Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Mit Instinkt zurück aufs Podium

Sebastian Vettel erinnert in Sepang mit Platz drei endlich wieder an sein Siegergen, sein Teamchef Christian Horner lässt sich von einem Spice Girl den Kopf verdrehen und "Lew, der Löwe" trommelt vor lauter Freude auf seinem Rennwagen herum. Die Protagonisten des Grand Prix von Malaysia.

Vom Elmar Brümmer, Sepang

1 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Geri Halliwell

Geri Halliwell

Quelle: dpa

Sebastian Vettel erinnert in Sepang mit Platz drei endlich wieder an sein Siegergen, sein Teamchef Christian Horner lässt sich von einem Spice Girl den Kopf verdrehen und "Lew, der Löwe" trommelt vor lauter Freude auf seinem Rennwagen herum. Die Protagonisten des Grand Prix von Malaysia.

Geri Halliwell: Dass irgendwas passiert sein muss, hatten sich die weiblichen Mitglieder des Christian-Horner-Fanclubs, die sich selbst gern die "Hornettes" nennen, schon gedacht: Ändert ein Mann mit 40 sonst so einfach seine Frisur? Die Sorgen um den Aufschwung beim Weltmeister-Rennstall allein konnten es kaum sein. Die Auflösung liefern die britischen Boulevardzeitungen: Fotos zeigen Horner, erst vor einem halben Jahr Vater geworden, mit Geri Halliwell (41). Besser bekannt als eines der Spice Girls - "Ginger Spice", um genau zu sein. Die Hornettes sorgen sich mehr um die eigenen Ehemänner und deren mögliche Midlife Crisis. Ein Fan aber fand auch etwas Gutes an den privaten Schlagzeilen: "Wenigstens hören wir jetzt auf, über Benzinsensoren zu reden..."

2 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Sebastian Vettel

F1 Grand Prix of Malaysia - Race

Quelle: Getty Images

Sebastian Vettel: Die kleinste Trophäe zu bekommen, das schmerzt einen Weltmeister für gewöhnlich. Doch Sebastian Vettel busselt den Pokal für den Dritten so, als ob es sich um Töchterchen Emily handeln würde. Da spürt einer, dass doch noch was geht. Zum ersten Mal wieder 300 Kilometer am Stück gefahren zu sein, so etwas kannte er ja gar nicht mehr. Zweiter Startplatz, einmal war er im Rennen sogar wieder dran an Nico Rosberg, das weckt den Instinkt. Auf den kann er sich immer noch verlassen. Und vor allem auch auf das, was da morgens und abends in Malaysia mit Luftfracht ankam. Etwa 60 Kisten mit Rennwagen-Neuteilen, die Konkurrenz sollte gewarnt sein. Auch Vettel ahnt: "Wenn wir größere Schritte machen als Mercedes, ist es eine Frage der Zeit."

3 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Lewis Hamilton

F1 Grand Prix of Malaysia - Race

Quelle: Getty Images

Lewis Hamilton: Das, was ihn in diesem Jahr und überhaupt bewegt, hat sich Lewis Hamilton auf den Rücken tätowieren lassen, und er hat es auch für alle anderen sichtbar auf seinen Helm gepinselt: "Ich wachse immer noch." An der Aufgabe, an der Chance. Es ist die Botschaft, die ihm sein Vater fürs Leben mitgegeben habe. Und warum soll sie nicht auch bei einem Ex-Weltmeister, der ein schwieriges Jahr hinter sich hat, gelten? Gerade dann: Die Macht der Wörter wirkt. Der Brite fuhr zu seiner zweiten Pole-Position in diesem Jahr und dann zum ersten Sieg. Vor Begeisterung trommelte Hamilton dem Silberpfeil ausgelassen auf der Fahrzeugschnauze herum, ehe ihm Sherlock-Holmes-Darsteller Benedict Cumberbatch gratulierte. Und dann schlug der Sieger sich noch dreimal auf die Brust: Seht her - "Lew, der Löwe" ist wieder da. Gewachsen sogar.

4 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Nico Rosberg

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Nico Rosberg: WM-Tabellenführer, und das bestätigt, zum zweiten Mal. Es ist immer noch eine neue Sphäre, in der sich Nico Rosberg da bewegt. Später, bei der Interviewrunde nach seinem zweiten Platz, der Mercedes den ersten Doppelerfolg der Neuzeit bescherte, checkte er auf dem Blackberry erst mal den Punktestand mit Kollege Hamilton. Die beiden, die mehr Gegner als Freunde sind, können sich ausrechnen, dass es bei bleibender Silberpfeil-Form schon bald richtig gegeneinander geht. Freie Fahrt hat Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff signalisiert, und der Gedanke daran bereitet ihm mehr Freude als Unbehagen. Nico Rosberg mag nicht an die Favoritenrolle denken, auch nicht an die Bürde. Im Moment leben, ihn genießen, das reiche ihm schon. Das klingt verdächtig nach Vettel-Philosophie.

5 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Nico Hülkenberg

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Nico Hülkenberg: Fernando Alonso tut sich schwer mit dem Buchstaben "ü", aber der Asturier übt tapfer die Aussprache. Weil er, der stolze Pilot des schweren Ferrari, es neuerdings permanent mit Nico Hülkenberg zu tun bekommt. In Sepang ging es zwischen den beiden hin und her um Platz vier, und der Emmericher hat mit seinem Force-India-Mercedes offenbar ein Gefährt, dass gut liegt und ebenso gut läuft. Erst am Ende musste er aufgeben: "Da hat mich der Fernando lebendig gefressen." Hülkenberg empfindet ein besonderes diebisches Vergnügen, sich mit Alonso zu messen - durfte er im letzten Sommer doch noch selbst von einer Verpflichtung durch die Scuderia träumen. Am liebsten ist er Rationalist, das klingt nach erfolgreicher Zwei-Stopp-Strategie dann so: "Ich bin ziemlich ökonomisch gefahren und konnte meinen Rhythmus finden."

