Zehn Zylinder:Rosberg pfeffert Hamilton die Mütze hin

Lewis Hamilton steigen nach seinem WM-Triumph Tränen in die Augen, Teamkollege Nico Rosberg ist sauer auf ihn. Und Sebastian Vettel plagt die Sehnsucht nach dem großen Erfolg. Die Höhepunkte vom Formel-1-Wochenende.

Von Elmar Brümmer, Austin

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Lewis Hamilton

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Quelle: AP

Er ist der schnellste, der härteste, der emotionalste Rennfahrer der Saison. Und der erste Brite, der einen Formel-1-Titel verteidigen kann. Nach dem zehnten Saisonsieg stößt Lewis Hamilton in Texas ein "Ich liebe euch alle" hervor, er hat Tränen in den Augen. Vor der Siegerehrung kniet er nieder, den Kopf auf den Armen, den Helm vor sich auf dem Tisch - der Weltmeister betet. In der Ecke hockt Nico Rosberg, einmal mehr geschlagen, hält sich die Hände vors Gesicht. Hamilton wirft ihm die Sponsorenmütze freundschaftlich zu, Rosberg pfeffert sie zurück. Das sei ein normales Spielchen gewesen, sagte Rosberg danach. So sah es aber nicht aus, die Szene verriet vielmehr alles über das Nicht-Verhältnis der beiden. Hamilton kostet seine Party aus. Er klopft sich mehrfach aufs Herz, der dritte Titel stellt ihn auf eine Stufe mit seinem Idol Ayrton Senna: "Das ist das, was ich immer erreichen wollte. Es ist der größte Moment in meinem Leben." Ein neues Ziel, sagt der 30-Jährige, habe er momentan nicht im Auge.

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Nico Rosberg

United States Grand Prix

Quelle: dpa

Auf die Frage, wie lange es in der schwierigen Beziehung mit Teamkollege Lewis Hamilton noch gutgehen kann, fällt dem erneut am Saisonziel Titelgewinn gescheiterten Wiesbadener nur ein lakonisches "weiß nich" ein. Die Aktion in der ersten Kurve, als ihn der Gegenspieler nach außen drückte und die Räder der beiden kollidierten, ging Rosberg "einen großen Schritt zu weit". Verloren hat er das Rennen selbst, durch einen Fehler in der 49. Runde. Jetzt geht es für Mercedes-Teamchef Toto Wolff darum, die Streithähne so zu befrieden, dass Mercedes in der kommenden Saison einen dritten Konstrukteurstitel holt. Was Rosberg wirklich über die Aktionen seines Inteamfeindes denkt, will er nicht sagen: "Da muss ich aufpassen, das gibt 'ne Headline, so tief will ich nicht gehen." Eine Aussprache zwischen den beiden soll es noch vor dem nächsten Rennen am Wochenende in Mexiko geben.

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Sebastian Vettel

United States Grand Prix

Quelle: dpa

Von Platz 13 auf Rang drei, den zweiten Platz in der WM-Wertung gehalten - und trotzdem waren es gemischte Gefühle bei dem Heppenheimer. Über den unverhofften Podiumsplatz konnte Sebastian Vettel sich nicht richtig freuen, mit ein bisschen Glück wäre der Sieg drin gewesen, aber eine der vier Neutralisierungsphasen des Rennens machte die Hoffnung zunichte: "Dieser dritte Platz ist eigentlich ziemlich gut. So fühlt es sich aber nicht an." Da kommt schon wieder der unbändige Ehrgeiz des Ferrari-Piloten durch: "Gern hätte ich die WM noch länger offen gehalten und am besten im Finale in Abu Dhabi noch umgedreht ..." Aber er zeigte sich als fairer Unterlegener: "Es ist der Tag von Lewis. Ich kenne das Gefühl, das er jetzt hat. Das ist immer eine große Erleichterung, wenn man es endlich geschafft hat." Das klingt nach Sehnsucht.

