilsten und aufregendsten zwei Tage meines Lebens."
Pascal Behrenbruch übrigens relaxte vor dem letzten Lauf mit Trainer und Freunden vor dem Stadion. Er führte seine Leistung auf das harte Training und die Europameisterschaft zurück: "Vielleicht bin ich deshalb müde und ausgelaugt. Die EM war aber wichtig für mich, den Titel kann mir niemand mehr nehmen." Den sechsten Platz bei Olympischen Spielen indes kann Freimuth nun auch niemand mehr nehmen. Und derzeit sieht es so aus, als könne Ashton Eaton seinen Weltrekord nur an Ashton Eaton verlieren. Bei den Olympischen Spielen schaffte er es nicht - aber er wollte ja auch nur gewinnen.