Niklas Kaul bei Olympia:Im Rollstuhl raus

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Unerwartetes Aus: Niklas Kaul muss sich nach seiner Verletzung aus dem Innenraum des Stadions schieben lassen. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul staucht sich das Sprunggelenk und muss den 400-Meter-Lauf unter Schmerzen abbrechen. Die Olympia-Medaille ist verloren - dabei schien er genau im richtigen Moment fit zu sein.

Von Saskia Aleythe, Tokio

Zwischen zwei Extremen liegen manchmal nur ein paar Augenblicke. Niklas Kaul kippte rücklings auf die Hochsprung-Matte im Nationalstadion in Tokio mit Erleichterung im Gesicht, gerade hatte er 2,11 Meter überquert, so viel wie noch nie. Kaul spannte die Muskeln an, jubelte, schrie sogar, dann das Kippen auf die Matte. Es war die vorletzte Disziplin an diesem Tag, bei der letzten lag er dann auf der Bahn und weinte.

Er hatte sich beim Hochsprung verletzt, und über die 400 Meter kam der Weltmeister von 2019 nicht mehr ins Ziel. In der Kurve trudelte Kaul aus und sank zu Boden, mit einem Rollstuhl wurde er aus dem Stadion gefahren. Die Hände im Gesicht vergraben.

"Das ist ungeheuer tragisch. Er war im richtigen Moment fit."

Es sind Kauls erste Olympischen Spiele, er ist ja erst 23 Jahre alt, doch als amtierender Weltmeister hatte er eine Medaille im Blick. "Bisher macht es Spaß", sagte er nach den ersten Wettbewerben am Vormittag. Sein Start in den Medaillenkampf war ordentlich: Im Weitsprung konnte Kaul mit 7,36 Metern den größten Satz seiner Karriere in die Sandgrube zaubern. 11,22 Sekunden über die 100 Meter waren in Ordnung, nur beim Kugelstoßen (14,55 Meter) haderte er. "Da muss man akzeptieren, dass die Würfe noch etwas fehlen", sagte er, nach der Ellbogen-OP im vergangenen Sommer hatten sie im Training die Umfänge reduziert. Nach dem Hochsprung lag er dann aussichtsreich im Rennen, steuerte seine Bestleistung und bis dahin den Bronzerang an.

Doch dabei erwischte ihn dann auch die Verletzung am rechten Knöchel: DLV-Chefarzt Andrew Lichtenthal teilte mit, sein Absprunggelenk sei gestaucht. Daraus habe sich eine Schwellung am Sprunggelenk entwickelt. "Das ist ungeheuer tragisch. Er war im richtigen Moment fit. Da ist ein Traum geplatzt", sagte Idriss Gonschinska, Generaldirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Kaul selber tauchte auch noch mal auf, mit tief ins Gesicht gezogener Kappe: "Ich werde morgen im Stadion sein und etwas dazu sagen", erklärte er. Immerhin: Er ist noch jung genug für ein paar weitere Olympische Spiele.

"Im Zehnkampf gibt es immer viele Verletzungen", hatte Kollege Kai Kazmirek am Mittag noch gesagt, "wenn wir am Ende mit 16 Leuten durchkommen, wäre das schon grandios." Gestartet sind 23. Er schloss den ersten Tag mit dem 13. Platz und 4251 Punkten ab, an der Spitze dominiert der Kanadier Damien Warner mit 4722 Punkten.

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