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Fernando Alonso

F1 Grand Prix of USA

Quelle: AFP

Elfter, und trotzdem sagt der Asturier, der eigentlich in der gleichen Ehrgeiz-Klasse wie Sebastian Vettel zu Hause ist: "Das war vielleicht eines der besten Rennen in meinem Leben." Hätte er nicht am Ende Probleme mit dem Honda-Motor im McLaren gehabt, wären zumindest Punkte drin gewesen. Zwischenzeitlich war der zweifache Weltmeister Fünfter: "Da wäre heute fast ein kleines Wunder passiert. Es fühlt sich so viel besser an, mit anderen Autos zu kämpfen und konkurrenzfähig zu sein. Aber trotzdem bin ich natürlich ein bisschen traurig." Sein Teamkollege Jenson Button sackte immerhin acht WM-Punkte ein. Alles das sind für Alonso Zeichen des großen Comebacks, auf das er hinarbeitet. Und diesmal gab es keinerlei verbale Breitseiten gegen den japanischen Motorenausrüster über Boxenfunk. Alonso, ein stiller Genießer?

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Jolyon Palmer

F1 Grand Prix of USA - Qualifying

Quelle: AFP

Es gibt sie noch, die neuen Gesichter in der Formel 1: Der Lotus-Rennstall setzt für 2016 auf den 24 Jahre alten Jolyon Palmer. Für den Briten eine logische Beförderung, er war bisher schon als Testfahrer im schwarz-goldenen Auto unterwegs; für den Rest der Welt: eine Überraschung. Palmer stammt zwar aus der Nachwuchsserie GP2, die im Rahmenprogramm der Grands Prix startet, aber dass er gerade Meister geworden ist - wer hätte es gewusst? Die Botschaft hinter der Verpflichtung lautet: Lotus soll in der nächsten Saison als Renault-Werksteam an den Start gehen und plant wohl ein Übergangsjahr. Maßgeblich finanziert von Pastor Maldonado, der seine Karriere maßgeblich den Öl-Millionen Venezuelas zu verdanken hat. Nächster Neueinsteiger könnte der Sigmaringer Pascal Wehrlein, 21 Jahre alt, sein, der als DTM-Champion von Mercedes beim Manor-Team sein Lehrjahr absolvieren könnte.

(im Bild: ein Lotus-Wagen in Texas)

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Kevin Magnussen

Australia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Die E-Mail kam Anfang des Monats, ausgerechnet an seinem 23. Geburtstag, und das war es dann vorerst mit der Karriere des Dänen in der Formel 1. Statt guten Wünschen bekam der Debütant der letzten Saison einen Abschiedsbrief - nicht von McLaren-Teamchef Ron Dennis, sondern von dessen Sekretärin. Teamchef Eric Boullier, der auch nicht gerade als Gefühlsmensch aufzutreten pflegt, findet nichts Anrüchiges am Stil des in die Krise gefahrenen Traditionsrennstalls: "Er wurde nicht gefeuert. Sein Vertrag läuft zum Ende der Saison aus. Es gab eine Option, aber aus unterschiedlichen Gründen wurde diese nicht verlängert." Aber natürlich sei man von der Qualität des Nachwuchsfahrers überzeugt, er habe eine "tolle Karriere" vor sich. Und die Stilfrage? Die stellt sich dem Franzosen offenbar nicht: "Ich möchte die Vorgehensweise nicht kommentieren."

(Archivfoto)

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Monisha Kaltenborn

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Quelle: AP

Als Frau in der Macho-Formel-1 ist die Teamchefin des Sauber-Rennstalls einiges gewohnt, und nachdem sie die EU-Wettbewerbskommission aufgefordert hat, doch die Geldverteilung in der Formel 1 mal unter die Lupe zu nehmen, hat sie mit Gegenwind gerechnet. Der kam vom Österreicher Niki Lauda, dem Ex-Weltmeister/Unternehmer/TV-Kommentator/Mercedes-Teamaufsichtsrat. Der 66-Jährige sprach von Ungereimtheiten, einem eigenartigen Führungsstil, und befand: "Sauber sollte gegen seine eigene Unfähigkeit ankämpfen." Die Replik war nicht weniger scharf. Kaltenborn wetterte: "Ich bin verwundert, dass es Daimler zulässt, dass ein so exponierter Vertreter in seinem Namen so falsche und unbedachte Aussagen macht. Wenn Herr Lauda in unserer Sache die Argumentation nicht versteht, kann das auch daran liegen, dass er sich dafür zu wenig interessiert."

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Bernie Ecclestone

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Quelle: AFP

Am Mittwoch wird der Autokrat 85 Jahre alt, und er hat seinen nächsten Job schon sicher. Falls die Formel 1 an Investoren aus Katar und Florida verkauft werden sollte, wird der Brite weiter die Geschäfte führen, wie seit 40 Jahren schon. Und auch an seinen politischen Ansichten hat sich nichts geändert, gegen Diktatoren hatte der Brite ja noch nie was. Zumindest ließ er sich nichts anmerken. Im russischen Propaganda-Fernsehen sprach er ein alles andere als freundliches Grußwort für Austin: "Was Amerika angeht, bin ich nicht sehr enthusiastisch. Das größte Problem ist, dass die Amerikaner glauben, die stärkste Macht auf der Welt zu sein, aber es nicht wirklich sind. Sie sind eher isoliert, eine große Insel, und sie lernen nur langsam, was andere Menschen auf der Welt tun."

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Jean Todt

FIA President Jean Todt sits in a car during his visit to the pit lane before the start of the Le Mans 24-hour sportscar race in Le Mans

Quelle: REUTERS

Das Problem mit seinem Nachfolger, sagt Max Mosley, der ehemalige Präsident des Automobilverbandes Fia, sei folgendes: "Jean will immer alle glücklich machen." In der Motoren-Krise der Formel 1, die vielmehr eine Krise von Red Bull Racing ist, hat der Franzose lange geschwiegen. Diese Woche aber will er angeblich etwas Gutes tun, was allerdings die engagierten Automobilhersteller wenig glücklich machen wird: Zusätzlich zu den Hybrid-Turbos, mit denen die Königsklasse den Zeitgeist getroffen hatte, sollen künftig auch reichlich spritschluckende Achtzylinder-Motoren wieder erlaubt werden. Die sollen von unabhängigen Fabriken wie Cosworth oder Ilmor kommen und für Billig-Leasingraten erhältlich sein. Angeblich, um alles günstiger und ausgeglichener zu machen. Vermutlich aber auch, um die Macht der Konzerne (Mercedes, Fiat, Honda, Renault) zu beschneiden.

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US-Publikum

United States Grand Prix

Quelle: dpa

Es war so, als habe jemand etwas dagegen, dass dieser Große Preis der USA stattfindet. Die Ausläufer des Wirbelsturms Patricia fluteten vom ersten Trainingstag an die Parkplätze und das Gelände des Circuit of the Americas - nachdem es zuvor Wochen überhaupt nicht geregnet hatte. Die Veranstalter, die ohnehin gegen einen Zuschauerschwund zu kämpfen haben, probierten alles: Turbinenfahrzeuge trockneten den Asphalt, Bagger gruben Drainagen, die Fans wurden zu Boxengassen-Spaziergängen eingeladen. Für die unglaubliche Geduld und das frühe Aufstehen, weil auch die Qualifikation am Sonntag ausgefahren werden musste, wurden die Fans mit dem spannendsten Rennen der Saison belohnt - und der Krönung Hamiltons. Der fragte rhetorisch: "Danke fürs Ausharren - ich hoffe, wir haben euch eine gute Show geboten."

© SZ.de/sonn/rus
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