6 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Felipe Massa

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: Diego Azubel/dpa

Felipe Massa: Stallorder ist in der Formel 1 längst nicht mehr verboten, und das ist auch ganz gut für die Unterhaltung. Mit das Beste beim Rennen in Sepang war das Duell zwischen den beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas. Besser gesagt: Das Überholmanöver, das nicht stattfand. Zwar brüllten sie sich am Kommandostand heiser, dass der Brasilianer den Draufgänger aus Finnland vorbeilassen möge - weil der nun mal schneller unterwegs sei. Aber Massa, bei Ferrari die ewige Nummer zwei, machte sich trotzig breit. Er weiß um seine südamerikanischen Sponsoren im Hintergrund. Als Siebter und Achter fuhren die weißen Autos ins Ziel, die Chance auf Platz sechs war vergeben worden. Aus Sturheit. Oder Dummheit.

7 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Bernie Ecclestone

F1 Grand Prix of Malaysia - Qualifying

Quelle: Getty Images

Bernie Ecclestone: Dass er das Gesicht verzieht, liegt wohl daran, dass er den Kopf so schräg hält. Ein Zirkusdirektor mit dem Ohr an der Manege, wortwörtlich. Soundcheck. Niemand hat die neue, leisere Motorenformel so heftig kritisiert wie der 83 Jahre alte Brite - ohne sie je live gehört zu haben. In Malaysia änderte sich das, und obwohl er immer noch gegen das Vernunftreglement ist, musste Bernie Ecclestone zugeben: "Es klingt nicht so schlecht, wie ich dachte." In Altherrenart fügt er hinzu: "Ich muss ihn noch hochkriegen." Er meint natürlich den Sound, und seither haben die Ingenieure etwas zu tüfteln. Vielleicht können sie etwas an den Turboschaufeln machen oder am Auspuff? Dabei ist Lärm technisch gesehen nichts anderes ist als verschwendete Energie.

8 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Daniel Ricciardo

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Daniel Ricciardo: Zwei Rennen hat es gedauert, und schon ist Mark Webber als schwieriger Weggefährte von Sebastian Vettel vergessen. Webbers Landsmann Daniel Ricciardo, 24, hat sich rasend emanzipiert. Und das, obwohl das Talent aus Perth ein zweites Rennen zum Verzweifeln hinter sich hat. Der zweite Platz beim Auftakt wurde ihm wegen einer zu hohen Benzineinspritzmenge aberkannt. In Sepang tummelte er sich lange auf Rang vier, dann schraubte ihm die Boxencrew das linke Vorderrad nicht richtig fest. Er merkte es sofort, wurde zurückgeschoben, startete neu, aber der Frontflügel ging kaputt. Und dann spürte er wieder die Wucht der Regelbehörde: Die Strafen, die Red Bull aufgebrummt bekommt, treffen Ricciardo. So sehr, dass er fünf Runden vor Schluss kapitulierte. Immerhin, nicht entnervt: "Da vorn alles durcheinander zu wirbeln, das macht Spaß - das ist wie eine Sucht."

9 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Adrian Sutil

Malaysia Formula One Grand Prix

Quelle: dpa

Adrian Sutil: Es gibt wenige Formel-1-Piloten, die so gut dozieren können wie Adrian Sutil. Der Kernsatz zu seiner noch neuen Arbeitsstelle, dem Schweizer Sauber-Rennstall, lautet: "Da wo wir sind, ist wo wir sind." Heißt konkret: Im Nirgendwo. Zweites Rennen, zweite Nullrunde für Gräfelfinger, diesmal kam er nicht mal ins Ziel. Das ist hart für einen, der die Startnummer 99 wählt, weil das die Höchste ist, und den das Team als #SuperSutil bei Twitter durchs Netz schickt. Das Fahrverhalten seines Autos sei wie auf Schmierseife - nach der Hälfte des Rennens war Schluss. "Wir müssen daran arbeiten, damit wir das verstehen. Es ist eine schwierige Situation", ahnt Sutil. Und schielte ein bisschen neidisch zum alten Arbeitgeber Force India, wo sein Nachfolger Nico Hülkenberg zum Punktegarant geworden ist.

10 / 10

Zehn Zylinder des Formel-1-Wochenendes:Dietrich Mateschitz

Formel 1 - GP Spanien

Quelle: dpa

Dietrich Mateschitz: Erst kommt noch ein Rennen, und dann erst wird die Spritaffäre von Australien neu verhandelt, weil Red Bull Racing das Berufungsgericht beim Automobilweltverband FIA angerufen hat. Aber das Muskelspiel, das ist schon beim Großen Preis von Malaysia zu spüren gewesen. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat in Interviews mit heimischen Medien versteckt mit dem Ausstieg gedroht, wenn die Formel 1 nicht mehr der konzerneigenen Interpretation von Freigeist entspräche. Das beschleunigt in einem von der Tropenhitze zusätzlich aufgeheizten Fahrerlager die Gerüchte noch. Am einen Tag wird eine Piratenserie unter Führung von Mateschitz und Ecclestone kolportiert, am nächsten, dass Red Bull interessiert sei, maßgeblicher Anteilseigner an den aktuellen Formel-1-Rechten zu werden. Dabei will der 69 Jahre alte Österreicher nur eins: Gewinnen. Egal wo.

© SZ.de/jbe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: