Zehn Zylinder in der Formel 1:Perfekte 800 Meter

Sebastian Vettel wird erst als "Mister Mansell" geadelt, handelt sich jedoch frühzeitig einen Plattfuß ein. Lewis Hamilton ist außer sich vor Freude, gratuliert seiner Mutter zum Geburtstag - und kann sich einen Seitenhieb auf Vettel nicht verkneifen. Auch Nico Rosberg ist bestens gelaunt: Er gewinnt alle vier Duelle gegen Michael Schumacher.

Carsten Eberts

Zehn Zylinder in der Formel 1

Sebastian Vettel

1 / 10
(Foto: Getty Images)

Sebastian Vettel wird erst als "Mister Mansell" geadelt, handelt sich jedoch frühzeitig einen Plattfuß ein. Lewis Hamilton ist außer sich vor Freude, gratuliert seiner Mutter zum Geburtstag - und kann sich einen Seitenhieb auf Vettel nicht verkneifen. Auch Nico Rosberg ist bestens gelaunt: Er gewinnt alle vier Duelle gegen Michael Schumacher. Von Carsten Eberts "Mister Mansell", wie er von Teamchef Christian Horner nach dem Qualifying genannt wurde. Vettel hatte die 14. Pole Position der Saison geholt - und damit den Uralt-Rekord von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 eingestellt. Wollte im Rennen weitere Rekorde jagen, daraus wurde jedoch nichts: Vettel handelte sich bereits in der zweiten Kurve ohne Fremdeinwirkung einen Reifenschaden ein, drehte sich ins Gras, fuhr mit Plattfuß an die Box, stellte dort sein Auto ab. "Ich konnte nichts mehr machen", sagte Vettel über seinen ersten Ausfall nach 19 Rennen: "Bis zum platten Reifen haben wir alles richtig gemacht." Leider waren das nur perfekte 800 Meter.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Lewis Hamilton

2 / 10
(Foto: REUTERS)

Profitierte von Vettels Missgeschick und führte das Feld ab der dritten Kurve an. Verfolgte anschließend genüsslich, wie die gesamte Formel 1 auf eine neuerliche, übermotivierte Hamilton-Tölpelei wartete. Der Brite blieb diesmal zur allseitigen Überraschung fehlerfrei, fuhr als Erster über die Linie, grüßte noch via Boxenfunk seine Mutter, die Geburtstag hatte ("Happy Birthday, Mommy"). Sagte später: "Das war eines meiner besten Rennen überhaupt. Ich habe immer versucht, meine Reifen zu schonen." Das war dann wiederum ein kleiner Seitenhieb auf Sebastian Vettel.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Fernando Alonso

3 / 10
(Foto: AP)

Traf sich vor dem Rennen mit der früheren brasilianischen Fußball-Wuchtbrumme Ronaldo, der dem Boxer Mike Tyson immer ähnlicher sieht. Alonso schien dies anzuspornen: Er lieferte ein sehr gutes Rennen. Von Startplatz fünf fuhr er auf Rang zwei vor, fuhr fehlerlos, nur an einem kam er nicht vorbei: Lewis Hamilton. Kommentierte dies später: "Ich habe das gesamte Rennen über alles versucht. Es war ein individuelles Rennen gegen die Zeit. Ich fuhr in jeder Runde Qualifying-Runden, um zu versuchen, die Lücke zu schließen." Dies gelang ihm jedoch nicht mehr.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Jenson Button

4 / 10
(Foto: AFP)

Lieferte sich lange Zeit ein tolles Duell mit Mark Webber. Button fuhr Kampflinie, Webber ging vorbei, beide Boliden berührten sich, Button konterte, schob sich wieder vor seinen Kontrahenten. Und das auf einer Strecke, die sich eigentlich überhaupt nicht zum Überholen eignet. Hatte später jedoch technische Probleme. Sagte nach dem Rennen: "Ab der 13. oder 14. Runde hatte ich keinerlei Kers, was nicht gerade großartig war." Blieb in der Endabrechnung trotzdem vor Webber, was der Brite wohl selbst nicht ganz verstand.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Mark Webber

5 / 10
(Foto: Getty Images)

Kam als bester Red-Bull-Pilot ins Ziel, was für Webber natürlich eine tolle Sache war. Hatte jedoch ebenfalls Probleme in der Box, leistete sich beim ersten Stopp neun Sekunden Standzeit, was für die Schnellabfertiger von Red Bull natürlich viel zu viel ist. Sagte später: "Wir hatten einen schlechten ersten Boxenstopp und verloren dort einiges an Zeit. Und wahrscheinlich auch die Chance, um das Podest zu kämpfen." Damit hatte er die Defizite des Wochenendes trefflich benannt.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Adrian Sutil

6 / 10
(Foto: AFP)

Weiß immer noch nicht, für welches Team er in der kommenden Saison fährt. Wird auch nicht müde, diesen Umstand in jedem Interview zu betonen. Sagte etwa: "Was soll ich machen? Ich liefere hier den besten Job ab, den ich machen kann. Wenn die Leute das nicht checken, kann ich auch nichts machen." Wurde nach intensiven Recherchen von sueddeutsche.de sogar dabei gesichtet, wie er in Abu Dhabi mit dicken Hochglanz-Bewerbungsmappen von Teamchef zu Teamchef getingelt ist. Bewarb sich auf der Strecke mit einem gelungenen Überholmanöver gegen Schumacher, wurde am Ende trotzdem Achter (hinter Schumacher). Eine passable Bewerbung um einen neuen Job - mehr aber auch nicht.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Nico Rosberg

7 / 10
(Foto: REUTERS)

Startete gut, überholte gleich Michael Schumacher, setzte damit ein kleines Ausrufezeichen gegen seinen Teamkollegen. Hatte ohnehin eine gute Woche erlebt: Stand nach dem Qualifying bereits vor Schumacher. Verlängerte außerdem seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr, bis mindestens 2013. War damit erneut vor Schumacher, der sich zu seiner Zukunft noch nicht endgültig geäußert hat. Rangierte im Ziel zum vierten Mal in dieser Woche vor Schumacher: Rosberg wurde Sechster, der Rekordweltmeister Siebter. Sagte später: "Es war ein gutes Duell mit Michael. So kann es weitergehen." Da war sie - zack! - die nächste Spitze gegen Schumacher.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Michael Schumacher

8 / 10
(Foto: REUTERS)

Und Schumacher? Der ist bereits 42 Jahre alt, sicher ein wenig altersmilde - und nahm die Niederlagenserie gegen Nico Rosberg gelassen. "Das war ein schönes Duell mit Nico", erklärte Schumacher: "Ich wollte ihn aber nicht zu sehr beschäftigen. Ich wusste, dass er die besseren Reifen hatte." Wurde sogar noch demütiger und sagte: "Ich freue mich, dass wir es bis zur Zielflagge zusammenhalten konnten, um wieder einige Punkte zu holen." Sagt beim nächsten Mal bestimmt: "Gewinnen wollte ich heute sowieso nicht." Oder: "Schön, dass ich es überhaupt ins Auto geschafft habe."

Zehn Zylinder in der Formel 1

Kimi Räikkönen

9 / 10
(Foto: dpa)

Die Weltmeisterschaft? Entschieden. Die Konstrukteurs-WM? Auch. Kein Wunder also, dass die Formel 1 andere Themen diskutiert - etwa die bevorstehende Rückkehr von Kimi Räikkönen. Manche fänden dies gut, etwa Michael Schumacher, der sagt: "Wir haben nette gemeinsame Zeiten erlebt, und ich würde mich wirklich auf weitere Begegnungen auf und abseits der Rennstrecken freuen." Andere sehen das kritischer, etwa Rubens Barrichello: "Ich habe noch kein Wort mit ihm geredet. Aber das habe ich schon nicht getan, als er noch in der Formel 1 fuhr." Räikkönen, der wortkarge und eigenbrödlerische Finne, sagte übrigens: nichts.

Zehn Zylinder in der Formel 1

Christian Danner und Heiko Wasser

10 / 10
(Foto: imago sportfotodienst)

Es war kein besonders ereignisreicher Formel-1-Grand-Prix in Abu Dhabi, das bemerkten auch die RTL-Kommentatoren Heiko Wasser (links im Bild) und Christian Danner (Mitte). Und sie taten alles, um die Zuschauer bei Laune zu halten: Sie berichteten von einer Sandmalerin, die den Rennausgang vorab gezeichnet hatte (und dabei, Zefix!, den Ausfall von Vettel nicht berücksichtigte). Etwa 24 Mal erwähnten sie auch, dass Rubens Barrichello mit seinen 39 Jahren der Methusalem der Formel 1 sei. Dann wagten sie gar einen Ausflug in die Mathematik: In einer Tausendstelsekunde legt ein Formel-1-Bolide drei Zentimeter zurück, die Erde dreht sich um 29 Meter und Licht legt gar 300 Kilometer zurück. Toll. Wieder was gelernt. Von Langeweile? Keine Spur. Trotzdem gut, wenn diese längst entschiedene Saison irgendwann mal ein Ende nimmt.

© sueddeutsche.de/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: